Heiligenhaus. Catcalling nennt sich, wenn Männer Frauen sexistische Sprüche hinterrufen. Eine Wanderausstellung setzt sich mit dem Thema auseinander.

„Lach mal mehr, dann gibt dir auch einer was aus!“ und „Na, da müssen Sie aber doch nicht gleich vor mir auf die Knie gehen!“ – solche und noch schlimmere sexistische Kommentare haben viele Frauen schon einmal gehört. Für Aufdringlichkeiten wie Pfiffe, anzügliche Gesten oder eben sexistische Kommentare, die ohne Körperkontakt stattfinden, hat sich der Begriff „Catcalling“ etabliert. Die Wanderausstellung „#Wir kreiden an!“, die bis zum kommenden Samstag, 8. Juni, in der Kundenhalle der Kreissparkasse Düsseldorf zu sehen ist, will für diese Form der sexuellen Belästigung sensibilisieren.

„Respekt und Sicherheit werden bei einem solchen Umgang mit Frauen mit Füßen getreten. Es ist wichtig, den Betroffenen eine Stimme zu geben, deshalb stand für mich sofort fest, dass wir die Ausstellung unterstützen werden“, sagt Thomas Meuser, Gebietsdirektor der Kreissparkasse Düsseldorf. 

Besucherinnen können eigene Erlebnisse notieren

Auf den ausgestellten Roll-Ups sind Sprüche zu lesen, die Frauen wirklich genau so zu hören bekommen haben; an Bushaltestellen, auf der Kirmes, im Büro. „Im Hintergrund ist zu sehen, in welchen Situationen beziehungsweise an welchen Orten es zum Catcalling gekommen ist“, erläutert Claudia Sciannimanica, Fachberaterin in der allgemeinen Frauenberatung des SKFM Mettmann.

Veronika Kautz, Michael Beck, Mirjam Bergfeld, Claudia Sciannimanica, Thomas Meuser und Jennifer Kolodziej (v.l.) bei der Wanderausstellung in Heiligenhaus.
Veronika Kautz, Michael Beck, Mirjam Bergfeld, Claudia Sciannimanica, Thomas Meuser und Jennifer Kolodziej (v.l.) bei der Wanderausstellung in Heiligenhaus. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

„Gemeinsam mit der Gleichstellungsbeauftragten des Kreises Mettmann haben wir schon 2021 Poster und Postkarten zu diesem Thema entwickelt, das oft verharmlost wird, mit Sprüchen wie ‚Der hat das ja nicht so gemeint‘. Frauen hatten dann die Möglichkeit, ihre eigenen Erfahrungen festzuhalten und ein Teil der dabei gesammelten Kommentare findet sich nun in der Ausstellung“. Die übrigens, so betont Sciannimanica, eine „lebende Ausstellung“ ist, das heißt, dass auch in Heiligenhaus die Besucherinnen und Besucher – denn auch Männer sind, wenn auch seltener, von Catcalling betroffen – ihre eigenen Erfahrungen auf Karten notieren und in eine bereitstehende Box werfen können.

Sexuelle Belästigung ist kein Kavaliersdelikt

„Das ist ein Thema, das in die Öffentlichkeit gehört. Alle Menschen sollen sich im öffentlichen Raum, hier in Heiligenhaus und anderswo, sicher fühlen, Catcalling ist kein Kavaliersdelikt“, hat auch Bürgermeister Michael Beck eine eindeutige Meinung.
Das Frauennetzwerk Heiligenhaus hat sich dafür eingesetzt, dass „Wir kreiden an!“ vor Ort gezeigt werden kann. „Als wir in unserer Runde über das Thema Catcalling diskutiert haben, hatten einige auch gleich persönliche Beispiele dafür, welche Kommentare sie schon zu hören bekommen haben“, berichtet Jennifer Kolodziej, Sprecherin des Netzwerks. „Es ist uns wichtig, darauf aufmerksam zu machen, dass Catcalls nicht als Kompliment missverstanden werden, sondern als das, was sie sind: sexuelle Belästigung.“

Gegen die sich Frau wehren kann: „Kontra geben, sich Unterstützung holen oder die Polizei rufen“, zählt Claudia Sciannimanica auf. Das Wichtigste aber sei, die eigene Sicherheit im Blick zu haben. In Deutschland ist verbale sexuelle Belästigung übrigens kein Straftatbestand; in Frankreich dagegen können extreme Fälle mit Geldstrafen bis zu 1500 Euro geahndet werden.