Heiligenhaus. Ruhrpottkomiker Uwe Lyko begeistert in Heiligenhaus – nicht nur in seiner Paraderolle als Herbert Knebel. Dabei hatte auch der Künstler viel Spaß.

Herbert Knebel ist wieder fit: Anfang Februar hatte das Coronavirus den Ruhrpott-Rentner erwischt, so dass der Auftritt mit seinem Affentheater verlegt wurde. „Wird der denn gar nicht älter“, staunte ein Zuschauer, als Uwe Lyko auf die Bühne „wackelte“. Jetzt ist der Komiker in dem Alter, das er seit über 30 Jahren spielt. Aber von wegen hüftsteif: Beim Gitarrenspiel springt der Alte wie ein junger Rehbock.

„Wir sind wieder da“, begrüßte er das Publikum, das weit vor Programmbeginn in der ausverkauften Aula des Gymnasiums Platz genommen hatte und sich mit einem Bierchen oder Sektchen für den unterhaltsamen Abend in Stimmung brachte. Die gute Laune war sofort da, schon beim ersten Lied wurde mitgeklatscht. Den Wunsch zum Gitarristen hatte Uwe Lyko bereits als Jugendlicher: „Da wollte ich Elektrogitarrist werden – ein Kabel hatte ich schon“, verriet Herbst Knebel seinen Bandmitgliedern. „Dann folgte ich dem Wunsch meiner Eltern nach einer ordentlichen Ausbildung und wurde Fernmeldemechaniker – das Kabel hatte ich ja schon.“

Heiligenhauser Publikum war schnell von Uwe Lyko begeistert

Von wegen hüftsteif: Beim Gitarrenspiel springt der Alte wie ein junger Rehbock.
Von wegen hüftsteif: Beim Gitarrenspiel springt der Alte wie ein junger Rehbock. © FUNKE Foto Services | Foto: Judith Michaelis

Mit solchen und ähnlichen hintergründigen Feststellungen brachte Uwe Lyko den Saal zum Lachen. Zwischendurch schlüpfte er in seine Paraderolle als Herbert Knebel, der etwas von seinem „vorehelichen Intimleben“ verriet. Das spielt sich „aber nur ganz“ kurz mit Lola Hasenkamp ab, der alle Männer in der Siedlung wegen ihres Aussehen nachsahen. „Die hatte Kurven wie der Nürburgring“, schwärmte der einstige Verehrer, der nach 40 Jahren die langhaarige Blondine wiedertraf „aber die Kurven waren ziemlich entschärft. Als sie mich sah, sagte sie `Herbert, Du hast dich überhaupt nicht umgezogen´. Sie lud mich zum Kaffee ein, aber nur zum Kaffee.“

Der Rentner erfuhr, was die Sexbombe von einst heute macht: „Sie ist Influenzerin, das hat nichts mit Grippe zu tun. Sie macht Werbung für Seniorenzweithaar.“ Herbert Knebel musste vor der Internetkamera Platz nehmen und tauschte seine Kappe gegen die tollsten Frisuren ein, vom Afro-Look bis zum Irokesen. „Schließlich zeigte sich Lola auch oben ohne, also ohne Perücke. Darunter sah es aus wie das Flusensieb von der Waschmaschine.“

Zugaben mussten es am Ende sogar mehrere geben

Uwe Lyko alias Herbert Knebel auf der Bühne in Heiligenhaus.
Uwe Lyko alias Herbert Knebel auf der Bühne in Heiligenhaus. © FUNKE Foto Services | Foto: Judith Michaelis / Funke Foto Services

Wie es unter dem „Fiffi“ von Ozzy Ostermann aussieht, blieb dem Publikum verborgen. Der Frührentner mit gescheiteltem Langhaartoupet trägt bunte Hemden, isst sehr gerne und möchte bei den Damen Eindruck schinden. Dabei ist Georg Göbel-Jakobi ein begnadeter Gitarrist, der mit seinen virtuosen Gitarrenriffs die Rentnerband so richtig ins Rocken bringt, die durch Bassist Martin Breuer, alias Ernst Pichel, und Detlef Hinz komplettiert wird.

Der „Trainer“, der mit seiner Trainingsanzughose fast hinter dem Schlagzeug verschwindet und ein wenig naiv wirkt, hat es faustdick hinter den Ohren. Als die vier „Stadt, Land, Fluss“ spielen, wobei der Buchstabe „x“ aufgerufen wird, hat der Trainer die passenden Begriffe sofort parat: „Tier: `Xenoceratops´ - ein Dinosaurier, `Xingu´ - Nebenfluss des Amazonas, Beruf `Xylophonverleiher´, das habe ich mal gemacht – und zwar in Xanten.“ Jetzt lebt der Profi-Trommler in Heiligenhaus, und zwar ganz in der Nähe des Immanuel-Kant-Gymnasiums. Ob er zu dem Konzert, dem das restlos begeisterte Publikum noch einige Zugaben abverlangte, zu Fuß kam, hatte er nicht verraten.

>>> Herbert Knebel war einst Bergmann

  • Der ehemalige Bergmann Herbert Knebel lebt mit seiner Frau „Guste“ in Essen-Altenessen und arbeitete Unter Tage auf einer Zeche, bis er 1988 wegen einer Staublunge in Frührente gehen musste.
  • Über seine Kinder ist nicht viel bekannt, er hat einen Sohn namens Peter, die beiden heißen „Marzel“ (Marcel) und „Jackeliene“ (Jacqueline). Zu seinen besten Freunden gehören Ernst Pichel, Ozzy Ostermann und der „Trainer“, mit denen er die Rentnerband gründete.