Heiligenhaus. Sofort handeln musste die katholische Kirche in Heiligenhaus: Das Kreuz drohte vom Kirchturm St. Suitbertus zu fallen. Hauptstraße war gesperrt.
Wer genau hinsah, konnte erkennen, dass das Kreuz auf dem Turm der Suitbertuskirche ein wenig schief war. Das sollte am Mittwochmorgen gerichtet werden. Doch dann wurde es gefährlich.
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Tags zuvor wurden zwischen Kirche und Pfarrzentrum Stahlplatten ausgelegt, damit der 47 Tonnen schwere Hubsteiger den gerade erst fertiggestellten Platz nicht beschädigt. Bis in eine Höhe von 83 Meter reicht die Arbeitsbühne, völlig ausreichend, um die 62 Meter hohe Turmspitze zu erreichen.
Hiobsbotschaft vom Kunstschmied
Als die Plattform wieder unten war, überreichte Stefan Hoppen an Rolf Hitzbleck den Wetterhahn. „Der ist ja gelb und nicht golden“, staunte das Mitglied des Bauausschusses der katholischen Pfarrgemeinde Sankt Suitbertus. „Das ist nur die Grundierung, das Blattgold ist im Laufe der Zeit verschwunden, nur Reste sind noch zu erkennen“, klärte der Kunstschmied und Restaurator auf und verkündete eine Hiobsbotschaft: „Der Hahn war fest und drehte sich nicht mehr mit dem Wind und wirkte wie ein Segel. Die Konstruktion des gesamten Kreuzes ist falsch befestigt, die Bänder sind zu kurz und nur mit drei Nägeln befestigt. Da besteht Gefahr für Leib und Leben, das ist kein Spaß.“
Das gesamte Kreuz muss vom Turm runter, das sah die städtische Denkmalschützern Katrin Fischer auch so und informierte die übrige Verwaltung. Die leierte sofort die Sperrung die Hauptstraße an, mit Umleitung der Linienbusse, Zettel an den Haltestellen informierten die Fahrgäste. Nach gut zwei Stunden konnte ein „Liebherr MK 140“ einer Euskirchener Firma vor der Kirche Aufstellung nehmen. „Das ist derzeit der größte mobile Baukran Europas“, stellt der Fahrer Michael Wagner das Großgerät und weist auf einen großen Vorteil hin: „Der Kran ist in 19 Minuten einsatzbereit.“
Lob an die Verwaltung
Pfarrer Miklós Nuszer und Rolf Hitzbleck schauten fasziniert zu, als sich die Ausleger wie die Glieder eines Zollstocks entfalteten. Derweil staunte Dachdeckermeister Michael Mebeler aus Bedburg bei Köln: „Ihr habt ja eine unheimlich schnelle Stadtverwaltung hier, das ging ja ruckzuck mit der Straßensperrung.“ Allerdings musste der Kran zunächst unverrichteter Dinge seine Konstruktion wieder einfahren. „Klingt kurios, aber wir stehen zu nah, der Ausleger kommt nicht dran“, so der Kranfahrer, der dass 60 Tonnen-Monstrum gut zehn Meter zurücksetzte.
Dann klappte alles wie am Schnürchen. Das gut 300 Kilogramm schwere Kreuz und die Unterkonstruktion wird in der Höhe von den Kunstschmieden gelöst und anschließend auf dem Vorplatz abgelegt. Während die Dachdecker mit Unterspannbahnen die Turmspitze vor Witterungseinflüssen schützen, packen die Schmiede das Kreuz auf ihren Lastwagen, um es in er heimischen Werkstatt in Dattenberg bei Linz am Rhein genau zu untersuchen. Weil weitere Schäden an der Schiefereindeckung aufgefallen sind, werden sie auch am Donnerstag am „Dom“ tätig sein.
Fünfstellige Summe für Restaurierung nötig
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Wie es mit dem Kreuz weitergeht, wird gemeinsam mit der Unteren Denkmalbehörde und der Bauabteilung des Kölner Erzbistums entschieden. Rolf Hitzbleck geht von einer mittleren fünfstelligen Summe aus, 70 Prozent wird das Bistum übernehmen, der Rest die Gemeinde. „Ich bin ja auch Vorsitzender des Fördervereins `Unser Dom´, der wird Mittel zur Verfügung stellen.“
In der Kugel unter dem Hahn befand sich eine Zeitkapsel, die neben einigen D-Mark-Münzen und einer Tageszeitung vom 4. März 1977 ein Schreiben der Gemeinde enthielt. Als Joseph Reuter Pfarrer war, wurde der Turm generalüberholt. Ein weiteres Schreiben stammt aus dem Herbst 1949, Johannes Bartsch war damals der Pfarrer. Mit dem Geld in „Deutscher Mark“ von Spenden aus der Gemeinde und zahlreicher evangelischer Christen wurde der Turm von den Dachdeckermeistern Albert Pfecht und Ernst Kessel mit Schiefer eingedeckt, das kupferne Kreuz stammt aus der Werkstatt des Schmiedemeisters Adam Rabe. „Diese Zeitkapsel kommt wieder in die Kugel, dann entsprechend mit Hinweis auf die aktuelle Restaurierung“, verspricht Rolf Hitzbleck. Er rechnet damit, dass dies noch in diesem Jahr sein wird.
Grundsteinlegung 1896
1894 wurde auf der südlichen Straßenseite der heutigen Hauptstraße ein Grundstück für den Bau neuer Pfarrgebäude gekauft. Am 5. Juli 1896 wurde der Grundstein zu der Kirche „St. Suitbertus“ gelegt, die bis heute die Silhouette von Heiligenhaus prägt. Die feierliche Einweihung erfolgte am 26. April 1898. Der komplette Ausbau der Kirche dauerte noch bis 1907 dauern. Das Kirchengebäude, im Volksmund auch „Dom“ genannt, wurde im neugotischen Stil errichtet. Die neuen Fenster aus den 70-er Jahren stammen von dem Glasbildner Wilhelm Buschulte.