Heiligenhaus. Prämiensparverträge sind für Banken nicht mehr wirtschaftlich. Die Kreissparkasse Düsseldorf kündigt nun auch in Heiligenhaus Verträge.
Die Sparkasse befindet sich weiter auf einem radikalen Sparkurs. Neben der Einsparung von 20 Prozent der Personalkosten sowie einer von der Sparkasse als „Straffung des Filialnetzes“ bezeichneten Standortminimierung geht die Kreissparkasse Düsseldorf nun den nächsten Schritt. Prämiensparverträge, die die höchste Prämienausschüttung erreicht haben, werden ab sofort von der Sparkasse gekündigt. Das teilt die Kreissparkasse nun mit.
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Beim Prämiensparen handelt es sich um eine besondere Form des Sparbuchs, bei der neben dem grundsätzlichen Sparzins auch eine jährliche Prämie ausgezahlt wird. Diese rechnet sich immer auf die letztjährige Einlagesumme der Sparverträge und steigt jährlich bis zu einem vereinbarten Höchstsatz – und dieser kann eben ganz schön hoch liegen, da Prämiensparverträge seit Jahrzehnten Kunden von Kinderschuhen an die Banken binden sollen und dementsprechend attraktiv gestaltet wurden.
Urteil des Bundesgerichtshofs
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Aus heutiger Sicht augenscheinlich zu attraktiv, da der Vorstandsvorsitzende Christoph Wintgen eine Kündigung als „unumgänglich und alternativlos“ bezeichnet, um die Wirtschaftlichkeit der Kreissparkasse aufrecht zu erhalten. Stützen kann sich die Kreissparkasse hierbei auf ein Urteil des Bundesgerichtshofs von 2019. Die seit zwölf Jahren anhaltende Niedrigzinsphase übe demnach einen immensen Druck auf alle Banken aus und zwinge alle früher oder später zu solchen ungemütlichen Maßnahmen.
Ungemütlich wird es erst einmal für 1600 Prämiensparer mit besonders hohen Einlage – und somit auch Prämiensumme. Diese wurden Ende letzter Woche von ihrer Sparkassenfiliale kontaktiert und über die Kündigungsabsicht informiert. Einhergehend mit dieser Information wurde eine Einladung zu einem Beratungsgespräch an alle Betroffenen gesendet. Die Kreissparkasse habe schon im letzten Jahr eine großflächige Beratungsoffensive gestartet, um ihren Kunden in Zeiten von Niedrigzinsen alternative Anlagemöglichkeiten näherzubringen. Die klare Empfehlung sei hier, in Wertpapiere oder risikoärmere Aktien- oder Mischfonds zu investieren.
Neue Anlagestrategien
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Prof. Dr. Svend Reuse, Mitglied des Kreissparkassen-Vorstandes, berichtet, dass rund 25 Prozent der Beratungsgespräche erfolgreich ablaufen und eine Umschichtung der Spar- und Anlagestrategie zur Folge haben. Und solche Investitionen seien nicht nur etwas für Erwachsene: „Kinder in Finnland kriegen eine Aktienportfolio zur Geburt geschenkt, während der Deutsche sich lieber mit einem sicheren und konservativen Sparbuch einbringt.“ Doch schaue man über die Landesgrenzen, erkenne man: „Die aktienaffinen Finnen, Niederländer oder Franzosen haben ein deutlich höheres Durchschnittsvermögen als die Deutschen“, erläutert Christoph Wintgen. Auch er habe seinen Kindern zur Geburt Wertpapiere geschenkt und seine Entscheidung nie bereut.
Niedrigzinsphase seit zwölf Jahren
Je länger die Niedrigzinsphase andauere, desto bessere Gründe für die Anlage in Wertpapiere und Fonds würden die Bürger vorfinden. Denn auch die Kreissparkasse muss mittlerweile dem Beispiel zahlreicher anderer Banken folgen und „Verwahrentgelte“, also Strafzinsen auf Geld auf dem Girokonto erheben. Seit 2017 gibt es im gewerblichen Bereich Verhandlungen, die laut den Verantwortlichen transparent, ehrlich und ergebnisorientiert verlaufen seien. Doch auch die Mehreinnahmen aus diesen Gesprächen reichten nicht aus, um die Bilanz in diesem Bereich auszugleichen.
Also werden seit Neuestem auch Privatkunden angesprochen, um „Lösungen zu finden“, wie Wintgen es vorsichtig umschreibt. Die Grenze liegt bei 100.000 Euro bei Bestandskunden, bei Neukunden gehen die Gespräche schon ab 10.000 Euro los. Keine rosigen Zeiten also in der Finanzwelt, denen sich nach und nach auch die Kreissparkasse fügen muss – zum Leidwesen der Kunden, die immer vehementer zu einem finanziellen Umdenken bewegt werden.
Lange gegen Trend gestemmt
Bereits 2019 hat der Bundesgerichtshof Banken und Sparkassen das Recht zugesprochen, langjährige Ratensparverträge auf Grund der geänderten Zinssituation zu kündigen. „Lange haben wir uns gegen diesen Trend gestemmt“, so die Kreissparkasse Düsseldorf. „Nach reiflichem Abwägen beabsichtigen wir nun die Kündigung von Prämiensparverträgen, wenn ihre höchste Prämienstufe erreicht ist.“
„Wir können uns nicht länger dem wirtschaftlichen Druck entziehen.“ Die damals vereinbarten Konditionen lägen weit über den aktuellen Marktbedingungen; „als verantwortungsvoll handelnde Sparkasse müssen wir tätig werden.“