Heiligenhaus. Auf der Görscheider Wiese in Heiligenhaus grasen nun wieder Schafe. Sie sind als „Rasenmäher“ gut geeignet, weil sie nicht alles fressen.

Als sich die Klappe des Anhängers öffnet, schauen die fünf Schafe erst einmal etwas skeptisch. Doch schon nach kurzer Zeit bewegen sich die „Coburger Füchse“ über die kurze Rampe auf den hinteren Teil der Görscheider Wiese, der für die nächsten Wochen ihr Zuhause sein wird, der „Almauftrieb“ läuft unkompliziert ab.

„Es gab hier früher bereits Schafe“, erzählt Dr. Alfred Bruckhaus, Vorsitzender des „Heiligenhauser Vereins für wissenschaftliche Naturpatenschaften“, der sich um die Pflege, Erhaltung und Erforschung der Görscheider Wiese und weiterer Flächen in Heiligenhaus bemüht.

Rund 280 Schmetterlingsarten leben hier

Dort gibt es viel Flora und Fauna zu entdecken, auf der circa 15 Hektar großen Wiese leben beispielsweise rund 280 Schmetterlingsarten, die Experte Dietmar Borbe in den vergangenen zehn Jahren (seitdem forscht der Verein auf der Wiese) dort entdeckt hat - 25 davon sind Tagfalterarten, unter denen besonders der „Kleine Feuerfalter“ mit der höchsten Population im Kreisgebiet hervorsticht, wie Borbe berichtet.

Die Schafe haben nicht lange gebraucht, um ihr neues Zuhause auf der Görscheider Wiese in Heiligenhaus anzunehmen.
Die Schafe haben nicht lange gebraucht, um ihr neues Zuhause auf der Görscheider Wiese in Heiligenhaus anzunehmen. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller


Falter mögen die Magerwiese, die von Landwirtschaft und anderen menschlichen Eingriffen völlig unberührt geblieben ist. Nun sollen auch wieder Schafe weiden, „um den Bewuchs niedrig zu halten, gerade auch dort, wo sehr hohe Ameisenhaufen eine regelmäßige Mahd erschweren“, so Bruckhaus.

Gemähtes Gras ist für das eiszeitliche Wildgehege

Gemäht wird die Wiese bislang durch die Untere Naturschutzbehörde, die dabei darauf achtet, dass so genannte „Rückzugsstreifen“ stehenbleiben, in denen sich Heuschrecken, Falter, Käfer und andere Kleintiere verstecken können. „Das gemähte Gras wird als Winterfutter an die Tiere im eiszeitlichen Wildgehege in Mettmann verfüttert“, berichtet Robert Scheuß von der UNB, ungefähr 35 Ballen kamen im letzten Jahr zusammen.


„Schafe mähen aber besser als jeder Rasenmäher“, sind sich die Naturschutz-Experten einig – dadurch, dass sie selektiv fressen, „also genau auswählen, welche Gräser nach ihrem Geschmack sind, bleiben auch immer wieder blühende Pflanzen für die Insekten stehen“, so Alfred Bruckhaus.

Schafe erkunden schon einmal den Hang

Die Schafe erkunden derweil den Hang, auf dem sie in den kommenden acht Wochen ganze Arbeit leisten sollen, ohne Zufütterung von außen, wohl aber gut betreut von den Schäferinnen Ophelia Nick und Stefanie Lamberti, zu deren Herde – die insgesamt 200 Schafe und 20 Ziegen umfasst – die Tiere gehören. „Die Schafe haben hier Mineralien, Wasser, der Bereich ist eingezäunt und wir schauen jeden Tag nach ihnen“, berichten die Fachfrauen, die seit 2015 als Schäferinnen arbeiten.

Kein Interesse an den Obstbäumen

Für die Obstbäume, die ebenfalls auf der Wiese zu finden sind, interessieren sich die Tiere nicht. „Aus dem Obst wird Saft gemacht, den spenden wir dann an öffentliche Einrichtungen“, erklärt Manfred Jensen, stellvertretender Vorsitzender des Vereins.

Die Schafe könnten auch für Pflanzengesellschaften nützlich sein: „Die Pflanzen sind gefährdet, weil sie von Büschen überwachsen werden, wir haben uns diesbezüglich Sorgen gemacht“, berichtet Bruckhaus. Des großen Interesses an ihrer Mithilfe sind sich die Tiere nicht bewusst – mit dem Fressen haben sie aber schon begonnen.