Heiligenhaus. Im Laden im Rathaus-Center des SKFM braucht man als Kunde nicht viel Geld. Und die Kleiderkammer des DRK erhält bald einen Kaufhaus-Look.
Schnee, Kälte, Regen, Eis: Wer derzeit ohne Jacke rausgeht, der friert ordentlich. Aus diesem Grund haben viele Geschäfte in Nachbarstädten eine Bedien-Dich-Stange vor ihre Schaufenster gestellt: Arme Menschen sollten hier die einfache Möglichkeit erhalten, kostenlos Jacken und Mäntel mitzunehmen. Das gibt es in Heiligenhaus derzeit noch nicht – doch andere Angebote sollen die versorgen, die selbst nicht viel Geld haben.
Ein Gang durch die Stadt und man stellt schnell fest: Konzepte mit Kleidung zum Mitnehmen, wie beispielsweise in Ratingen, sucht man hier vergebens. Wir haben uns umgehört bei den Geschäften in der Innenstadt: Viele kannten diese Projekte noch gar nicht; manche überlegen nun, ob man es umsetzen kann. Andere Geschäfte halten es für schwierig, andere dürfen es nicht. Zwar nicht kostenlos, aber Second-Hand-Ware bieten weitere Händler, wie an der Kettwiger Straße, an.
Warme Kleidung ist nicht selbstverständlich
Dass es nicht für alle selbstverständlich ist, warme Kleidung zu haben, das wissen natürlich auch der Sozialdienst katholischer Frauen und Männer (SKFM) sowie das Deutsche Rote Kreuz (DRK). Der SKFM betreibt den Laden im Rathaus-Center, das DRK die Kleiderkammer in der Schulstraße. Beide Einrichtungen sind gemeinnützig und verkaufen Kleidung gegen wenig Geld. Der Unterschied zwischen beiden besteht darin, dass es sich beim Laden des SKFM mehr um ein Projekt handelt. „Der Laden ist, um genau zu sein, ein Mittel zum Zweck“, erläutert Stefan Hagel, Verwaltungsleiter des SKFM. Hier handele es sich um eine Beschäftigungsgemeinschaft, die engmaschig mit dem Jobcenter Mettmann zusammenarbeitet.
Menschen wieder in die Arbeitswelt integrieren
Ziel der 1945 entstandenen Initiative sei es, Menschen aus ihrer Langzeitarbeitslosigkeit herauszuholen, sie wieder dem Arbeitsmarkt zuzuführen und in die Gesellschaft zu integrieren. „Dies soll unter reellen Gegebenheiten passieren und nicht wie im Labor“, erklärt Hagel. Somit sind auch die dem SKFM angehörige Wäscherei und Schneiderei mit früheren Arbeitslosen besetzt, die durch das Projekt neu Fuß fassen können.
„Die Menschen sind dadurch, dass sie wirklich Verantwortung übernehmen, viel mehr bei der Sache. Wenn wir beispielsweise einen großen Auftrag bekommen, fliegen die Hände in der Schneiderei nur so“, berichtet Carmen Fischer, stellvertretende Projektleiterin, lächelnd: „Man sieht auch eine Veränderung bei den Menschen. Sie laufen aufrechter, kleiden sich anders und sie bekommen das Gefühl, etwas wert zu sein. und gebraucht zu werden.“
Kauferlebnis auch für Menschen mit wenig Geld
Schneiderei, Wäscherei und der Laden arbeiten dementsprechend zusammen. Weil der SKFM eine Vereinigung sei, die sehr auf Nachhaltigkeit achte, bestehe die Ware im Laden auch nur aus Spenden. Wenn es genügend Spenden sind, werden sie an die Wäscherei und Schneiderei gegeben und kommen schlussendlich verkaufsfertig zurück zum Laden. „Der Laden ist sehr gut besucht“, freut sich Leiterin Heike Behringer: „So haben auch Menschen mit wenig Geld ein Kauferlebnis. Selbst wenn es nur ein Euro ist.“ Somit habe das Mittel zum Zweck nicht nur einen freudebringenden Effekt für die Teilnehmer des SKFM-Projektes, sondern auch für alle anderen Bürger von Heiligenhaus.
Auch die Kleiderkammer des Deutschen Roten Kreuzes, die seit circa 20 Jahren besteht, engagiert sich für die Bedürftigen in Heiligenhaus. Die ehrenamtlich engagierte Gruppe trifft sich montags schon gegen 13 Uhr an der Schulstraße, um Spenden engegenzunehmen. Zwischen 15 und 16 Uhr können sich die Bedürftigen Kleidung und Ähnliches aus dem weitreichendem Sortiment aussuchen. Nun gibt es neue Nachrichten: „In den Osterferien werden wir umziehen“, berichtet Conny Mendel-Wiemer stolz. „ In der Hauptstraße 95 haben wir doppelt so viel Platz. Dann bekommt die Kleiderkammer einen richtigen Kaufhaus-Look.“
DRK wird demnächst umziehen
Geplant sind Umkleiden, eine Spielecke für Kinder, viele moderne Regale und Schränke so wie Stauraum zum Aufbewahren der Koffer für die Projekte der Kleiderkammer.
Denn die Kleiderkammer bietet nicht nur Second Hand-Ware an. „Kleidung, die hier in Deutschland nicht mehr so modern ist, schicken wir in Koffern und Kisten nach Rumänien“, erklärt Mendel-Wiemer. Doch nicht nur das macht die engagierte Gruppe des DRK. Außerdem fahren sie regelmäßig ins Altenheim und bringen den älteren Herrschaften Kleidung. „Die Rente ist ja auch nicht mehr das, was sie mal war“, bemerkt die gebürtige Heiligenhauserin: „Und die alten Leute freuen sich immer so, wenn wir kommen. Auch wenn es nur zum Quatschen ist.“
Kleiderkammer gibt es bereits seit 20 Jahren
Momentan hat die Kleiderkammer nur eine Stunde die Woche auf. Was ein kleines Problem darstellt, da sie sehr gut besucht ist. Wenn die Kammer nach den Osterferien neu eröffnet, wird sie auch täglich geöffnet sein. Die genaueren Uhrzeiten werden noch im Team besprochen. Auch der dazu gewonnene Platz ist wichtig. Dadurch, dass sich die Ware auf Spenden (persönlich bei der Kammer abgegeben oder im DRK-Container) beruft, und diese umfangreich sind, hat die Kleiderkammer einige Platzprobleme. Das Projekt liegt der Gruppe sehr am Herzen. Vier Frauen aus der Kleiderkammer engagieren sich ebenfalls bei der Blutspende. Unter anderem auch Conny Mendel-Wiemer. Leiterin des Ganzen ist Christel Donalies.
Schlussendlich hat Heiligenhaus zwar keine Kleiderstangen vor den Geschäften, jedoch zwei sehr engagierte Organisationen, die sich für die Bedürftigen einsetzten. Diese könnten Inspiration für derartig gemeinnützige zukünftige Projekte sein.
>>> HIER FINDET MAN DIE LÄDEN
- Die Kleiderkammer des DRK befindet sich derzeit noch an der Schulstraße (gegenüber des Diakonie-Zentrums) und hat immer montags von 15 bis 16 Uhr geöffnet.
- Der Laden des SKFM im Rathaus-Center hat montags bis freitags von 10.30 bis 15.30 Uhr geöffnet.