Heiligenhaus. Die Albry Bedachungen GmbH aus Heiligenhaus wurde vor 25 Jahren in der Stadt gegründet. Warum ein Autokran dem Gründer zum Erfolg verhalf.

Geplant war es eigentlich nicht, dass Dachdeckermeister Ralf Albry seine eigene Firma gründet. Besprochen war vielmehr, dass er in den 90ern das Unternehmen übernimmt, in dem der inzwischen 53-Jährige als junger Mann seine Ausbildung gemacht hatte. Durch einen Arbeitsunfall kam jedoch alles anders – und heute ist das Logo der Albry Bedachungen GmbH auf vielen Baustellen zu sehen. Bis dahin war es allerdings ein langer Weg.

Die Firma von Ralf Albry (2. von rechts) arbeitete an der Schulstraße auch an dem Neubau des Spar- und Bauvereins. Dieses Foto entstand im Mai beim Richtfest.
Die Firma von Ralf Albry (2. von rechts) arbeitete an der Schulstraße auch an dem Neubau des Spar- und Bauvereins. Dieses Foto entstand im Mai beim Richtfest. © Unbekannt | Uwe Möller/FFS


„Ich hatte mir die Sehnen der Finger durchgeschnitten“, erinnert sich Ralf Albry an das Jahr 1994. Dadurch sei er natürlich arbeitsunfähig gewesen und konnte seinen Plan nicht verwirklichen – hatte aber Zeit zu überlegen, wie es weitergehen sollte. Als er wieder gesund war, machte er sich selbstständig und hatte seinen ersten Arbeitstag in einer Garage am Schopshofer Weg samt geliehener Leiter und Bohrmaschine. Mit einem rotem Auto sei er dann zuversichtlich im Kreis durch Heiligenhaus gefahren, um sich bekannt zu machen.

Erstes Großprojekt war die denkmalgeschützte Kneipe Im Hahnen

Dies gelang nach vielen Kleinaufträgen mit einem ersten größeren Projekt: Die noch junge Firma brachte das Dach der denkmalgeschützten Kneipe Im Hahnen in Schuss. Seither ist das Unternehmen stetig gewachsen, stellte bereits 1995 den ersten Mitarbeiter ein und gelangte zwei Jahre später durch einen technischen Vorteil – durch ein Alleinstellungsmerkmal sogar – an viele weitere Aufträge, insbesondere bei der Industrie. Denn: „Ich war der einzige Dachdecker mit einem Autokran. Schon als Kind habe ich immer von einem Kran geträumt“, sagt Ralf Albry, dessen Vater Dieter bereits Dachdecker war. Die Auftragslage war und blieb gut, so dass die Firma im Jahr 2000 an die Hauptstraße umzog und dort zwölf Jahre lang blieb. Noch heute leuchtet dort der Name Albry in roten Buchstaben.

Vater und Sohn: Vor 25 Jahren sahen Ralf (re.) und Timo Albry so aus.
Vater und Sohn: Vor 25 Jahren sahen Ralf (re.) und Timo Albry so aus. © FUNKE Foto Services | Albry


Ein wichtiges Ereignis in der Firmengeschichte ist die Fusion mit dem Betrieb von Andreas Lilienthal. Sie führte dazu, „dass unsere Hallen einfach zu klein wurden“. Daher kauften sie den heutigen Hauptsitz an der Hauptstraße 70a, bezogen ihn im August 2018 und beendeten kürzlich den anderthalbjährigen Umbau an den neuen Firmenhallen. Denn in eine andere Stadt möchte der Heiligenhauser den Firmensitz definitiv nicht verlagern.

Timo Albry tritt in die Fußstapfen seines Vaters und Großvaters

„Momentan sind wir zu 100 Prozent in Heiligenhaus beschäftigt und haben für Aufträge einen langen Vorlauf“, sagt Albry, der sich auf große Firmen- und auf Flachdächer spezialisiert hat und etwa Kiekert, Stuv, Helbako und Woelm zu seinen Kunden zählt. „Die Zeiten, als wir 2600 Dachpfannen mit dem Strick hochgezogen haben, sind natürlich vorbei“, sagt der Unternehmer. „Es bleibt aber ein körperlich sehr anstrengender Beruf“, ergänzt seine Ehefrau Elke Albry, die in der Firmenverwaltung arbeitet. Daher setzen die Albrys – wie schon in den 90ern – auf technische Hilfsmittel, von „den modernsten Hebewerkzeugen, die es gibt“, über Kräne und Vakuumsauganlagen bis zu Fönrobotern, die Nähte versiegeln.

Auch Timo Albry freut, dass er nicht mehr wie sein Großvater die Pfannen mit Seilen und Muskelkraft die Dächer hochhieven muss – und die übrigen circa 20 Mitarbeiter ebenfalls nicht. Der 22-Jährige arbeitet als Dachdeckermeister im Betrieb seiner Eltern und studiert derzeit in Regensburg, um zusätzlich Technischer Betriebswirt zu werden. Den Familienbetrieb will er später einmal übernehmen. „Das Image meines Berufs hat sich deutlich verbessert. Einige meiner Kommilitonen wären sogar lieber Dachdecker geworden“, sagt der Junior und lacht. Denn man sei nicht jeden Tag im Büro, sondern immer draußen – bei Wind und Wetter.

Vater und Sohn sind sich da auch einig: „Dachdecker sind Freigeister und ein bisschen wie Cowboys.“ Doch für den Job müsse man geboren sein, findet Ralf Albry, insbesondere wenn man eine Firma leitet: „Man hat definitiv keine 39-Stunden-Woche, denn man ist morgens der Erste und abends der Letzte.“

Besonderes Geschenk zum Firmenjubiläum

Spaß macht der Beruf Ralf Albry aber immer noch. Seine Firma besteht jetzt seit 25 Jahren – und zum Jubiläum hat er sich ein besonderes Geschenk gemacht, das ihn einerseits an seinen Kindheitstraum und andererseits an die Anfangszeit als Firmenchef erinnert: nämlich einen neuen Autokran.