Hattingen. Die Verkehrsberuhigung steht in Hattingens Südstadt oben auf der Agenda. Schon 2023 wurde über Konkretes abestimmt. Was ist seitdem passiert?

Seit Jahren warten Anwohner der Südstadt darauf, dass die Straßen in ihrem Viertel entlastet werden und der Verkehr beruhigt wird. Hoffnung verspricht ein Konzept mit zehn Punkten zur Verbesserung der Lage. Darin enthalten sind unter anderem Straßensperrungen und Veränderungen beim Parken. Die Idee steht - und was passiert nun konkret?

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Schon im November 2023 wurde der Zehn-Punkte-Plan für die Südstadt politisch beschlossen. Der sieht sehr konkrete Maßnahmen vor. Passiert ist seitdem augenscheinlich sehr wenig. „Der Verkehrsgutachter hatte zunächst einen Auftrag für die Konzeption. Die ist abgeschlossen“, erklärt Stadtsprecherin Susanne Wegemann, was da bisher überhaupt beschlossen wurde. „Im nächsten, aktuellen Schritt geht es um die inhaltliche Ausgestaltung, bevor es dann in die Umsetzung geht“, führt sie aus, was der zweite Auftrag nun umfasst. Das Ergebnis soll in Kürze vorliegen.

Der Lkw-Verkehr zum Mega-Parkplatz in direkter Nachbarschaft der Südstadt hat negative Auswirklungen.
Der Lkw-Verkehr zum Mega-Parkplatz in direkter Nachbarschaft der Südstadt hat negative Auswirklungen. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Die Umsetzung der Vorschläge aus 2023 braucht also Zeit. Denn: „Dazwischen gibt es viele Abstimmungen, innerhalb der Verwaltung, mit zu beteiligenden Akteuren, Behörden, Institutionen und schließlich der Politik“, so die Sprecherin. Entsprechend wenig ist von den Ideen bisher umgesetzt. „Wenn ein Konzept vorliegt oder ein Entwurf bedeutet das nicht, dass am nächsten Tag mit dem Bau begonnen wird.“

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Von zehn Vorschlägen ist nur ein Punkt Realität geworden, dabei war der, anders als andere, unter „mittelfristige Maßnahmen“ aufgeführt: Es geht um die Ansätze für eine Mobilstation am S-Bahnhof. Die sollte neben der Möglichkeit zum Car-Sharing und Bike-Sharing auch Fahrradboxen bieten - und anbieterunabhängige Paketstationen, um Lieferverkehr zu verringern. Zumindest die wettergeschützten Fahrradboxen stehen. Weitere sind geplant. „Wir sind auf die Zusammenarbeit mit anderen Akteuren angewiesen, weil wir nicht alle Angebote selbst betreiben können. Es sind aber noch keine Standorte konkret in Planung und Umsetzung.“

„Wenn ein Konzept vorliegt oder ein Entwurf bedeutet das nicht, dass am nächsten Tag mit dem Bau begonnen wird.“

Susanne Wegemann
Stadtsprecherin Hattingen

Als kurzfristige Maßnahmen waren 2023 unter anderem die Sperrung der Lessingstraße zwischen Schiller- und Eichendorffstraße und die Ausweisung der Schillerstraße als Einbahnstraße angedacht. So entstünde vor der Kita und Schule eine autofreie Zone. Zu dieser Überlegung laufen der „interne Abstimmungsprozess und die Planungen“, erklärt Wegemann. Allerdings seien viele Interessen zu berücksichtigen - zum Beispiel müssten für einige Einrichtungen neue Zufahrten geschaffen werden. Damit zusammen hängt auch die Einrichtung der neuen Einbahnstraße, die in Planung sei. „Es ist vorgesehen, dass der Radverkehr anschließend in beiden Richtungen fahren kann.“

Auch die Einrichtung neuer Parkverbotszonen war als kurzfristig umzusetzen angekündigt. Betroffen sind der westliche Südring, die Uhlandstraße, die Grünstraße und der östliche Teil der Otto-Hue-Straße, auf denen wechselseitig Stallplätze auf den Fahrbahnen markiert werden sollen. Aktueller Stand: Die Verwaltung wartet die Vorschläge des Verkehrsgutachters ab, weil sich durch die Umgestaltung eine neue Verkehrssituation ergebe. Denn anders als jetzt, wo auf beiden Seiten geparkt werden kann, sei dann auch Begegnungsverkehr möglich. Die Situation werde für alle Verkehrsteilnehmer sicherer, ist die Stadt überzeugt.

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Die Initiative „Südstadt zusammen“ gestaltete 2023 den Park(ing) Day unter dem Motto „Die Straße gehört allen und nicht nur Autos
Die Initiative „Südstadt zusammen“ gestaltete 2023 den Park(ing) Day unter dem Motto „Die Straße gehört allen und nicht nur Autos". © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Parkplätze entfallen sollen auch an der Raabestraße und Friedrichstraße. Erreicht wird das laut Konzept durch neue Markierungen für Radfahrer. Auf beiden Seiten sollen Fahrradschutzstreifen eingezeichnet werden. Auch diese kurzfristige Idee des Zehn-Punkte-Plans soll jetzt mit Vorschlägen des Gutachters unterfüttert werden.

Zur letzten „kurzfristigen“ Maßnahme sollen zunächst die Anwohner befragt werden. Es geht um die Einführung einer Parkraumbewirtschaftung (Bewohnerparken) in der Südstadt. Geprüft wurde diese Idee bereits und fest steht: Wenn diese eingeführt würde, dann nicht in der gesamten Südstadt, sondern nur für einen eingegrenzten Bereich. Welcher Bereich das sein könnte und wann das kostenlose Parken Geschichte ist, steht aber noch nicht fest.

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Bei den mittelfristigen Projekten ist vor allem der Landesbetrieb Straßen.NRW gefragt. Es geht um die erweiterte Markierung eines Radfahrstreifens an der Nierenhofer Straße und die Fortführung der Glückauf-Trasse. Bei letzterem „sind viele Akteure mit im Boot und zu beteiligen, u.a. wegen der unterschiedlichen Eigentumsverhältnisse. Schwierig ist, dass außerdem Bahngleise überquert werden müssen“, berichtet die Stadtsprecherin. Das Thema liege der Stadt, die jetzt mit dem Ausbau der bestehenden Radtrasse beginnen will, aber „sehr am Herzen“.

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Ein Fahrradverleihsystem ist in Hattingen im vergangenen Jahr mit Metropolrad angelaufen. An zehn Stadtorten im Stadtgebiet werden 50 Räder angeboten. Die Fortsetzung ist gesichert.

Großprojekte des Konzeptes für die Südstadt werden die Umgestaltung der Kreuzungen an der Lembeck (Nierenhofer Straße/ Isenbergstraße) und an der Martin-Luther-Straße/ Friedrichstraße. „Zu diesen kostenintensiven Maßnahmen gibt es noch keine Planung“, sagt Stadtsprecherin Susanne Wegemann.