Hattingen. Bei „Dicebridge Training“ dürfen Hunde mit in die Firma kommen und sorgen dort für gute Stimmung. Das geht nur mit gutem Chef - und Fusselrolle.
Den Adventskalender haben alle zum Fressen gerne. Das Büro im Hattinger „Unicorn Turm“ ist liebevoll dekoriert. Überall hängen rote Nikolausmützen, leuchten Deko-Lichterketten mit Mini-Tannenbäumchen. Lui, Pina, Lou, Mila und Luna können sich keinen besseren Arbeitssplatz vorstellen. Die fünf Vierbeiner sind Teil der großen Firmenfamilie Dicebridge. Und da sind Hunde im Arbeitsleben willkommen.
Einem so offenen Firmenchef wie Jörn Halsinger (42) begegnet man selten. Eher nie. Dass der Boss selbst seinen Hund mit ins Büro bringt, das gibt’s ab und zu. Aber beim Schulungsunternehmen „Dicebridge Training“ haben heute alle ihre Tiere mitgebracht. Der Chef ist mit Pina und Lou da, Simone Klein hat Lui mitgebracht, Mila liegt Stephan Peveling-Overhag zu Füßen und Gina Hofmann hat ihren bunten Liebling Luna dabei.
Chef war einst Mitarbeiter einer Ölplattform
Der Lebenslauf des 42-Jährigen ist so bunt wie das Leben in seinem Büro. Erst Berufstaucher, dann Mitarbeiter einer Ölplattform, danach Beschäftiger bei SAP und Student der Wirtschaftspsychologie. Das Spannungsfeld „Ich hier oben, ihr da unten“ sucht man in der Firma vergebens. Der Schreibtisch des Chefs ist genauso groß wie die der anderen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Und wenn der Unternehmer seine Hunde mit zum Dienst bringt, dann dürfen es die anderen selbstverständlich auch.
- Schwimmbad marode: Bekommt Hattingen ein neues Hallenbad?
- S3 stündlich ab Hattingen: Steigt Vandalismus im Bahnhof?
- Besucherrekord: Alle wollen Frau Holle in Hattingen sehen
- Verkaufsoffene Sonntage 2025: Das ist in Hattingen geplant
- Träger dreht Geldhahn zu: Stadt muss nun Kita-Plätze retten
„Ich liebe Menschen und ich möchte einen respektvollen Umgang unter allen“, sagt der 42-Jährige. Er will die Mitarbeiter nicht mit Geld an sich binden, sondern mit anderen Werten. „Hier wird jeder vernünftig bezahlt, aber es ist nicht das Geld, was hier zählt. Es ist die Gemeinschaft, ich möchte, dass hier alle eine gute Lebenszeit verbringen. Dazu können auch Hunde gehören.“
Personalerin bringt gern ihren Hund mit
So gibt es immer einige, die das Angebot liebend gerne in Anspruch nehmen, damit der Vierbeiner nicht über Stunden alleine ist. Wie Simone Klein (46), die Personalerin, die seit Anfang 2022 dem Unternehmen angehört. Sie kommt, wie viele, aus einem völlig anderen beruflichen Bereich. „Ich war in der klinischen Forschung in einem Krankenhaus tätig“, erzählt sie. Längst hat sie sich weitergebildet und ist mittlerweile geprüfte Personalfachkauffrau mit Prüfung vor der IHK.
30 Stunden in der Woche ist die Mutter zweier Kinder (8 und 9 Jahre) für Dicebridge tätig. Hund Lui, der gerade zwölf Jahre alt geworden ist, hat sie als Welpen dem Besitzer abgekauft, der Lui ausschließlich in einer Transportbox gehalten hat. Seitdem Besitzerwechsel hat es der kleine Hund mit den niedlichen Löckchen an den Ohren richtig gut.
Fusselrolle immer in der Schublade
Noch gar nicht auf den Hund gekommen ist Janin Planz. „Ein Tier passt zurzeit nicht in meinen Alltag“, sagt sie. Aber sie liebt die Hunde, die in der Firma herumstrolchen oder schlafen. Immer parat ist ihr Adventskalender mit den Hundeleckerchen, die überaus begehrt sind. Sie selbst begehrt allerdings auch die Fusselrolle, die immer in ihrer Schublade liegt. Denn dass man mit dem ein oder anderen Hund schon mal eine Hunderunde draußen macht, sie knutscht oder streichelt, das passiert eben jeden Tag. Insofern ist die Kleberolle, um all‘ die Hundehaare wieder loszuwerden, ihr ständiger Begleiter.
Ein bis zwei Tiere sind eigentlich immer anwesend, oft mehr. „Manchmal wird der Mülleimer geleert. Allerdings nicht von den Mitarbeiterin, sondern schon von den Hunden. Es passiert schon mal, dass mehr Zeit für die Tiere draufgeht, als für die Arbeit. Auch eine Hundepfütze auf dem Boden hat es schon gegeben. Zum Glück sind aber die Menschen stubenrein“, scherzt Jörn Halsinger. „Aber: Nach einem Tag, an dem die Arbeit etwas zu kurz kommt, arbeiten alle am nächsten Tag aus eigenem Antrieb umso intensiver. Es gibt da keine Probleme.“
Der Blick auf die Menschen und den Arbeitsplatz scheint sein Erfolgsrezept zu sein. Das lag sicher nicht nur an Corona, denn da gingen die Aufträge durch die Decke „Die Pandemie war ein Brandbeschleuniger.“ Aber das Unternehmen, das es seit fünf Jahren gibt, wächst weiter. 30 Festangestellte und 300 Freie gehören mittlerweile dazu.
Besuch bei einem hundefreundlichen Unternehmen in Hattingen.
>>> Hier gibt es noch mehr Nachrichten aus Hattingen und Sprockhövel