Hattingen. Pfarrer Bodo Steinhauer geht in den Ruhestand. Aktiv in Hattingens evangelischer Gemeinde Winz-Baak bleibt er - und begleitet diese Neuerung.

Einen sympathischen „Querdenker“ nennen ihn Wegbegleiter, jederzeit ansprechbar für jede und jeden - nicht nur in seinem Sprengel.  Nach 37 ½ Jahren als Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Winz-Baak in Hattingen geht Bodo Steinhauer nun in den Ruhestand - und doch nicht so ganz.

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Das Foto zur „Abschiedsgeschichte“ wünscht Bodo Steinhauer sich natürlich in „seiner“ Kirche. In dieser, erzählt er, habe er im Jahre 2001 „in einer Nacht- und Nebelaktion“ mit einigen Helfenden die damaligen Kirchenbänke losgeschraubt und neu arrangiert. Vor der Umgestaltung, erinnert er sich, war die Kirche im Gemeindezentrum an der Schützstraße sehr dunkel, die Bänke alle frontal in Richtung Altar ausgerichtet. „Unsere Idee damals war es dann, dass wir uns alle einander in die Augen sehen können beim Gottesdienst. Jeder einzelne Mensch zählt ja.“

„In dieser Gemeinde ist so wahnsinnig viel möglich. “

Bodo Steinhauer, Pfarrer

Die neue Sitzgestaltung kam gut an in der Gemeinde - wie überhaupt die Umgestaltung von Kirche und Gemeindezentrum, seit 2002 ein lichtdurchfluteter Gemeinschaftsort. Den wöchentlich bis zu 700 Menschen aufsuchen. „In dieser Gemeinde ist so wahnsinnig viel möglich. Hierher kommen Geflüchtete, Einsame, Arme, Gläubige, Junge, Alte....“, sagt Bodo Steinhauer voller Stolz. „Wir leben hier große Gastfreundschaft.“

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Für sehr wichtig erachtet er dabei Begegnungen, wie sie im Gemeindezentrum stattfinden, fürs Miteinander im Ortsteil. Ohnehin hat der in Wehdem im Kreis Kreis Minden-Lübbecke Geborene schon seit seinen Anfängen in Winz-Baak viel Wert auf eine „Willkommenskultur“ gelegt. Als in den 1990er-Jahren etwa an der Bochumer Straße ein Übergangswohnheim errichtet wurde, gegen das sich heftiger Widerstand im Stadtteil formierte, gründete er gemeinsam mit anderen die „multikulturelle Initiative“, die Mahnwachen hielt, Straßenfeste im Rauendahl organisierte gegen jenen Widerstand. Flagge gezeigt hat er auch bei den Protesten gegen die Schließung der Henrichshütte. Auf seine (Mit)-Initiative hin ist zudem das interreligiöse Friedensgebet im Rahmen von „Kemnade International“ entstanden, das in neuer Form erst jüngst wieder in der Aula der Realschule Grünstraße stattgefunden hat.

Beim interreligiösen Friedensgebet mit sechs Religionen in der evangelischen Kirche Winz-Baak in Hattingen im November 2019: Der Imam Mustafa Okur betet, dahinter sitzen (v. li.): Nosrat Dameshghi (Bahai-Gemeinde), Pfarrer Bodo Steinhauer, Jens Güntner (Buddist), Gondrand Grünstein (Jüdische Gemeinde Bochum) und Udo Kriwett (katholische Pfarrei St. Peter und Paul).
Beim interreligiösen Friedensgebet mit sechs Religionen in der evangelischen Kirche Winz-Baak in Hattingen im November 2019: Der Imam Mustafa Okur betet, dahinter sitzen (v. li.): Nosrat Dameshghi (Bahai-Gemeinde), Pfarrer Bodo Steinhauer, Jens Güntner (Buddist), Gondrand Grünstein (Jüdische Gemeinde Bochum) und Udo Kriwett (katholische Pfarrei St. Peter und Paul). © FUNKE Foto Services | Walter Fischer
September 2015: Buddhistische Mönche besuchen die Kirche an der Schützstraße. Dritter von rechts: Pfarrer Bodo Steinhauer.
September 2015: Buddhistische Mönche besuchen die Kirche an der Schützstraße. Dritter von rechts: Pfarrer Bodo Steinhauer. © FUNKE Foto Services

Im Gefängnis und mit Körperbehinderten gearbeitet

„Meine Richtschnur war und ist stets die Frage: Was würde Jesus dazu sagen?“ betont der 66-Jährige. Nicht nur Theologie - und auch Pädagogik - hat er deshalb einst studiert, er war auch vier Jahre im Gefängnis tätig, hat mit Körperbehinderten und in einem psychosozialen Zentrum gearbeitet, Wohngruppen von geistig behinderten Menschen betreut. „Worte und Taten müssen sich im Gleichklang befinden“, sagt Bodo Steinhauer. Mehr noch: „Es reicht nicht, dass man etwas tut, es muss auch in der Gesellschaft sichtbar werden.“ Dass Sich-Kümmern um Menschen insbesondere auch die am Rand nennt er, dessen Zwillingsbruder Pfarrer und Religionslehrer ist und dessen Schwester Pfarrerin ist, dabei „eine Herzensangelegenheit“.

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Auch im Unruhe-Stand will Bodo Steinhauer dabei weiter sichtbar bleiben in seinem Winz-Baak, das ihm längst Heimat geworden ist. Irgendwo in einer Rubrik noch einmal „Besinnliches“ vorzutragen, kann er sich vorstellen. Die interreligiöse Arbeit will er weiter begleiten, seine Konfirmandengruppe noch bis zur Konfirmation im Sommer 2025 führen, in leitenden Gremien der Augusta-Stiftung mitwirken. Und Bodo Steinhauer, der seinen Dienst in Hattingen am 1. April 1987 (kein Scherz!) begann und sich damals zusammen mit Birgit und Uwe Crone in der Kirchengemeinde zwei Pfarrstellen teilte, will das Zusammenwachsen mit den katholischen Geschwistern von Heilig Geist an der Schützstraße begleiten. „Zum Jahreswechsel“, sagt er, „ziehen die in das Gemeindezentrum hier mit ein.“

Verabschiedung an diesem Samstag (16.11.)

Ebendort wird Bodo Steinhauer an diesem Samstag (16.11.) nun verabschiedet. Nach dem Gottesdienst (Beginn 16 Uhr) gibt es ein großes Fest. „Ich wünsche mir eine fröhliche Feier“, sagt Bodo Steinhauer. Und, ganz Geistlicher: „Mein Ziel wird es bleiben, Menschen außerordentlich glücklich zu machen. Und dafür zu sorgen, dass ihre Seelen tanzen können.“