Hattingen. Aus Datenschutzgründen dürfen Schulen in NRW nicht länger mit „Microsoft Teams“ arbeiten. Nicht nur am Gymnasium Waldstraße sorgt das für Kritik.
Die geplante Umstellung aller Hattinger Schulen auf eine neue digitale Lernplattform sorgt in vielen Lehrerzimmern für Unruhe. Bislang haben die Schulen mit verschiedenen kommerziellen Anbietern gearbeitet, um mit iPads und Bildschirmtafeln unterrichten zu können: das Gymnasium Waldstraße oder die Realschule Grünstraße etwa mit Microsoft Teams, das Gymnasium Holthausen mit „It’s learning“. Im Auftrag des Landes stellt die Stadt - als Schulträger - die seit Jahren etablierten Systeme nun auf das Landesprogramm „IServ“ um.
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Wie kritisch die Lehrerinnen und Lehrer diese Entscheidung der Stadtverwaltung sehen, zeigte sich in der Ratssitzung. Die Waldstraßen-Lehrerinnen Anja Sauer und Tina Fischer machten ihrem Unmut Luft. „Warum werden wir dazu gezwungen? Warum ist die Stadt bereit, IServ zu zahlen, wenn Microsoft eine kostenlose Alternative bietet?“
„Ich habe inzwischen immer eine Folie dabei. Der Overheadprojektor ist schneller und sicherer als das Schul-WLAN.““
Angeblich seien Datenschutzgründe für die Abstellung von Microsoft Teams verantwortlich. Weil renommierte Firmen mit diesem System arbeiten, zweifelt Anja Sauer diesen Grund an: „Dieses Denken ist kleinkariert“, wirft sie der Stadt vor. Zumal, so die Deutsch- und Biolehrerin, es für Kinder nur von Vorteil wäre, mit Blick auf die spätere Arbeitswelt in den Microsoft-Systemen fit zu sein.
Stadt wollte ein einheitliches System
Schuldezernent Matthias Tacke verteidigt die Umstellung: Warum man nicht beim etablierten System bleiben könne, diese Frage hätten alle Hattinger Schulen gestellt. „Die Arbeit mit den bisherigen Lernplattformen hat super geklappt und das ist von uns auch nicht unerkannt geblieben“, betont er. Aber die Stadtverwaltung habe diese Entscheidung nicht forciert.
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Es sei das Landesministerium, das kurzfristig Handlungsbedarf anberaumt habe, und so müsse die Stadt der Empfehlung der Landesdatenschutzbeauftragten folgen. Und weil der bisherige Systemanbieter der Stadtverwaltung, die Jambo GmbH, insolvent gegangen sei, musste die städtische IT für viele Fachbereiche eine neue Lösung suchen. „Es war dann eine strategische Entscheidung von uns, auf ein einheitliches System umzustellen“, so Tacke.
Gute Erfahrungen in der Realschule Grünstraße
Bei der Realschule Grünstraße ist der Abschied von Microsoft bereits „auf der Zielgeraden“, so Schulleiter Jürgen Ernst. „Die Kritik können wir nachvollziehen“, sagt er. „Aber ich muss auch sagen: Es läuft gut.“ Das gesamte Kollegium habe eine Schulung bekommen, viele Dinge - etwa die Organisation des Elternsprechtags - organisiere die Schule nun über die Plattform. „Bislang haben wir wirklich nur gute Erfahrungen gemacht.“
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Am Gymnasium Holthausen hatte man sich während des Corona-Distanz-Unterrichts in die Feinheiten von „It’s learning“ eingearbeitet. Die Lernplattform war so beliebt, dass sie die Eltern selbst zahlten: Zwölf Euro „Medienkosten“ wurden dafür am Anfang jedes Schuljahres für jedes Kind gesammelt, 9000 Euro kostet die Software das Gymnasium Holthausen insgesamt.
Hauptproblem: Stabile Internetverbindung
Schulleiter Thorsten Köhne sieht zwar auch „den Riesenaufwand“, den die Systemumstellung jetzt für die Schule bedeute. Er ist aber nicht ganz so kritisch, da inzwischen viele Schulen positive Erfahrungen mit IServ gemacht hätten. Nach der ersten Probewoche an seiner Schule wagt er sogar eine positive Prognose: „Ich habe das Gefühl, dass das WLAN an unserer Schule seitdem besser läuft als vorher.“
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Allein das wäre ein großer Schritt, denn eine stabile Internetverbindung ist noch immer das Hauptproblem der Hattinger Schulen. „Ich fliege pro Schulstunde fünf bis sechs Mal aus dem WLAN“, berichtet Waldstraßen-Lehrerin Tina Fischer aus ihrem Alltag. „Jedes Mal, wenn ich ein Arbeitsblatt hochladen will, kostet mich das zwei bis drei Minuten. Das ist eine Katastrophe.“ Während im Rat Bürgermeister Dirk Glaser und Schuldezernent Tacke ihr beteuern, dass „man im Dialog stehe“, zeigt Tina Fischer ihre Lösung auf: „Ich habe inzwischen immer eine Folie dabei. Der Overheadprojektor ist schneller und sicherer als das Schul-WLAN.“
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