Hattingen/Sprockhövel/EN-Kreis. Erst Stopp! Jetzt Go: Das Kreishaus soll für 141 Millionen Euro saniert werden. Weshalb ein Aufschieben der Arbeiten wohl gescheitert ist.

Das ist ein Hammer: In diesem Jahr erst wurde die Planung für eine Komplettsanierung des maroden Kreishauses gestoppt, um die finanziell angeschlagenen Kommunen wie Hattingen und Sprockhövel nicht noch näher an den Rand des Ruins zu treiben – und jetzt soll sie doch kommen.

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Grund: „Ein reiner Betriebserhalt, der nur das Notwendigste in den Fokus rückt, und die Kreisverwaltung als Betreiber des Schwelmer Kreishauses ihre Pflichten erfüllen lässt in Kombination mit dem Verschieben der grundlegenden Sanierung um fünf bis zehn Jahre ist technisch möglich, mit 57 Millionen aber deutlich kostenintensiver als zunächst gedacht“, teilt der EN-Kreis mit.

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Und nicht nur das, heißt es weiter: „Zwingend einzuhaltende Vorgaben der Bauaufsicht in den Bereichen Brand- und Arbeitsschutz sowie Strom- und Trinkwasserversorgung müssten an vielen Stellen mit Provisorien erfüllt werden. Weil diese aber nur bis zum Beginn der Sanierung genutzt werden würden, wären die hierfür notwendigen Ausgaben quasi Wegwerfleistungen.“

Deshalb stehe für das mehr als 50 Jahre alte Gebäude der Plan des kompletten Freiziehens und des Sanierens in einem Zug wieder im Fokus. Hierfür kalkuliert die Kreisverwaltung – Stand heute – 141 Millionen Euro ein.

Die Substanz marode, die Technik aus einer anderen Zeit

Beim Blick aufs Kreishaus in Schwelm besteht große Einigkeit: Das große Gebäude ist durch. Die Substanz marode, die Technik aus einer anderen Zeit. Auch ein bürgernahes Arbeitsumfeld sieht im Jahr 2024 anders aus als vor 50 Jahren.

Die neue Entwicklung ist nun das Ergebnis und die Einschätzung eines im Februar erteilten Prüfauftrages. Das mehr als 20-seitige Papier wird jetzt in den politischen Gremien des Ennepe-Ruhr-Kreises beraten, Ende September soll der Kreis dann die notwendigen Weichen für die Zukunft des Kreishauses stellen.

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„Wir schlagen der Kreispolitik vor, sich für das sofortige Sanieren des Kreishauses auszusprechen“, wird Landrat Olaf Schade, der in Hattingen lebt, in der Pressemitteilung zitiert. „Ja, die Ausgaben für das Sanieren des Kreishauses treffen die Städte zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt. Der angepasste Plan nimmt darauf allerdings Rücksicht und enthält mit weniger Arbeitsplätzen und weiteren Wegen zudem Zumutungen für die Beschäftigten und die Bürger.“

Was in der neuen Planung geändert wurde

Was geändert wurde: Zum einen sollen nur noch sechs statt wie zuvor geplant acht Arbeitsplätze pro zehn Beschäftigte vorgehalten werden; zum anderen ist vorgesehen, bisherige Verwaltungsstandorte aufzugeben und Beschäftigte aus Nebenstellen in das Kreishaus wechseln zu lassen. Damit könnte – bei maximaler Umsetzung – Stand heute ein Weniger an Mietzahlungen und Nebenkosten von 1,1 Millionen Euro pro Jahr verbunden sein, so der EN-Kreis in sein er Vorausschau.

Bleibt abzuwarten, wie sich die Finanzierung des Kreishauses tatsächlich entwickelt. Beim Gefahrenabwehrzentrum etwa, das aktuell gebaut wird, schossen die geplanten Kosten von anfangs 35 Millionen über den Zwischenstand 97 Millionen auf nunmehr 113,5 Millionen Euro angestiegen sind. Und niemand vermag vor der Fertigstellung eine Prognose abgeben, welcher Betrag am Ende unter dem Strich steht.

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„Mit der Sanierungsinvestition muten wir den Städten einiges zu. Gleichzeitig benötigen wir als Kreis aber ein Verwaltungsgebäude, das den gesetzlichen Vorgaben entspricht und zukunftsfähig ist. Wir sind überzeugt, jetzt einen Weg gefunden zu haben, den wir alle – Kreisverwaltung, Kreispolitik und Städte – gemeinsam gehen könnten und sollten“, so Landrat Olaf Schade.