Hattingen/Sprockhövel/EN-Kreis. Das trifft Landwirte hart: Tierärzte kämpfen gegen Ausbreitung der Blauzungenkrankheit – doch es gibt schon große Umsatzverluste bei Milchbauern.

In Hattingen gab es die ersten Fälle, anschließend hat sich die Blauzungenkrankheit so rasant im Ennepe-Ruhr-Kreis ausgebreitet, dass die Tierärzte kaum noch hinterherkommen.

Betroffen sind Rinder, Ziegen und Schafe. Die Tierseuche wird durch infizierte Mücken, sogenannte Gnitzen, übertragen.

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„Es hat uns alle überrascht, wie schnell sich die Krankheit ausgebreitet hat. Damit haben wir alle nicht gerechnet“, sagt der Vorsitzende der Kreislandwirte, Dirk Kalthaus. Für die Tiere sei die Krankheit eine echte Qual. Bei einer Infektion gerät die Durchblutung ins Stocken. „Daher auch die blaue Zunge“, erklärt Kalthaus. Aufgrund der mangelnden Durchblutung haben die Tiere Schmerzen, fressen und trinken nicht mehr richtig.

Starker Leistungsabfall von 10 bis 100 Prozent

Neben dem Leiden der Tiere müssen die Landwirte auch Umsatzeinbußen verkraften. „Es gibt einen starken Leistungsabfall von 10 bis 100 Prozent“, berichtet Kalthaus. Weniger Milch bedeutet dementsprechend auch weniger Verkäufe an die Molkereien. Die wiederum kennen die Probleme und kaufen aus anderen Regionen, die nicht so stark von der Krankheit betroffen sind, Milch dazu. Insofern glaubt Kalthaus, dass die Endverbraucher nicht allzu viel davon mitbekommen werden, da sich die Probleme nicht auf die Preise niederschlagen.

Kalthaus hofft, dass bald das Schlimmste überstanden sein wird. „Im kommenden Jahr impfen wir schon im Frühjahr, bevor die Mückensaison losgeht. In der Vergangenheit hatten wir auch schon mal geimpft und uns hinterher geärgert, dass wir so viel Geld ausgegeben hatten, obwohl es nicht gebraucht wurde. Deshalb hat uns die schnelle Ausbreitung diesmal so überraschend getroffen.“

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Nicht nur die Landwirte waren überrascht, sondern anscheinend auch die Pharmaindustrie. Aufgrund der geringen Nachfrage waren die Impfdosen beim Ausbruch der Seuche zunächst nicht verfügbar. „Die kamen erst Mitte Juni“, weiß Kalthaus.

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Behandelt werden kann die Blauzungenkrankheit eigentlich nicht, nur Symptome können gelindert werden. Wirklichen Schutz bietet nur die Impfung, durch die in der Regel zumindest der Verlauf stark abgeschwächt wird. Tierärztin Dr. Silke Küper von der Tierärztlichen Gemeinschaftspraxis Brünger-Küper-Dietz in Sprockhövel rät Tierhaltern, sogenannte Spot-ons zu verwenden, die in den Nacken oder auf den Rücken gesprüht werden, um Insekten fernzuhalten. Ihre Praxis ist eigentlich auf Pferde spezialisiert, als die Blauzungenkrankheit aber so heftig ausbrach, übernahmen die Tierärzte aber auch die Impfung von Rindern, Ziegen und Schafe.

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Die Blauzungenkrankheit ist meldepflichtig. Dem Veterinäramt des Kreises liegen nach Auskunft von Kreis-Pressesprecher Ingo Niemann Meldungen über den Ausbruch der Blauzungenkrankheit in 51 Betrieben vor, davon 40 schafhaltende, neun rinderhaltende und zwei ziegenhaltende Betriebe. Betroffen seien alle Städte im Kreis.

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