Hattingen/Essen. Ein psychisch kranker Mann aus Hattingen verbreitet Angst und Schrecken. Jetzt steht er in Essen vor Gericht – seine traurige Geschichte.
Dieser Fall ist traurig. Ein junger Mann aus Hattingen ist offenbar in den Wahn verfallen, dass ihm seine Mutter Böses will.
Seit Montag (19.8.) steht er in Essen vor Gericht – und weiß offenbar gar nicht, was er dort eigentlich soll.
+++ Sie wollen keine Nachrichten mehr aus Hattingen verpassen? Dann können Sie hier unseren Newsletter abonnieren. Jeden Abend schicken wir Ihnen die Nachrichten aus der Stadt per Mail zu. +++
Als der 19-Jährige von den Wachtmeistern in den Saal des Essener Landgerichts gebracht wurde, sprach er leise mit seiner Verteidigerin, war höflich und ruhig. Doch es muss auch ganz andere Zeiten gegeben haben.
Gefaucht wie ein Tier
Rund ein halbes Jahr ist es her, dass er seine Mutter angegriffen und in Todesangst versetzt haben soll. „Heute bringe ich dich um.“ So oder so ähnlich soll er sich damals ausgedrückt haben. Er soll seine Mutter geschlagen, gewürgt und bedroht haben.
Lesen Sie auch:
- Mafia in Hattingen: Das Netzwerk des Hauptbeschuldigten
- Tankstelle in Hattingen: Neuer Betreiber hat große Pläne
- Obere Innenstadt Hattingen: Kindercafé und Öffnung für Autos
- 113-Mio-Projekt: Der Zeitplan fürs Gefahrenabwehrzentrum
- Streetfood-Festival in Hattingen: Das sind die besten Bilder
- Mega-Parkplatz: Lkw belasten Bürger über Südstadt hinaus
Einmal sprach er angeblich vom Satan und fauchte dabei wie ein Tier. Ein anderes Mal soll er mit einem Steakmesser an der Tür eines Nachbarn aufgetaucht sein. „Der ist ein Vampir“, hat er den Polizeibeamten später angeblich erzählt. Deshalb habe er ihn töten wollen. Einer Nachbarin soll er gedroht haben, dass sie „verschwinden“ werde. Die Frau hatte daraufhin offenbar riesengroße Angst um sich und ihre Familie.
Polizisten mit „Stichflamme“ gedroht
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass auch mehrere Polizisten bedroht worden sind, die damals hinzugerufen worden waren – unter anderem mit Deospray und einem Feuerzeug. Es werde eine Stichflamme geben, die Beamten würden gleich „brennen“. So soll sich der 19-Jährige ausgedrückt haben.
>>> Hier gibt es mehr Nachrichten aus Hattingen und Sprockhövel
Hintergrund der Taten ist offenbar eine schwere Erkrankung. Im Prozess ist von paranoider Schizophrenie die Rede, von Verfolgungswahn und Halluzinationen. Das gesamte Denk- und Handlungsspektrum des 19-Jährigen ist nach der vorläufigen Diagnose eines psychiatrischen Gutachters schon in Mitleidenschaft gezogen worden. Hinzu komme eine Alkoholabhängigkeit des noch jungen Hattingers.
Alkohol und Tabletten
Auch darüber soll es in der Vergangenheit Streit gegeben haben. Der 19-Jährige, der noch zu Hause gewohnt hat, soll vor den Augen seiner Mutter Alkohol und Tabletten konsumiert haben. Als sie ihm daraufhin angeblich verbot, die Wohnung zu verlassen, soll es zu einer wilden Rangelei und der angeblichen Würge-Attacke gekommen sein.
Zuvor soll der 19-Jährige seine Mutter schon einmal in die leere Badewanne geschubst haben. Dabei schlug sie nach Angaben der Staatsanwaltschaft mit dem Hinterkopf auf. Schwer verletzt wurde die 56-Jährige aber zum Glück nicht.
Komplett schuldunfähig
Zum Prozessauftakt hat sich der 19-Jährige noch nicht zu den Vorwürfen geäußert. Das soll möglicherweise zu einem späteren Zeitpunkt geschehen.
>>> Folgen Sie unserer Redaktion hier auf Instagram unter auf Facebook – hier finden Sie uns.
Vor Gericht gilt der Hattinger als komplett schuldunfähig. Die Staatsanwaltschaft hält ihn inzwischen allerdings für so gefährlich und unberechenbar, dass sie die unbefristete Unterbringung in der geschlossenen Psychiatrie anstrebt – zum Schutz der Allgemeinheit.
Medikamente immer wieder abgesetzt
Alle Behandlungsversuche, die es bisher gegeben hat, sind offenbar fehlgeschlagen. Wie es heißt, soll der 19-Jährige die von den Ärzten verordneten Medikamente nach seiner Entlassung immer wieder abgesetzt haben. „Er ist nur eingeschränkt in der Lage, Hilfe oder Unterstützung anzunehmen“, so die Staatsanwaltschaft.
Die 24. Strafkammer am Essener Landgericht hat für den Prozess zunächst noch vier Verhandlungstage vorgesehen. Ein Urteil soll in der zweiten Septemberhälfte gesprochen werden.