Hattingen. Erstmals seit der Übernahme des Hattinger Kanalnetzes saniert der Ruhrverband mehrere Kilometer unter 16 Straßen. Das müssen Anwohner wissen.
Vor vier Jahren hat der Ruhrverband das Hattinger Kanalnetz übernommen. Jetzt startet die erste Sanierungsmaßnahme größeren Umfangs. So soll sie ablaufen.
Am Montag, 5. August, beginnt der Ruhrverband mit Kanalsanierungsarbeiten unter 16 Straßen im Stadtgebiet von Hattingen. Insgesamt werden rund 6,4 Kilometer des öffentlichen Kanalnetzes mittels Schlauchliner saniert. In den geplanten 13 Wochen Bauzeit wird der Kanal zunächst gereinigt und inspiziert, bevor ein Schlauchliner eingezogen wird und eventuelle Schäden an den Schächten saniert werden.
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Dabei kommen glasfaserverstärkte Kunststoffliner wie auch auch Synthesefilzliner zum Einsatz. Beim ersten Verfahren wird ein mit Harz getränkter Schlauch aus glasfaserverstärktem Kunststoff mit einer Seilwinde in den Kanal eingezogen und mit Druckluft aufgestellt. Beim Einbau des Schlauchliners kann es zu Geruchsbelästigungen kommen, die durch das Harz verursacht werden, nach Angaben des Ruhrverbands aber gesundheitlich völlig unbedenklich sind.
Der Vorteil dieser Verfahren liegt in der geschlossenen Bauweise
Nach dem Einbau des Liners wird eine Lichterkette in den Kanal eingeführt und durch den Schlauchliner gezogen. Die von den Lampen abgegebene UV-Strahlung löst im Harz einen chemischen Prozess aus, durch den das Harz aushärtet. Nach der Aushärtung entsteht ein neuer Kanal im Kanal. Synthesefilzliner hingegen werden mit Dampf oder heißem Wasser ausgehärtet.
Der Vorteil dieser Verfahren liegt in der geschlossenen Bauweise, die Arbeiten erfolgen also ohne bauliche Eingriffe in die Straße, betont der Ruhrverband.
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Insgesamt sind 16 Straßen von den Sanierungsarbeiten betroffen: Amselweg, August-Rautenberg-Straße, Bahnhofstraße, Barbarastraße, Blankensteiner Straße, Brandtstraße, Dahlhauser Straße, Drosselweg, Hackstückstraße, Helenenweg, Kiefernstraße, Lange Horst, Lärchenweg, Luisenweg, Luisenplatz und Marxstraße. Dort kann es während der Bauphase zu Umleitungen und Parkeinschränkungen kommen.
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2020 hat die Stadt Hattingen ihr Kanalnetz an den Ruhrverband mit Sitz in Essen übertragen. Seitdem wird die Siedlungswasserwirtschaft aus einer Hand betrieben.
Fast vier Jahre hatten beide Seiten die Übertragung des Kanalnetzes vorbereitet. Auch für den Ruhrverband war die Einigung die umfangreichste. Hattingen war die vierte der 60 Mitgliedsstädte, die ihre Abwasserbeseitigungspflicht übertragen haben.
115,5 Millionen Euro hat der Essener Wasserversorger der Stadt Hattingen gezahlt
Politisch war das Kanalgeschäft umstritten. SPD, Grüne und FDP waren dafür. CDU, Linke und Linke-Piraten dagegen. 27:18 lautete im April 2019 das Ergebnis der Abstimmung für die Übertragung. Zum ersten Mal seit 28 Jahren erfolgte das Votum namentlich.
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115,5 Millionen Euro hat der Essener Wasserversorger der Stadt Hattingen dafür gezahlt, dass er ihre Abwasserbeseitigung übernehmen darf. Trotz harter Kritik hat Kämmerer Frank Mielke die Ausgleichszahlung in vollem Umfang zur Entschuldung der klammen Stadtkasse eingesetzt. Kassenkredite in Höhe von 97,7 Millionen Euro sind getilgt oder vom Ruhrverband übernommen worden. Damit hat die Stadt ihre Liquiditätskredite auf einen Schlag von 135 auf rund 38 Millionen Euro zurückgefahren. Nicht zuletzt gegen höhere Zinsen sei man so viel beser gewappnet, heißt es.
Es gab viele Stimmen dafür, das Geld zumindest teilweise in Investitionen zu stecken und Kitas besser auszustatten oder Straßen zu sanieren. Doch daraus wurde nichts. Die Stadtspitze blieb bei ihrem Kurs und tut das bis heute.