Hattingen. Klassenfahrten für Hattinger Schüler werden immer teurer. Wie Hattingens Schulen das händeln - und welche weiteren Schwierigkeiten es gibt.

Hattingens Schulen leiden immer mehr unter den steigenden Preisen für Klassen- oder Kursfahrten. Insbesondere entferntere Orte anzusteuern, zu denen man auch noch hinfliegen muss, wird immer schwieriger. Lehrerinnen und Lehrer stehen vor der beschwerlichen Aufgabe, überhaupt noch ein Reiseziel zu finden, das in den vorgegebenen Preisrahmen ihrer Schule passt.

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Ob schlaflose Nächte angesichts der ersten Ausflüge ohne Eltern oder monatelange Vorfreude: Klassenfahrten bringen Erlebnis, die man nicht so schnell wieder vergisst. Tolle Tage mit Schulkolleginnen und Schulkollegen verbringen, dabei zu viele Süßigkeiten essen, zu lange wach bleiben, Lehrer und Lehrerinnen an ihre Grenzen bringen: Solche Erinnerung an Klassenfahrten sind prägend für Generationen von Schülerinnen und Schülern. Doch so manche Eltern bringt die Finanzierung von Klassen- und Kursfahrten zunehmend mehr an Grenzen.

Verkürzte Fahrten sind an Hattingens Schulen keine Seltenheit mehr

Zumindest verkürzte Fahrten sind daher an Hattingens Schulen keine Seltenheit mehr. „Es kann bei manchen Familien schon einmal eng werden mit der Finanzierung einer Klassenfahrt. Wir sind daher nun schon häufiger nur drei statt fünf Tage weggefahren“ sagt etwa der Schulleiter der Realschule Grünstraße, Jürgen Ernst. An der Realschule finden dabei regelmäßige Fahrten in der sechsten und zehnten Klasse statt. Die Abschlussfahrten sind hierbei auf rund 400 Euro gedeckelt, auf Ferntourismus wird bereits verzichtet. Hauptsächlich finden Städtetouren nach beispielsweise Hamburg oder Berlin statt. „Die steigenden Preise kommen jetzt ja nicht überraschend, bisher sind wir aber noch gut hingekommen“, betont Jürgen Ernst.

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Finanzielle Unterstützung vom Förderverein bräuchten Eltern zwar nach wie vor nur vereinzelt, aber dafür vermehrt, sagt unterdessen Anette Christiani, die Schulleiterin des Gymnasiums Waldstraße. Die Preisobergrenze für die Abschlussfahrten der Leistungskurse sei angesichts immer teurer werdender Reiseziele dabei zum Beispiel zuletzt vom Schulausschuss auf 500 Euro angehoben worden, Kolleginnen und Kollegen würden jedoch weiterhin darüber klagen, dass sie Schwierigkeiten hätten, für diese Summe etwas Adäquates zu buchen.

Manche lassen sich von Klassenfahrt befreien

Neben den steigenden Kosten beobachten Schulleitungen in Hattingen auch andere Schwierigkeiten im Zusammenhang mit Klassenfahrten. Jürgen Ernst, Leiter der Realschule Grünstraße, sagt etwa, dass es „schwieriger für viele Kinder wird, sich auf eine Klassenfahrt tatsächlich einzulassen“.

Ähnliches festgestellt hat Anette Christiani, die Schulleiterin des Gymnasiums Waldstraße. „Wenn die Kinder einmal vor Ort sind, dann ist meistens alles gut. Aber es lassen sich häufiger Mädchen und Jungen von den Fahrten befreien“, sagt sie. Den Grund dafür sehe sie in der Corona-Pandemie.

Jens Schlegel, der stellvertretende Leiter des Gymnasiums Holthausen, erklärt unterdessen: Vermehrtes Heimweh von Kindern seiner Schule habe er bislang nicht festgestellt. „Bei uns ist noch nie ein Kind wegen Heimweh von einer Schulfahrt abgeholt worden.“

„Wir sind aber ja auch Europa-Schule und wollen unserer Schülerschaft natürlich viele Fahrten und auch Einzalaustausche ermöglichen. Dafür haben wir jetzt auch eine Erasmus-Akkreditierung erhalten“, sagt Anette Christiani. Damit gehe es nach Frankreich, Belgien und in die Niederlande. Das Gymnasium fährt in der zehnten, beziehungsweise elften Klasse zudem gemeinsam nach Berlin.

Eine Schulfahrt nach Berlin wird von vielen Eltern ausdrücklich gewünscht

Das Gymnasium Holthausen macht ebenfalls eine Fahrt in die deutsche Hauptstadt. Eine Schulfahrt dorthin sei aber „auf jeden Fall teurer geworden in diesem Jahr“, erklärt der stellvertretende Schulleiter Jens Schlegel. Probleme in der Elternschaft, Schulfahrten wie diese zu finanzieren, gebe es bis dato jedoch kaum. Und wenn doch, dann könne dies problemlos vom Förderverein aufgefangen werden. „Wir bekommen ja immer die Zustimmung vom Elternrat. Und eine Berlinfahrt hat sich dieser ausdrücklich gewünscht, weil die Hauptstadt schon einen besonderen Stellenwert hat“, sagt Schlegel.

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An der Gesamtschule in Welper sagt Schulleiter Julian Güting zum Thema gestiegene Reisekosten schließlich: „Ja, die Preise sind natürlich in die Höhe gegangen und eine angemessene Obergrenze zu finden, wird auch immer schwieriger. Aber im Zweifel wird ein finanzielles Problem vom Förderverein aufgefangen.“ Und er fügt hinzu: In manchen Fällen werde von einer Klasse auch individuell beschlossen, dass diese beispielsweise nur zwei Tage wegfahre und die restlichen Tage, die für eine Klassenfahrt vorgesehen sind, für Ausflüge genutzt würden. Von der Schulleitung aus gehe das aber nicht.