Hattingen. Übergewicht kann zu Diabetes führen, neue Therapieangebote können Betroffenen helfen. Was Juris Meier, Chefarzt im EvK in Hattingen, nun fordert.
Übergewicht kann zu Diabetes führen, bereits ab einem Body-Mass-Index (BMI) von 25 steigt das Risiko. Bei adipösen Menschen sei es um das Zwei- bis Vierfache erhöht, sagt Diabetes-Experte Prof. Juris Meier. In der Folge drohen weitere gesundheitliche Beeinträchtigungen. Neue Therapieangebote allerdings können Betroffenen helfen.
OPs zur Magenverkleinerung „nicht ohne RIsiko“
Schlauchmagen, Magenband, Magen-Bypass: Solche Operationen zur Verkleinerung des Magens bei stark übergewichtigen Menschen seien „nicht ohne RIsiko“. Oft auch litten die Operierten unter „erheblichen Nenbenwirkungen“, sagt Juris Meier.
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Der Chefarzt der Klinik für Innere Medizin am Evangelischen Krankenhaus und des Diabeteszentrums Ruhrgebiet in Bochum und Hattingen ist daher froh, dass es inzwischen Alternativen gibt: Medikamente, die die Wirkung des Darmhormons GLP-1 nachahmen. GLP-1 ist dabei an der Steuerung des Zuckerstoffwechsels beteiligt, indem es die Abgabe von Insulin fördert und gleichzeitig das Hormon Glukagon, einen „Gegenspieler“ des Insulin, hemmt. Außerdem trägt GLP-1 dazu bei, dass das Sättigungsgefühl früher einsetzt.
Definition Body-Mass-Index und Adipositas
Der Body-Mass-Index (BMI) ist eine Maßzahl für die Klassifizierung des Körpergewichts eines Menschen in Relation zu seiner Körpergröße. Er wird berechnet, indem man das Körpergewicht (in Kilogramm) durch die zum Quadrat genommene Körperlänge (Meter, Zentimeter x Meter, Zentimeter) teilt.
Adipositas, starkes Übergewicht, beginnt laut der Deutschen Adipositas-Gesellschaft ab einem BMI von 30. Es gilt als ein wesentlicher Risikofaktor für Diabetes des Typs 2 - einer Erkrankung des Stoffwechsels, die dazu führt, dass der Blutzuckerspiegel ansteigt. Zu viel Essen, gepaart mit zu wenig Bewegung, fördert dabei die Insulinresistenz.
Hype um die Abnehmspritzen
Ein solcher Nachahmer-Wirkstoff ist zum Beispiel Semaglutid, enthalten in den Abnehmspritzen namens Ozempic und Wegovy. In den USA hatten Promis den Hype um diese Spritzen zuletzt enorm angeheizt: Tesla-Chef Elon Musk und Reality-Star Kim Kardashian etwa setzen auf sie, um schlank zu werden bzw. zu bleiben. Eigentlich allerdings wurde die Arznei zur Behandlung von Diabetes-Typ-2 entwickelt, so Meier. Verschrieben werden dürfe sie zudem stark übergewichtigen Menschen. „Leider wird das Medikament aber von den Krankenkassen nur erstattet, wenn auch ein Typ-2-Diabetes vorliegt.“
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Meier würde sich hier allerdings wünschen, dass das Medikament unter bestimmten Umständen auch für stark übergewichtige Menschen erstattet wird - zumal eine radikale Ernährungsumstellung, gepaart mit sehr viel Bewegung als Abnehm-Alternative, bei manchen Betroffenen nur schwer umzusetzen sei.
Mit Abnehmspritzen 20 Kilo und mehr verlieren
Die Abnehmspritzen brächten derweil in der Tat „deutliche Erfolge. Man kann damit 20 KIlogramm und mehr verlieren“, so Meier. Und so sein Risiko für Folgeerkrankungen deutlich senken. Erforderlich sei allerdings eine dauerhafte Therapie, ansonsten nehme man früher oder später wieder zu. Ohne Verschreibung leisten, so Juris Meier, könnten sich aber wohl nur die wenigsten Menschen das Medikament bei einem Preis von rund fünf Euro für eine Tagesdosis.
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Ärztliches Mittel der Wahl sei eine Therapie mit Semaglutid ohnehin immer erst dann, wenn keine andere Therapie mehr helfe, um ein deutliches Übergewicht in den Griff zu bekommen. „Ungeachtet dessen sollten aber auch mit Semaglutid Behandelte auf ihre Ernährung achten.“
Bestmögliche Ernährung, weniger Medikamente
DIes betont auch Winnie Schmidt, Ernährungsberaterin im Orthomobilé. Eine bestmögliche Ernährung trage dabei dazu bei, dass man weniger Medikamente einnehmen müsse, seltener Folgeerkrankungen habe - und mehr Lebensqualität.
Grundsätzliche Ernährungstipps für adipöse und an Diabetes Erkrankte hat sie auch parat: Sie sollten die Kohlenhydrat-Zufuhr reduzieren, mehrstündige Essenspausen einlegen, auf Light- und fettreduzierte Produkte verzichten. Und vor allem: achtsam essen. Langsam, maßvoll, mit Genuss und ohne Ablenkung. Gute Snacks seien etwa Nüsse, Gemüsesticks, Vollkornmüsli ohne Zuckerzusatz. Ansonsten rät sie zu Hülsenfrüchten, Gemüse, Salat, Kartoffeln, zuckerarmem Obst, Vollkorngetreideprodukten, fettarmem Fisch und Fleisch, Eiern.