Hattingen. In Hattingens Fundbüro landen nicht nur Schlüssel, Handys, Fahrräder. Auch zahlreiche ziemlich kuriose Sachen gehen den Bürgern verloren.
Schlüssel und Fahrräder finden sich in Hattingens Fundbüro zuhauf. Aber auch verlorene Handys, Brillen, Taschen, die dort auf ihre Besitzerin, ihren Besitzer warten, sind alles andere als besondere Fundsachen. Die gibt es aber natürlich auch. Kerstin Bark (48), bei der Stadt unter anderem Sachbearbeiterin fürs Fundwesen, gibt Einblicke.
Ein noch original eingepackter Laubbläser lagert im Fundbüro in Hattingen
Ein noch original eingepackter Laubbläser lagert gerade noch in einem Regal in Kerstin Barks Büro, dazu eine blaufarbene Sporttasche mit einer Rohrzange, allerlei Hämmern und weiterem Werkzeug. Fundsachen, die Bürger vor etlichen Monaten bei der Polizei abgegeben haben; und die ihre Besitzer bis heute nicht abgeholt haben aus dem Fundbüro auf der Bahnhofstraße 48. Irgendwann nun werden sie versteigert werden - wie die rund zwei Dutzend Fahrräder, die in einem Kellerraum des städtischen Gebäudes auf der Bahnhofstraße 48 eingelagert sind. Auch sie mindestens ein halbes Jahr, meist etliches länger aufbewahrt im Fundbüro.
Von Aufbewahrungsfrist bis Online-Auktion
Für alle Fundsachen, die beim Fundbüro lagern, gilt eine sechsmonatige Aufbewahrungsfrist. Falls sich der Eigentümer innerhalb dieser Zeit nicht meldet oder ermittelt werden kann, geht die Fundsache gegen Zahlung eines im Vergleich zu deren Wert kleinen Entgeltes ins Eigentum des Finders über, ansonsten an die Stadt Hattingen.
Die Fundsachen, die ins Eigentum der Stadt Hattingen übergehen, werden regelmäßig versteigert - seit dem Jahr 2021 per Online-Auktion. 2024 indes findet für Hattingen keine Versteigerung von Fundsachen mehr statt. „Dafür haben wir noch nicht genügend wertige Gegenstände“, sagt Kerstin Bark.
Auch nach verloren gegangenen Gegenständen können Bürger übrigens online recherchieren: Das virtuelle Fundbüro ist auf hatingen.de (unter Rathaus/Verwaltung - Stadtverwaltung - Fachbereich Bürgerservice) zu finden. Es wird ständig aktualisiert.
Die sogenannten „laufenden Fundsachen“, wie die Fundstücke heißen, für die die sechsmonatige Aufbewahrungsfrist noch nicht abgelaufen ist, lagern unterdessen in einem abschließbaren Schrank (Schlüssel, Geldbörsen, Handtaschen, Ausweise, Schmuck, ein Laptop) neben Kerstin Barks Büro. Oder in einer - ebenfalls abschließbaren - Garage auf dem Grundstücksgelände.
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Auch in dieser lagern - neben Rollern, einem Kinderwagen, einer Gas-Kartusche, einem Plastik-Kinderschwert - Fahrräder aller Größen und Marken. Sogar ein schwarzfarbenes E-Bike der niederländischen Marke VanMoof befindet sich unter den Fundsachen. Warum der Besitzer, die Besitzerin so ein Bike nicht schnellstmöglich im Fundbüro abholt? Kerstin Bark sagt: „Heutzutage wird bei einem Verlust ja vieles über die Versicherung geregelt. Und wenn man erst einmal ein neues Rad hat, dann ist es schon fraglich, ob man das alte noch zurückhaben will.“
Versteigert werden E-Bikes vom Fundbüro in Hattingen selten
Versteigert würden E-Bikes aber dennoch selten: „Das letzte, das wir hier hatten, hat schließlich der Finder mitgenommen.“ Gegen ein kleines Entgelt im Vergleich zum üblichen Wert des Rades. Liegt der bei bis zu 500 Euro, müssen Finder fünf Prozent des Warenwertes zahlen, ansonsten ein klein wenig mehr. Groß gefallen scheint dem damaligen E-Bike-Finder sein günstig erworbenes Gefährt aber dennoch nicht zu haben. „Nach vier Wochen“, sagt Kerstin Bark, „ist es als Fundstück wieder bei uns gelandet. Return to sender.“
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Besonders kuriose Fundstücke, sagt Kerstin Bark angesichts ihrer jahrzehntelangen Fundbüro-Erfahrung, seien in Hattingen die Ausnahme. Jenen Rollstuhl zählt sie aber dazu, der im Januar 2006 beim Fundbüro der Stadt abgeben wurde. Gefunden hatte ihn eine Passantin damals an der Bochumer Straße in Höhe der Nordapotheke. Der Eigentümer indes, sagte Kerstin Bark, konnte nicht ermittelt werden. „Wer vermisst schon einen Rollstuhl“, sagt sie mit einem Augenzwinkern. Das Gefährt ging schließlich an eine karikative Einrichtung. (An solche Einrichtungen gehen übrigens auch von ihren Eigentümern nicht abgeholte Brillen-Funde.)
In die Rubrik „Kuriositäten aus dem Fundbüro“ fällt auch ein originalverpackter Fernseher, den ein Bürger vor einer Spielhalle fand (und nach der sechsmonatigen, rechtlich vorgeschriebenen Aufbewahrungsfrist im Fundbüro zur Eigennutzung erwarb). Und kurios schließlich ist nicht zuletzt das besitzerlose Auto, das die Stadt Hattingen im Jahre 2012 versteigerte. Der Audi A4 war und ist dabei die bislang größte Fundsache des Hattinger Fundbüros. Silberfarben war der versteigerte Wagen, die Erstzulassung erfolgte am 28. August 1997, zum Zeitpunkt der Versteigerung war er gut 176.000 Kilometer gelaufen. Er war ausgestattet mit Klimatronik, Radio-CD-Kombination, elektrischen Fensterhebern und Lederlenkrad. „Der Besitzer war verstorben, und die Erben wollten den Wagen nicht haben“, erinnert sich Kerstin Bark. So wurde das nun herrenlose, am Straßenrand geparkte Auto zu einem Fundgegenstand.
Ein Bürger rief im Fundbüro an und sagte, ihm sei sein Känguru entlaufen
Und dann erinnert sich Kerstin Bark noch an eine besonders kuriose Geschichte des Verlierens: „Eines Morgens, das Jahr weiß ich nicht mehr, klingelte das Telefon und ein Bürger sagte, ihm sei sein Känguru entlaufen. Wenn es jemand bei uns abgeben sollte, wüssten wir schon einmal, zu wem es gehört.“ Doch zu Gesicht bekam Bark das Tier nie. Wenige Tage nach seinem ersten Anruf meldete sich jener Bürger vielmehr erneut im Fundbüro: „Sein Känguru habe wieder nach Hause gefunden, es stehe nun vor der Tür.“
Unvergessen, sagt Kerstin Bark, sei diese echt tierische Geschichte nicht nur im Fundbüro bis heute.
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