Hattingen. Hattingens Gesamtschule hat einen neuen Chef. Das sagt er zu Digitalisierung, Künstlicher Intelligenz – und einer Kooperation mit Gymnasien.
Es war ein nahtloser Übergang, von Elke Neumann zu Julian Güting an der Spitze der Hattinger Gesamtschule in Welper. Zu der ist der 49-Jährige vor knapp zwei Jahren gewechselt, zuvor hatte er in einem „Perspektivgespräch“ mit der Bezirksregierung klargemacht, was er einmal werden wollte: Schulleiter.
„Ich wollte Schule schon immer voranbringen“, sagt Hattingens neuer Gesamtschulleiter
„Ich wollte Schule schon immer voranbringen, weiterentwickeln“, betont Julian Güting. Im Lehrerrat an seiner früheren Schule, der Holzkamp-Gesamtschule in Witten, war der Lehrer für Mathematik und Informatik unter anderem, auch Vorsitzender der Fachkonferenz Informatik und Abteilungsleiter der Jahrgangsstufe 8 bis 10. 2022 dann wurde er an Hattingens größter Schule stellvertretender Leiter. Und nun Chef. „Schulleitung funktioniert nur im Team“, sagt er über seinen Führungsstil, „anders geht es gar nicht.“
Von Witten nach Hattingen
Seine Ernennungsurkunde zum neuen Leiter der Gesamtschule Hattingen hat Julian Güting am Dienstag (6.2.) erhalten, zuvor hatte er dort knapp zwei Jahre die stellvertretende Schulleitung inne.
Der 49-Jährige, der in Dortmund und Lippstadt aufwuchs und heute mit seiner Frau und seinen drei Kindern in Witten wohnt, kommt aus einem Lehrerhaushalt. Er studierte nach dem Zivildienst in Paderborn Mathematik und Informatik auf Lehramt, „weil mich diese Fächer interessierten und weil ich schon immer etwas mit Menschen machen statt irgendwo in einem Büro vor mich hinarbeiten wollte“.
Ehe Julian Güting Ostern 2022 nach Hattingen gewechselt ist, war er Lehrer an der Holzkamp-Gesamtschule in Witten, seit dem Schuljahr 2018/19 dort auch Abteilungsleiter der Jahrgangsstufe 8 bis 10.
Was er erreichen will mit seinem Team in den nächsten Jahren? Eine der größten Herausforderungen, vor der die Schule - wie andere - stehe, sei die Digitalisierung, betont Julian Güting. Die technische Ausstattung ist dabei das eine, die ständige Weiterentwicklung der Art und Weise, wie mit Lehr- und Lernmedien umgegangen wird, das andere. Und auch die Künstliche Intelligenz (KI) spiele im Schulalltag zunehmend mehr eine Rolle, betont er.
Ab dem kommenden Schuljahr gibt‘s für alle Sechstklässler iPads
Julian Güting freut sich, dass ab dem kommenden Schuljahr alle Sechstklässler und die Einführungsstufe der Oberstufe mit iPads ausgestattet werden. „Für die, deren Eltern sich eine Eigenfinanzierung nicht leisten können, haben wir über den Digitalisierungspakt von der Stadt genügend Geräte zur Verfügung gestellt bekommen.“
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Diese Digital-Ausstattung, so Güting, sei Voraussetzung auch für den Einsatz von KI im Unterricht. „Als Gesamtschule machen wir individuelleren Unterricht als andere Schulen. Aber der Einsatz von KI kann uns dabei unterstützen.“ Künstliche Intelligenz könne zum Beispiel Fragen einzelner Schüler zu speziellen Aufgaben für sie beantworten, auch Formulierungstipps geben. Oder - ein weiteres Beispiel - bei einer individuellen Matheaufgabe einzelne Rechenschritte erklären. So können Lehrende sich intensiver anderen Schülern widmen. Ein Konzept zum KI-Einsatz an der Schule sei in Arbeit. Was eine weitreichende digitale Schulkommunikation betrifft, ist an der Gesamtschule zudem seit Jahresanfang ein Pilotprojekt gestartet, sagt Julian Güting: „Als erste Schule in Hattingen testen wir gerade die IServ-Schulplattform, die die Stadt für alle Schulen einführen möchte.“
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Oberstufen-Altbau am Standort Lange Horst muss zweiten Fluchtweg bekommen
Ein weiteres Zukunftsthema, das ihn umtreibt, ist die Sanierung des Oberstufen-Altbaus. „Das Gebäude muss brandschutzertüchtigt werden, es fehlt dort ein zweiter Fluchtweg“, erinnert Güting. Und er hofft, dass die Stadt dies zum Anlass nimmt, „die Räumlichkeiten dort auch für einen modernen Unterricht fit zu machen“. Räume von aktuell höchstens 45 Quadratmeter seien dafür einfach viel zu klein. Zudem sei es erforderlich, dass es auch die Schülerschaft am Standort Lange Horst eine Verpflegungsmöglichkeit innerhalb des Schulgebäudes gebe. „Ein Automat wäre hier zumindest mal ein Anfang.“
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Ansonsten will er das AG-Angebot an der Schule insbesondere für die älteren Schüler ausbauen, denkt etwa an eine Film- oder auch eine Social-Media-AG. Er hofft, dass in der Eingangshalle des Hauptgebäudes alsbald wieder Sitzmöbel stehen dürfen. Die alten hatte die Schule im Sommer von jetzt auf gleich entfernt müssen - kuriose Folge einer Anfrage Gütings, welche Brandschutzschadensklasse eine geplante neue Möblierung haben müsse. Die Stadt stellte daraufhin nämlich (reichlich spät) fest, dass eine Möblierung dort gar nicht erlaubt ist.
Kooperation in der Oberstufe mit den beiden Hattinger Gymnasien als Vision
Und dann hat Güting noch eine Vision: dass die Gesamtschule, an der Schüler ab dem kommenden Schuljahr auch im Fach Informatik eine Abiprüfung ablegen können, in der Zukunft in der Oberstufe mit den beiden Hattinger Gymnasien kooperieren wird. „Das wäre schon schön und ich fände es gut, wenn es dafür mal ein Konzept geben würde. Dies würde allen Schülern ja mehr Wahlmöglichkeiten im Abitur geben.“
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