Hattingen. Die Geschichte von Hattingens größtem Geschäftsgebäude in der Innenstadt ist fast 50 Jahre alt. Anfangs galt der Komplex als „pompöse Missgeburt“.
Große Weilstraße 18-20 – dies ist die Postanschrift von Hattingens größtem Geschäftsgebäude in der Innenstadt. Seine Geschichte ist inzwischen beinahe 50 Jahre alt.
Wir schreiben den 9. Dezember 1974, als die ersten Arbeiter anrücken, die sich an die Umsetzung der damals gängigen Architektur machen. „Es war üblich, dass viel Beton verbaut wurde und dieser auch sichtbar war“, sagt Architekt Wolfgang Hacke später im Gespräch mit der Hattinger WAZ-Redaktion. Schnell sorgt die Optik für heftige Diskussionen unter den Bürgern: Von einer „pompösen Missgeburt“ und einem „Schandfleck“ ist die Rede – eine Meinung, die auch heute noch Zustimmung findet.
Um Bau zu realisieren, wurde Klein Langenberg dem Erdboden gleich gemacht
Für die Älteren gibt es einen weiteren Grund, das Kaufhaus kritisch zu sehen – denn um den Bau zu realisieren, musste das heimelige Altstadt-Viertel Klein Langenberg dem Erdboden gleich gemacht werden. Auch die alt eingesessene Kornbrennerei Weygandt und ihr imposanter Schornstein verschwinden aus dem Stadtbild.
Lesen Sie auch:
- Das ist neu auf dem Nostalgischen Weihnachtsmarkt Hattingen
- Musik und Clubsterben: Tour von Captain Disko aus Hattingen
- Prozess in Hattingen: Mutter beißt und schlägt ihren Sohn
- Schülerin in Hattingen: Mit der Riesenfelge zum Physikpreis
Ende 1974 beginnt also der Bau, 20 Millionen Mark lässt sich Karstadt seine 91. Filiale kosten. Am 19. Februar 1976 eröffnet Konzern-Vorstandsmitglied Theodor Althoff das Geschäftshaus und sagt: „Wir haben eine interessante Lösung gefunden, wobei allerdings in Fragen des Geschmacks gewöhnlich keine Einstimmigkeit erreicht werden könne.“ Das Wichtigste: 330 Menschen haben einen Arbeitsplatz, sie verkaufen in 80 Abteilungen etwa 60.000 Artikel.
Kaufhaus-Motto: Eins für alles
Eins für alles – dieses Kaufhaus-Motto hält sich viele Jahre erfolgreich. Als der Konzern in Schieflage gerät, trennt sich Karstadt aber von seinen kleineren Warenhäusern. Im März 2007 übernimmt Hertie schließlich die Hattinger Filiale. Doch daraus wird keine Erfolgsgeschichte, denn auch der Nachfolger und sein Eigentümer Dawnay Day gehen in die Insolvenz. Letzter Tag: 8. August 2009.
+++ Sie wollen keine Nachrichten aus Hattingen verpassen? Dann können Sie hier unseren Newsletter abonnieren. Jeden Abend schicken wir Ihnen die Nachrichten aus der Stadt per Mail zu. +++
Bereits im Januar 2010 kauft Kaufland das Haus dem Londoner Unternehmen ab, mehr als drei Jahre später wird es wiedereröffnet. Die Fakten am 30. Oktober 2013: Es gibt 150 neue Arbeitsplätze und 60.000 verschiedene Artikel.
>>> Mehr Nachrichten aus Hattingen und Sprockhövel