Hattingen. Gymnasiastin Emilia Zajic (17) turnt und mag Physik. Beides hat sie kombiniert, dafür einen Preis an der Uni erhalten. Details und das Turnvideo.

Physik und Sport, wie passt das zusammen? Emilia Zajic aus Hattingen hat es herausgefunden. Und dafür einen renommierten Preis erhalten.

In ihrer Facharbeit beschreibt sie die Physik hinter einer Turnfigur am Stufenbarren. Für ihre herausragende Leistung gab’s jetzt den Dr. Hans Riegel-Fachpreis. Dabei hätte sie die Arbeit beinahe nicht eingereicht.

Leistungsturnerin aus Hattingen betrachtet Übung physikalisch: Preis

Die 17-Jährige besucht die Q2 des Holthausen Gymnasiums und interessiert sich für Naturwissenschaften. Neben der Schule turnt sie im Verein. Angefangen hat sie mit sieben Jahren beim TuS Hattingen, mit zwölf wechselte sie zum KTV Dortmund und trainiert seitdem im vereinseigenen Leistungszentrum. Genau dort hat sie die nötigen Videoaufnahmen für ihre Analyse aufgenommen. Dabei zeigte sie echten Körpereinsatz: Die Figur hat sie selbst vorgeturnt. So grazil sie die Figur im fertigen Video turnt, so lang war der Weg dorthin. „Ich bin auch schon mal abgestürzt. Das gehört einfach dazu“, so Emilia mit einem Schulterzucken.

Schülerin in Hattingen- Mit der Riesenfelge zum Physikpreis

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    Bei der Turnfigur handelt es sich um die sogenannte Riesenfelge. Hierfür schwingt die Turnerin mit komplett gestrecktem Körper um den Stufenbarrenholm. „Also ich kann das nicht. Ich bin aber auch kein Sportlehrer“, witzelt Physiklehrer Thomas Koch (47), der Emilias Arbeit korrigiert hat. Auch Emilia hatte mit der Übung Probleme. „Ich wusste nicht so wirklich, was ich tue. Da hab ich mir gedacht, vielleicht kann man das auch physikalisch erklären.“

    Anleitung zur korrekten Riesenfelge

    Mittlerweile weiß sie genau, was sie tut und worauf es bei einer korrekten Riesenfelge ankommt: „Man muss mit einem Handstand am oberen Holm anfangen. Dann streckt man sich und macht sich groß, dabei stört oft der untere Holm. Um daran vorbeizukommen, spreizt man die Beine. Wenn man dann in der Senkrechten ist, überstreckt man sich, das nennt man Schnäpper-Position. Nach der Schnäpper-Position geht man in ein rundes Schiffchen und dann wieder zurück in den Handstand – wenn es geklappt hat.“

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    In ihrer Arbeit analysierte Emilia die einzelnen Phasen anhand von Standbildern aus dem Video. Dabei rechnete sie die nötigen Kräfte aus und bestimmte den Körperschwerpunkt. Was kam dabei raus? „Man baut die ganze Energie in der ersten Phase der Riesenfelge auf. Nach dem Schnäppern kann man eigentlich nicht mehr viel machen.“

    Videoanalyse: Turner verhalten sich wie Dosen

    Zusätzlich zur Videoanalyse hat Emilia in einem Experiment das Trägheitsmoment von rollenden Lebensmitteldosen bestimmt. Wer hätte gedacht, dass sich Turner wie Dosen verhalten? Zumindest während einer Riesenfelge.

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    Dr. Hans Riegel-Fachpreis

    Mit dem Dr. Hans Riegel-Fachpreis zeichnet die Dr. Hans Riegel-Stiftung Facharbeiten von Schülerinnen und Schülern aus der Sekundarstufe II ausgezeichnet. Die Preise werden in Kooperation mit regionalen Universitäten vergeben.

    Für den Raum Hattingen ist die Ruhr-Universität Bochum zuständig. Ziel der Aktion ist es, Talente zu finden und zu fördern. Der erste Preis ist mit 600 Euro dotiert. Dr. Hans Riegel ist der Sohn des gleichnamigen Haribo-Gründers und Goldbären-Erfinders.

    Schon bei der Korrektur der Facharbeit hat Physiklehrer Koch gemerkt, dass er eine besondere Arbeit auf dem Schreibtisch hat. „Die Arbeit war einfach richtig gut. Weil wir schon mehrfach Preisträger in dem Bereich hatten, habe ich Emilia geraten, die Arbeit einzureichen. Wir können schließlich niemanden zwingen. Glücklicherweise hat sie es gemacht“, erinnert sich Koch. Ohne den Anstoß durch ihren Lehrer hätte Emilia den Preis wohl nicht eingereicht. „Ich wusste gar nicht, dass es den Preis gibt.“

    Lampenfieber vor der Preisverleihung in der Ruhr-Universität Bochum

    Als sie dann per E-Mail die Nachricht vom Preis kam, war die Freude groß. Doch vor der Verleihung des Dr. Hans Riegel Preises in einem Hörsaal der Ruhr-Universität Bochum hatte sie ein wenig Lampenfieber. Schließlich musste sie hier auf der großen Bühne der Wissenschaft ihre Arbeit noch mal in einem Kurzreferat vorstellen. Nach der Schule soll es wieder an die Uni gehen. „Vielleicht Physik oder Maschinenbau, das hat mein Vater studiert“, verrät Emilia.