Hattingen. Über mangelnden Andrang in der Corona-Pandemie können sich die Händler auf dem Wochenmarkt in Hattingen nicht beklagen. Nur eines bemängeln sie.
Der Asphalt glüht an diesem heißen Samstag auf dem Marktplatz vor dem Hattinger Rathaus. Die Köpfe mancher Kunden auch. Aber trotz mehr als 30 Grad im Schatten am Vormittag des 19. Juni schleppen Männer und Frauen Einkaufsnetze und Stofftüten mit frischem Gemüse und Obst, mit Eiern und bunten Blumen weg. „Viele sind froh, dass sie hier nicht so nah mit anderen Menschen zusammenstehen müssen wie in Supermärkten“, schildert etwa Elisabeth Berghoff die Situation.
Draußen sei es nicht nur sicherer, sondern man bekomme auf dem Markt natürlich auch viel frischere Lebensmittel. „Da kaufen Sie nicht freitags Salat, der seit montags schon in Plastikfolie verpackt im Regal steht“, sagt Berghoff. Und das schätzten die Kunden. Auch, wenn manche immer mal wieder etwas zu meckern hätten, das Schöne am Markt seien die vielen Stammkunden, mit denen man ein Schwätzchen halten könne.
Bei Marktbesuch: Zeit mitbringen und genießen
Wenn man auf den Markt geht, sollte man Zeit mitbringen und genießen, ist der allgemeine Rat. Elisabeth Berghoff, die in Rente ist, aber bei Freunden am Gemüsestand mithilft, packt gerade für eine Kundin kleine Topfpflanzen einzeln in Zeitungspapier ein und erklärt, warum. „Wenn ich die so verpacke, bekomme ich viel mehr Pflanzen in eine Tüte. Und vor allem brechen die Blüten beim Auspacken nicht ab.“
Die Motivation einer Marktverkäuferin
An den Marktständen sind sehr viele Verkäuferinnen und Verkäufer zu sehen, die trotz fortgeschrittenen Alters die Kunden bedienen. „Weil es einfach Spaß macht“, sagt eine 77-Jährige hinter einem Gemüsestand.Mit Unterbrechung wegen gesundheitlicher Probleme ist sie schon seit über 30 Jahren auf dem Markt.Sie liebt die Atmosphäre, die Frische der Waren und den Kontakt mit den Kunden. „Ja, im Sommer muss man einen Hut aufziehen zum Schutz vor der Sonne. Und im Winter zappelt man ständig, weil es so kalt ist. Aber der Marktplatz ist ein ganz besonderer Ort zum Einkaufen“, sagt sie – und bedient die nächsten Kunden.
Die Stammkundin freut sich schon, denn die Blümchen bekommen jetzt einen neuen Platz bei ihr im Garten. „Ich bin noch nie enttäuscht worden, wenn ich hier auf dem Markt eingekauft habe. Die Verkäuferinnen gehen vorsichtig mit den Pflanzen um. Und vor allem sind die Blumen gesund“, strahlt die Hattingerin.
Wunsch der Händler: mehr unterschiedliche Händler
Was die Händler allerdings beklagen, ist das „Auseinanderrupfen des Marktes. Am Samstag hier oben vorm Rathaus und dienstags unten in der Stadt. Das ist keine gute Lösung“, sagen sie übereinstimmend. Vor allem könnte sich die Stadt mehr um unterschiedliche Händler bemühen, das würde den Standort attraktiver machen und allen gut tun.“
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Über mangelnde Kundschaft können sie sich trotzdem nicht beklagen, auch wenn zu Zeiten des harten Lockdowns wegen Corona noch mehr Kunden hier waren, wie die Händler übereinstimmend sagen. Auch Andreas Ebel etwa hat an diesem Samstag gut zu tun. Er ist – im Gegensatz zu vielen anderen Standbetreibern – noch nicht ganz so lange vor Ort. Der gelernte Schleifer aus Solingen bietet scharfe Sachen an, was Messer angeht. „Das hier sind Solinger Klingen, die besonders begehrt sind. Vor allem die Pittermesser, die auch Zöpfken heißen, lieben die Kunden.“
Ideale Verbindung von Beruf und Freizeit
Er verkauft aber auch Holzbrettchen, Reiben, Nagelfeilen und allerhand Haushaltssachen. „Früher war ich in vielen europäischen Ländern unterwegs und habe meine Sachen auf Märkten angeboten, in Italien, Spanien und Portugal. Und hab’ dann immer meine Arbeit gleich mit einem ausgiebigen Urlaub verbunden“, erinnert er sich gerne an die ideale Verbindung von Beruf und Freizeit.
Und auch Mine Nadarevic, die Eier, Honig und eingelegte Gurken verkauft, ist ganz gelassen, was die Coronazeiten anbetrifft. „Ja, während des strengen Lockdowns kamen noch mehr Kunden“, sagt auch sie. „Aber wir haben viele Stammkunden, die jeden Samstag zu uns kommen. Die sind alle sehr nett, man kennt sich und sie kaufen bei Wind und Wetter bei uns auf dem Markt ein.“ Doch auch, wenn in Coronazeiten mit hoher Inzidenz die Kunden treu blieben: „Es ist schon schön, dass die Lage sich endlich entspannt.“, freut sie sich.
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