Hattingen. Die Stadt Hattingen will Kosten sparen und Fundtiere künftig ins Tierheim Witten statt nach Bochum bringen. Warum die SPD skeptisch bleibt.

Die Stadt Hattingen nimmt einen zweiten Anlauf, um bei der Unterbringung von gefundenen und sichergestellten Tieren Kosten zu sparen. Vom Jahr 2023 an sollen sie nicht mehr ins Bochumer, sondern ins Wittener Tierheim gebracht werden.

Vor einem halben Jahr hatte die Politik den geplanten Wechsel zunächst gestoppt. SPD und Grüne bemängelten, die Kündigung des Vertrages mit dem Tierheim Bochum werde nur finanziell begründet, Qualitätsfragen blieben unberücksichtigt.

Einsparungen von 18.000 Euro erwartet

Jetzt legt der städtische Fachbereich Bürgerservice, Rechts- und Ordnungsangelegenheiten nach. In einer Vorlage für den Haupt- und Finanzausschuss am Donnerstag wird der Wechsel des Tierheims noch einmal dringend empfohlen. „Durch die Zusammenarbeit mit dem Tierheim Witten, Wetter, Herdecke werden Einsparungen von 18.000 Euro ab dem Jahr 2023 erwartet“, heißt es im letzten Satz.

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Für die Aufnahme und Verpflegung von gefundenen oder sichergestellten Tieren sowie die weitere Abwicklung wie die Übergabe an den Tierhalter oder die Weitervermittlung möchte der Tierschutzverein Bochum, Hattingen und Umgebung, der das Tierheim trägt, künftig mindestens 37.000 Euro jährlich haben. Und begründet das mit der „fehlenden Auskömmlichkeit“ des Zuschusses sowie den hohen Kosten für den Neubau des Kleintierhauses, an denen sich die Stadt Hattingen bisher nicht beteiligt habe.

28 Tiere aus Hattingen wurden in Bochum versorgt

Im gesamten Jahr 2020 hat die Stadt Hattingen 22 Fundtiere (zehn Hunde, sieben Katzen, fünf Kleintiere) und sechs sichergestellte Vierbeiner (zwei Hunde, eine Katze, drei Kleintiere) ins Tierheim Bochum bringen lassen. Dafür seien 27.000 Euro gezahlt worden. Das Tierheim Witten hätten dafür lediglich 4960 Euro berechnet, heißt es.Das Tierheim Witten, Wetter, Herdecke würde zudem mit seinen drei (zukünftig vier) in Bereitschaft stehenden Mitarbeitenden dafür sorgen, dass die Tiere zu jeder Tages- und Nachtzeitabgeholt werden. Hierfür werde dem städtischen Bereitschaftsdienst eine Handynummer mitgeteilt, die nur für diese Angelegenheiten zu nutzen ist.

Im Gegensatz zum Tierheim in Bochum sein in Witten eine Einzelabrechnung möglich, argumentiert die Stadt Hattingen. Zudem würde die Unterbringung der Tiere dort nur für maximal zehn Tage abgerechnet. Sollte das Fundtier bis dahin nicht dem rechtmäßigen Besitzerzugeordnet werden können, beziehungsweise nicht vermittelt sein, trage das Tierheim die Folgekosten.

Wirbt für die Arbeit im Tierheim Bochum: Michael Schneider, Vorsitzender des Tierschutzvereins Bochum, Hattingen und Umgebung.
Wirbt für die Arbeit im Tierheim Bochum: Michael Schneider, Vorsitzender des Tierschutzvereins Bochum, Hattingen und Umgebung. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

Zeit für die Hundeschule

Genau das hält Michael Schneider für unseriös. „Wenn vermisste Hunde am nächsten Tag vom Besitzer abgeholt werden, ist das kein Problem. Ausgesetzte oder sichergestellte Tieren aber bleiben im Schnitt 40 bis 50, oft 100 Tage“, sagt der Vorsitzende des Tierschutzvereins Bochum, Hattingen und Umgebung.

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„Wir brauchen Zeit, um die Tiere in der Hundeschule wieder vermittlungsfähig zu machen. Und da die Betreuung von Fundtieren eine kommunale Aufgabe ist, kann ich die Kosten nicht einfach auf einen privaten Verein übertragen.“

22 Fundtiere und sechs sichergestellte Vierbeiner

Die Stadt Hattingen rechnet vor, dass man im Jahr 2020 für die Betreuung von 22 Fundtieren und sechs sichergestellten Vierbeinern in Witten 5000 Euro bezahlt hätte, während man dem geltenden Vertrag entsprechend pauschal 27.000 Euro nach Bochum überwiesen hat. Für die Jahre davor hätte die Kostenersparnis bei 13.000 beziehungsweise 12.000 Euro gelegen.

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Die SPD vermisst auch in der neuen Verwaltungsvorlage einen Blick auf das Tierwohl. „Wieder werden nur finanzielle Aspekte angeführt“, kritisiert Fraktionschef Achim Paas. „Wir werden darüber am Donnerstag nicht abstimmen.“