Hattingen. Seit 1988 werden Fundtiere ins Tierheim in Bochum gebracht. Jetzt möchte die Stadt Hattingen den Vertrag kündigen. Das sind die Gründe.

Seit 32 Jahren werden in Hattingen aufgegriffene Fundtiere und sichergestellte Tiere zur weiteren Unterbringung, Betreuung und Versorgung ins Tierheim der Nachbarstadt Bochum gebracht. Der dortige Tierschutzverein trägt den Namenszusatz „Bochum, Hattingen und Umgebung“ und ist Träger des Tierheims. Jetzt will die Stadt Hattingen die Zusammenarbeit beenden. Grund: die Kosten.

„Die Stadt beabsichtigt, den Vertrag mit dem Tierheim Bochum zum 31. Dezember 2021 zu kündigen.“ So steht es im letzten Satz einer Verwaltungsvorlage für den nicht öffentlichen Teil der Ratssitzung am Donnerstag.

An den Kosten für das Kleintierhaus nicht beteiligt

Für die Aufnahme und Verpflegung von Fundtieren sowie die weitere Abwicklung wie die Übergabe an den Tierhalter oder die Weitervermittlung hat die Stadt nach 15.000 Euro im Jahr 2016 zuletzt 33.000 Euro jährlich nach Bochum überwiesen.

Künftig sollen es mindestens 37.000 Euro sein, fordert der Tierschutzverein. Und begründet das mit der „fehlenden Auskömmlichkeit“ des Zuschusses sowie den hohen Kosten für den Neubau des Kleintierhauses, an denen sich die Stadt Hattingen bisher überhaupt nicht beteiligt habe.

Michael Schneider, Vorsitzender des Tierschutzvereins Bochum, Hattingen und Umgebung.
Michael Schneider, Vorsitzender des Tierschutzvereins Bochum, Hattingen und Umgebung. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

„Wir haben der Stadt Hattingen unsere Sicht der Dinge in einem Gespräch im November dargelegt“, sagt Michael Schneider, Vorsitzender des Tierschutzvereins Bochum, Hattingen und Umgebung, auf Anfrage der WAZ. „Der Hattinger Beitrag deckt unsere Kosten trotz der bisher erfolgten Erhöhungen nicht ab.“

„Unter 37.000 Euro ist das alles für uns nicht darstellbar“

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Der Verein hält eine kommunale Kostenbeteiligung von einem Euro pro Bürger für angemessen. Bei 54.438 Hattingerinnen und Hattingern sei eine Summe von 37.000 Euro also schon ein Entgegenkommen, argumentiert Schneider. Die Stadt Bochum habe ihren Beitrag schließlich auch von 150.000 auf 371.000 Euro erhöht.

„Wir sind in dem Gespräch ergebnisoffen auseinandergegangen und gespannt, was jetzt passiert“, berichtet Michael Schneider. „Es wäre sehr schade, wenn die Stadt Hattingen die Zusammenarbeit beendet. Aber unter 37.000 Euro ist das alles für uns nicht darstellbar.“

Konkrete Gespräche mit dem Tierheim in Witten

Für die Hattinger Stadtverwaltung ist der Bruch mit Bochum offensichtlich unausweichlich. Sie hat mit anderen Einrichtungen Kontakt aufgenommen und konkrete Gespräche mit dem Tierheim Witten, Wetter & Herdecke geführt.

Einzelabrechnung spart weitere Kosten

„Vertraglich ist es beim Tierheim Witten möglich, sowohl einen pauschalierten Zuschuss als auch eine Einzelabrechnung zu vereinbaren.“ Auch damit begründet die Stadt Hattingen ihren geplanten Wechsel vom Tierheim Bochum nach Witten.

„Im Rahmen der Einzelberechnung würde das Tierheim Witten eine Unterbringung bis maximal zehn Tagen abrechnen. Sollte das Fundtier bis dahin nicht dem rechtmäßigen Besitzer zugeordnet werden können / nicht vermittelt sein, trägt das Tierheim die weiteren folgenden Kosten selbstständig.“ So steht es in der Verwaltungsvorlage für den Rat.

Ergebnis: Vergleichsberechnungen hätten ergeben, dass die Stadt bei einer Unterbringung der Tiere in Witten in den vergangenen Jahren zwischen 5500 und 11.600 Euro jährlich bezahlt hätte. So steht es in der Vorlage für den Stadtrat.

„Qualität hat ihren Preis“

Nun kalkuliert der Fachbereich Bürgerservice, Rechts- und Ordnungsangelegenheiten ab dem Jahr 2022 mit 15.000 Euro jährlich. Basis dafür ist die künftige Zusammenarbeit mit Witten.

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Michael Schneider will sich zu Mitbewerbern nicht äußern. Eines aber sagt er dann doch: „Qualität hat ihren Preis. Es wäre schön, wenn die Stadt Hattingen auch darauf achten würde und nicht nur aufs Geld.“