Hattingen. Die Hattingerin Petra Füth ist Initiatorin der kleinsten Galerie der Umgebung. Hier spricht sie über ihre Idee – und über weitere Kunst-Projekte.

Das zweiflügelige Fenster einer Privatwohnung in Welper ist Petra Füths jüngstes Herzensprojekt. Dort, an der Thingstraße 40, hat im vergangenen September die „Galerie Fenster“ eröffnet, die kleinste Kunstgalerie in der Umgebung. Die Idee dazu hatte die 66-Jährige schon ein Jahr zuvor.

Kontakt mit der Wohnungsbesitzerin aufgenommen

Zum Ende des ersten Corona-Jahres 2020 sollte das Projekt „Art-EN“ für Unterhaltung in den Innenstädten sorgen, mehr Menschen in die Geschäfte locken und Künstlern eine Möglichkeit geben, ihre Werke zu verkaufen. Petra Füth sagt, schon zu jenem Zeitpunkt habe sie Kontakt mit der Wohnungsbesitzerin an der Thingstraße 40 aufgenommen. „Ich dachte zunächst, dass Kunst bei diesem Projekt überall ausgestellt werden könne – und nicht nur in Ladenschaufenstern.“

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Was damals nicht möglich war, wird nun nachgeholt. Jeweils sechs Wochen lang bespielt dabei ein Künstler mit zweien seiner Werke die beiden nur 30 x 40 Zentimeter großen Schaukästen der „Galerie Fenster“. Nach Arbeiten des Recklinghäusers Bernd Leistikow nutzt derzeit Helmut Berndt aus Bochum das zweiflügelige Fenster, um in Welper Beispiele seiner Fotoarbeiten zu präsentieren. Ab dem 15. Januar folgt dann Angelika Pietsch mit Skulpturen, ab Anfang März Ralf Gregor mit Buntstift-Zeichnungen.

Positive Reaktionen – auf der Straße und in den sozialen Medien

Erste Reaktionen auf die bislang in der „Galerie Fenster“ ausgestellten Arbeiten zeigten ihr, dass sie mit diesem Projekt auf dem richtigen Weg sei, betont Petra Füth, „ich bin sehr zufrieden“. So habe es in den sozialen Medien schon zahlreiche “Daumen-hoch“-Bekundungen gegeben. Zudem sei Ingrid Berkermann, die Füth „Welpers heimliche Ortsbürgermeisterin“ nennt, schon mehrfach auf der Straße angesprochen worden, „wie toll dieses Projekt doch ist“.

Zur Person

Petra Füth ist gelernte Goldschmiedin, hat zudem freie Grafik sowie Kunst und Textildesign studiert. Zuletzt unterrichtete sie Kunst an einer Hauptschule im Ennepe-Ruhr-Kreis.Die 66-Jährige ist Mitglied im Künstlerbund Witten (seit 2004) und im Vestischen Künstlerbund (seit 2020), 2018 gewann sie den Preis des Vestischen Künstlerbundes.Ein Schwerpunkt ihrer künstlerischen Tätigkeit ist die Arbeit mit Stoffen. Mit der Technik der Collage führt Füth in ihren Bildern das zerrissene und sodann neu arrangierte Material dabei neuen Wahrnehmungsmustern zu.

Mit Berkermann, mit der sie Ende 2020 die Gruppe „Wir für Welper“ gegründet hat, um Kunstaktionen und soziale Projekte im Ortsteil voranzutreiben, sei sie sich dabei darin einig, dass die „Galerie Fenster“ neuen Schwung in den Stadtteil bringe. „Man muss Kunst dafür ja nicht einmal unbedingt mögen. Hauptsache, es wird darüber gesprochen“, sagt Petra Füth. Und sie fügt hinzu: „Ich will die Menschen in Welper ja deswegen mit Kunst konfrontieren, weil diese das Leben bereichert und den persönlichen Horizont erweitert.“

Niedrigschwelliger Zugang zur Kunst

Die „Galerie Fenster“ ermögliche insbesondere Noch-nicht-Kunstkennern dabei einen niedrigschwelligen Zugang zur Kunst – rund um die Uhr. „Solche Menschen in eine normale Galerie zu bekommen, das ist ganz schwierig.“ An den beiden Flügelfenstern auf der Thingstraße dagegen könnten sie vorbeigehen, nochmals und nochmals. „Und irgendwann vielleicht einmal heimlich gucken, was dort eigentlich so ausgestellt wird.“

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Und sonst? Sagt Petra Füth, sie sei froh, dass ihre Werke und die ihrer kunstschaffenden Kolleginnen und Kollegen „nach dem uns alle lähmenden Corona-Jahr 2020“ nun wieder öffentlich sichtbarer würden. So etwa habe Hartmut Lübbert im vergangenen Herbst dann doch noch im Gemeindeamt in Welper ausstellen können – mit einem Jahr Verspätung und obwohl sein Atelier kurz zuvor vom Jahrhundert-Hochwasser überflutet worden war. „Ich hatte Hartmuts Bronze-Skulpturen nach der Absage 2020 ja zum Glück noch bei mir eingelagert“, so Füth, die auch diese Schau initiiert hat.

Situation für Kunstschaffende in Hattingen „schwierig“

Und auch sie selbst hat ausgewählte Arbeiten zuletzt wieder der Öffentlichkeit gezeigt – indes nicht in Hattingen, wo sie die Situation für Kunstschaffende überhaupt „insgesamt schwierig“ nennt: „Wir werden hier viel zu wenig gefördert und gewürdigt“, sagt sie. Zwar werde etwa die „Galerie Fenster“ aus dem Topf für bürgerschaftliches Engagement finanziell unterstützt. Dennoch findet Petra Füth, dass es in Hattingen „eine zu geringe Lobby für die Kunst gibt“.

Entmutigen kann eine Frau wie sie aber auch das nicht. „Um etwas zu bewegen, muss man brennen für eine Sache“, betont Petra Füth. „Und ich brenne für die Kunst.“