Hattingen. Begleitend zur aktuellen Ausstellung des Stadtmuseums Hattingen über die Ruhr verrät Autor Hellmut Lemmer einige seiner Flussgeschichten.
Wo ist die Ruhr am schönsten? Viele Antworten lassen sich darauf geben, der Hattinger Hellmut Lemmer hat eine seiner in ein gleichnamiges Gedicht gepackt, Erlebnisse und Gefühle rund um diesen Fluss, der einer ganzen Region ihren Namen gab, in einem Zehn-Zeiler verdichtet. Und so schon vor Jahren das getan, wozu die aktuelle Wechselausstellung des Stadtmuseums in Blankenstein unter dem Motto „Flussgeschichte(n). Das Ruhrtal im Wandel der Zeit“ Anregung geben möchte: nicht allein die Ruhr, sondern auch die vielen Geschichten, die sich rund um dieses Gewässer ranken, zu entdecken.
Ein scheuer Kuss unter dem Bogen der Eisenbahnbrücke
Erschienen ist Hellmut Lemmers Gedicht mit dem Titel „Wo die Ruhr am schönsten ist“ dabei in dem Buch „...manchmal werden Orte zufällig romantisch. 100 Liebesgeschichten aus NRW“ (Klartext-Verlag, 2007): „Unter dem Bogen der Eisenbahnbrücke / wo es ein wenig nach Moder riecht / und nach dem angesetzten Moos / auf den feuchten Steinen / wo sich unten am Pfeiler / die Fische sammeln die Stimme / bleiern hallend widerschallt / und unseren ersten scheuen Kuß / die wilden Züge über uns /nicht stören“.
Wie viel persönliches Erleben und Empfinden dabei in diesen Zeilen steckt, lässt Lemmer bewusst im Vagen. Ebenso, ob er an eine bestimmte Eisenbahnbrücke gedacht habe. Und lässt den Rezipienten so Raum, ihren eigenen Ruhr-Romantiken nachspüren zu können.
Viele Erinnerungen mit der Ruhr verbunden
Erinnerungen mit der Ruhr verbindet Hellmut Lemmer übrigens viele, „sie ist schon immer wichtig für mich gewesen“. So ist er in Kindheitstagen mit Freunden regelmäßig an die Ruhr geradelt – unter anderem, um im Fluss zu baden. Eine beliebte Stelle, sagt der heute 74-Jährige, habe sich nahe des damaligen Gemeinschaftswerkes an der Isenburgstraße, heute Standort des Umspannwerkes, befunden. Ebenda, wo das zur Kühlung des Kühlturms verwendete Ruhr-Wasser wieder in den Fluss zurückgeführt wurde – „nun 30 Grad warm. Schon im Februar haben wir daher dort gebadet, das war ein echtes Abenteuer“. Nicht nur, weil das Baden in der Ruhr ebendort verboten war.
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Ein weiteres Ruhr-Erlebnis beschreibt Hellmut Lemmer in der Erzählung „Die Ruhr ist nicht sehr breit“ in seinem Buch „Unter den Johannissträuchern (Flieter Verlag, 1990). Schauplatz: der Ruhr-Bogen vorm Isenberg, „wo man in trockenen Sommern die Ruhr sogar in kurzen Hosen durchwaten konnte“, er sich auf Luftmatratzen auf dem Fluss treiben ließ oder mit Freundinnen und Freunden hinter dem Pfeiler der Eisenbahnbrücke saß (und sich alle „gegenseitig das Verbotene“ zeigten).
Heute spaziert er mit seinem Hund über den Leinpfad
Und heute? Sei er noch fast täglich an der Ruhr, so Lemmer. Über das, was er dort bei Spaziergängen mit seinem Hund über den Leinpfad alles beobachtet hat, wird er dann in den nächsten Wochen berichten – bei einer (noch nicht genau terminierten) Lesung im Stadtmuseum. Titel: „Wo die Ruhr am schönsten ist“.
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