Hattingen. Autorin Petra Gockeln aus Hattingen veröffentlicht wahre Geschichte. Wie sie von der coolen Aussteigerin zum kleinen heulenden Würstchen wurde.
Wie sie sich als „coole Aussteigerin“ plötzlich als „kleines heulendes Würstchen“ im griechischen Restaurant wiederfindet: Davon berichtet Petra Gockeln, Autorin aus Hattingen, in ihrer jetzt erschienenen Geschichte – und wechselt damit das Genre.
Denn bislang hat sie den Lesern Krimis geliefert. Nun erzählt sie in der Anthologie des Edition-Paashaas-Verlages „Einfach Leben“ eine wahre Geschichte, so wie 14 weitere Autoren. „Es geht um das wahre Leben mit seinen bewegenden, nachdenklichen, heiteren oder spannenden Aspekten“, sagt Petra Gockeln.
Autorin Petra Gockeln aus Hattingen schreibt über ihre Aussteigererlebnisse
Petra Gockeln verbrachte Ende der 1970er Jahre eine längere Zeit als Aussteigerin auf Kreta. „Das war meine wilde Sturm- und Drangphase. Es ist viel Lustiges, aber auch viel Trauriges passiert. Darüber möchte ich sowieso ein Buch schreiben, wenn ich in Rente bin“, sagt die 61-Jährige.
Vorab liefert sie nun schon einmal einen Vorgeschmack auf das, was da in einigen Jahren von ihr noch erscheinen könnte. In der Geschichte geht es um Aufbruch, Freiheit und Abenteuer – aber auch um das Verlassen der Komfortzone und das Heimweh. „Mit einem VW-Bus bin ich damals los, habe alles hinter mir gelassen und bin nach Griechenland gefahren.“
Autorin hielt sich in Griechenland als Tagelöhnerin über Wasser
Dort angekommen, war das Geld ausgegeben. Ein Tagelöhner-Leben führte Gockeln dann, saß morgens vor einem Café, weil sie wusste, „da kommen die Bauern vorbei, die Erntehelfer brauchen“. Dabei war sie als Touristin auf der Insel, durfte nach den damaligen Regeln nicht dort arbeiten. „Wir haben uns versteckt, wenn die Polizei kam.“ Und es konnte eben auch passieren, dass die Bauern drei Wochen Arbeit nicht bezahlten und dann einfach sagten: „Geh’ doch zur Polizei.“ Gockeln berichtet, hinterher habe es sich rumgesprochen, „welcher Bauer korrekt zahlt und noch ein Mittagessen spendiert“.
Die Anthologie des Paashaas-Verlags hat 168 Seiten
Manuela Klumpjan ist Herausgeberin der Anthologie „Einfach Leben“. Das Buch mit 15 Paashaas-Autoren hat 168 Seiten und kostet 9,95 Euro. ISBN:978-3-96174-082-6.In der Corona-Zeit fehlen der Autorin Petra Gockeln besonders die Lesungen. „Der Kontakt zu den Lesern ist toll.“ Ihr erstes Buch „Schwarze Seelen“ erschien 2011 im Edition-Paashaas-Verlag. 2018 folgte die mörderische Kurzgeschichtensammlung „Rabenschwarze Seelen“.
Es sei einfach „krass“ gewesen, so die Seiten zu wechseln. Telefonate nach Hause seien schwierig gewesen. „Alles hatte sich vor der Abfahrt in Rosatönen dargestellt. Aber so war es dann eben nicht nur“, sagt Gockeln, die inzwischen auch Natur- und Wildnistrainerin ist.
Im griechischen Restaurant legte der Wirt für die Deutsche ,Mein Freund der Baum’ auf
Als sie damals etwas Geld verdient hatte, gönnte sie sich den Besuch eines griechischen Restaurants. „Und dann wollte mir der Wirt einen Gefallen tun und legte von Alexandra die Platte ,Mein Freund der Baum’ auf. Die fand ich schon als Kind schrecklich traurig.“ Und da geschah es dann, dass aus der coolen Aussteigerin ein kleines heulendes Würstchen wurde. Aber nicht lange. „Der Wirt kam mit einem großen Glas Ouzo und meinte, danach würde es mir besser gehen“, erinnert sie sich lachend zurück.
Um es vorweg zu sagen: Es gibt ein Happy End! Und ausnahmsweise muss niemand ins Gras beißen, wie das sonst bei den schrägen Mordgeschichten der Autorin der Fall ist.
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