Hattingen. Randgruppen beleuchtet Andreas Schwedt aus Hattingen in Romanen. Nun schreibt er über einen Jungen mit Down-Syndrom. Warum und worum es geht.
Den letzten Satz seiner Romane weiß Andreas Schwedt meist schon, bevor er den ersten überhaupt geschrieben hat, verrät der Autor aus Hattingen. In seinem neuen Roman „Jenny und Johnny – Liebe ohne Grenzen“ erzählt er die Liebesgeschichte eines Mannes mit Down-Syndrom und einer Frau ohne Einschränkung.
Der letzte Satz wird natürlich nicht verraten. Aber der erste: „Blau war die Farbe des Schmerzes.“ Und das: Blau ist auch der Protagonist der letzten Zeile. Dazwischen liegt die packende Geschichte von Jenny und Johnny, die sich schon im Kindergarten kennen lernen.
Andreas Schwedt aus Hattingen schreibt Roman über Mann mit Down-Syndrom
„Er kommt aus der Unterschicht, sie aus einer reichen Familie. Sie findet ihn schon als Kind als lieb und freundlich, die Beziehung entwickelt sich weiter“, sagt Schwedt. So weit, dass Jenny Johnny zu Liebe sogar auf die Förderschule geht – zum Ärger ihres Vaters. Ihre Mutter hat Verständnis. „In Johnnys Familie ist der Vater der lockere und die Mutter sieht eher schwarz.“
Ernste Momente, witzige, traurige, zum Beispiel als bei Johnny ein Herzfehler diagnostiziert wird, wechseln sich ab. „Herzfehler haben Menschen mit Trisomie häufiger“, weiß Schwedt. Für den Roman hat er im Internet recherchiert, „verlässliche Quellen“ gelesen zu Menschen mit Down-Syndrom. Die Idee zu diesem Thema entstand, als er im Fernsehen einen Film sah über einen Menschen mit Trisomie 21. „Ein Down-Syndrom-Verein in Deutschland will mein Buch vorstellen, einer aus Luxemburg hat schon Bücher bestellt.“
„Das Ja zum Leben soll das Ergebnis des Buches sein.“
Der 45-Jährige, dessen Testleser seine Frau ist, will mit seinen Büchern nicht nur unterhalten, sondern auch einen Beitrag gegen Diskriminierung leisten. „Manche werden ausgeschlossen, nur weil sie anders oder nicht so schlau sind. Aber wir sind alle Menschen.“ Grenzen entstünden im Kopf. Und so schreibt er in seiner Nachbemerkung zum neuen Roman: „Das Ja zum Leben soll das Ergebnis des Buches sein.“
Von Kindheit an beschäftigt ihn das Thema Randgruppen – und auch das Thema Schreiben. „Ich verfasse Geschichten, seit ich schreiben kann. In der Grundschule habe ich Kurzgeschichten für 50 Pfennig an meine Mitschüler verkauft“, erinnert sich der 45-Jährige, geboren in Gelsenkirchen, aufgewachsen in Bochum – und vor einigen Jahren mit seiner Frau nach Hattingen in die Südstadt gezogen.
In Hattingen fand er den Schreibfaden wieder
Dankbar ist er heute noch seinen Eltern dafür, dass sie ihn damals einen Schreibmaschinen-Kursus belegen ließen. Gelernt hat Schwedt Kaufmann im Einzelhandel, arbeitet in einem Discounter als Abteilungsleiter.
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Zwischendurch legte er eine Schreibpause ein. „Ich hatte den Faden verloren.“ Doch in Hattingen fand er ihn wieder, veröffentlichte seinen ersten Roman selbst – und machte danach Bekanntschaft mit dem hiesigen Edition Paashaas Verlag.
Andreas Schwedt schreibt systematisch
Beim Schreiben geht er systematisch vor: Er recherchiert, legt Charakterisierungen an, plant Kapitel für Kapitel. Dann erst verfasst er den Roman – und das mit Leidenschaft, weil er „selbst bestimmen kann, was die Figuren machen, wie ein Regisseur“, sagt Schwedt, der gelegentlich als Komparse in TV-Formaten mitmacht, beispielsweise in „Klinik am Südring“, und über Jahre immer wieder als Statist auf der Bühne der Dortmunder Oper stand.
Das Thema seines nächsten Buches hat er übrigens schon fest im Blick: Es soll um Kindesmissbrauch gehen.