Hattingen. Das ökologische Projekt auf der ehemaligen Wiese vor dem Rathaus in Hattingen erhält viel Lob, aber auch Kritik. Bürger können mitmachen.

Geertje ist stolz: „Wir haben Radieschen und Erdbeeren und Zucchini und...“ ist sie kaum zu stoppen. Zusammen­ mit ihrer Familie und anderen Bürgern bewirtschaftet die Siebenjährige den neuen Bürgergarten am Rathaus. Der ist Teil eines ökologischen Projektes mitten in der Stadt – und trifft auf viel Lob, aber auch Kritik.

Vom Weizenfeld zum Kartoffelacker zum Garten

Aus dem Garten schmeckt es doch am besten: Geertje schaut, ob die Radieschen schon bereit sind.
Aus dem Garten schmeckt es doch am besten: Geertje schaut, ob die Radieschen schon bereit sind. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer


Auf der Wiese vor dem Rathaus löste im vergangenen Jahr ein Kartoffelacker ein Weizenfeld ab. Und jetzt gedeihen auf 500 Quadratmetern Wildblumen und allerlei Obst, Gemüse und Kräuter. Neben den fünf Haushalten, die einen Teil des Gartens bepflanzen, sind auch das Familienzentrum St. Christophorus und der Mortimer English Club mit dabei. Durch die Corona-Beschränkungen konnten diese Parzellen allerdings zuletzt kaum bewirtschaftet werden.

Umso mehr engagieren sich die Bürgergärtner. Und das, obwohl sie vorher mit Gärtnern wenig am Hut hatten – wie Franka Bindernagel, Dieter van Meegen und Maja und Andrea Prins zugeben. Gemeinsam haben sie beraten, wie sie die Fläche nutzen möchten. „Erdbeeren wollten alle, da waren wir uns einig“, lacht Maja Prins. Außerdem hätten die Gärtner auch schon Spenden bekommen: „Jemand brachte zum Beispiel Knoblauch von der Mutter aus Polen mit und zwei Johannisbeersträucher wurden gespendet“, freuen sich die Aktiven.

Obst, Gemüse und Kräuter gepflanzt

Das alles wächst jetzt neben Apfel- und Pflaumenbäumen, Basilikum, Salat, Rucola, Bohnen, Erbsen, Kartoffeln, Möhren und vielem mehr vor dem Rathaus.

Bewacht wird der bunte Garten übrigens von „Corinna“. Die Vogelscheuche mit nicht ganz zufälliger Namensähnlichkeit zu Corona blickt über das Kleinod.

Bienenstock und Mauersegler auf dem Rathausturm

Das ökologische Innenstadt-Projekt geht aber noch über den Bürgergarten hinaus. Dazu gehört neben einem Wildbienenstand an der Rathausvorderseite auch einen Bienenstock auf dem Rathausturm, eine Mauerseglerkolonie und auch der Blühstreifen des Nabu. Auf dem sollen in Kürze noch einige Arbeiten stattfinden, Verblühtes ausgeputzt wird, kündigt Thomas Griesohn-Pflieger an.

Aktive Gartenbewirtschafter v. l.: Maja Prins, Dieter van Meegen, Geertje und Franka Bindernagel und Andrea Prins mit Hund Stella gehören zu Gruppe der Bürgergärtner, die am Rathaus werkelt.
Aktive Gartenbewirtschafter v. l.: Maja Prins, Dieter van Meegen, Geertje und Franka Bindernagel und Andrea Prins mit Hund Stella gehören zu Gruppe der Bürgergärtner, die am Rathaus werkelt. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer


Der Naturschutzbund hat dort eine bunte Mischung mit vielen Stauden gesät. Die ist auf die Bedingungen hierzulande abgestimmt und beinhaltet heimische und standortgerechte Pflanzen.

Kritik an „Unordnung“

Die Gestaltung der Fläche erhält an dieser repräsentativen Stelle aber nicht nur ein positives Echo. Zwar berichten die Bürgergärtner von vielen positiven Rückmeldungen, dass der Platz belebt sei. Die Kritik aber, die kommt beim Bürgermeister an.

Der betont: „Das ist ein wegweisendes Projekt und eine wunderbare Alternative zu der staubtrockenen Rasenfläche. Die vermissen aber leider viele.“ Immer wieder gebe es kritische Stimmen, die Fläche sehe ungepflegt aus. Das will Dirk Glaser nicht gelten lassen: „Es ist ein ökologisches Projekt, ein Signal, das strahlen soll. Das ‘Ungepflegte’ ist Absicht und hat Sinn und Verstand, denn Insekten mögen es nicht so gepflegt.“ Allerdings: Die Rasenfläche um Garten und Blühstreifen herum, werde in Kürze auch wieder gemäht. Durch Personalengpässe sei das bisher verschoben worden.