Hattingen. In Hattingen-Welper haben die Arbeiten für den Erweiterungsbau der Gesamtschule begonnen. Entsetzt verfolgen Anwohner das Ende der Bäume.
Da fließen die Tränen in Strömen. Dass sie kein Gehör findet, hatte die Bürgerinitiative zur Rettung der Platanen an der Gesamtschule in Welper längst geahnt. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt.
Jetzt zu sehen, wie die alten Bäume in die Knie gehen, wie im Eiltempo einer nach dem anderen direkt vor Ort in kleinste Schnipsel zerbröselt wird, ist für die meisten doch zu viel. Am Zaun, hinter dem die Sicherheitskräfte stehen, wird ein Kranz niedergelegt: „Unseren Freunden, den Bäumen.“ BI für Bürgerinitiative steht auf einer weißen Schleife. Dahinter ein Herz in Schwarz.
Polizei und private Sicherheitskräfte sind da
„Als wir am Donnerstag alle in der Ratssitzung saßen und kurz zuvor 4499 Unterschriften an Bürgermeister Glaser übergeben haben, hat man den Bereich hier zu einer Festung ausgebaut“, berichtet Anja Klan, eine Initiatorin der Bürgerinitiative.
Sichtschutz ist an einem großen Teil des Zauns angebracht. Polizei patrouilliert an diesem Montagmorgen. Hinter dem Zaun, durch den man das Geschehen weiter unten beobachten kann, stehen die Sicherheitskräfte gleich zu dritt. Während die Sägen kreischen und die Häckselmaschine dröhnt, hört man aus dem Lautsprecher das Lied von Alexandra: Mein Freund der Baum ist tot, er fiel im frühen Morgenrot.
Anfang September eine Petition eingereicht
Fassungslos sind die 25 Mitglieder der Bürgerinitiative, die an diesem Tag zur großen Fällaktion gekommen sind, vor allem über die Reaktion von Baudezernent Jens Hendrix. Denn die Initiative hatte Anfang September eine Petition für die Bäume bei der Landesregierung in Düsseldorf eingereicht.
„Wir hatten gehofft, dass die Stadt wenigstens die Antwort abwartet“, erklärt Anja Klan. „Aber Jens Hendrix hat uns gesagt, wenn man jedes Ergebnis einer Petition abwarten würde, könne man ja überhaupt nichts mehr bauen. Unser Anliegen interessiert bei der Stadt niemanden.“ Die Machtlosigkeit ist es, die den Menschen, die sich für den Erhalt der uralten Platanen eingesetzt haben, so schwer zu schaffen macht.
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Man komme selbst mit allen demokratischen Mitteln nicht gegen solche Beschlüsse an, finde kein Gehör. Fünf Fachanwälte habe die Initiative gebeten, ihre Sicht der Dinge für Umwelt- und Klimaschutz zu vertreten.
Ein schwarzer Tag für die Bürgerinitiative
„Es hat sich niemand gefunden, der dazu bereit gewesen wäre. Die wollen sich alle ihren Ruf nicht beschädigen, wenn sie so einen Prozess verlieren. Den man ja anscheinend nicht gewinnen kann“, stellt Anja Klan fest.
Seit April kämpft die Initiative „Rettet die Bäume“
Seit April dieses Jahres kämpfte die Initiative „Rettet die Bäume“ für den Erhalt der 28 ungefähr 100 Jahre alten Platanen, Kastanien und Ahorne. Ein Teil der mächtigen Riesen soll dem Schulerweiterungsbau der Gesamtschule Welper weichen. Gegner und Befürworter der Fällaktion ringen leidenschaftlich für ihre Positionen.In einem Ratsbeschluss wurde letztlich entschieden, dass Bildung der Schüler und Schülerinnen, die mehr Platz brauchen, wichtiger ist, als der Erhalt der Bäume. Das Argument der Stadt: Man habe verschiedene Überlegungen durchgespielt. Es sei aber die kostengünstigste und vernünftigste Lösung, einen Teil der Bäume zu fällen.
Sie steht noch Stunden nachdem die ersten beiden Bäume fielen, mit Ute Erlemann vor dem Zaun, scheint es immer noch nicht zu fassen. Und sie glaubt nicht, dass nur eine Kastanie und sechs alte Platanen gefällt werden. Bei dem Arbeitsbereich von 50 mal 18 Metern, der zum Neubau des Schulgebäudes auf dem ehemaligen Schulhof benötigt wird, müssten garantiert noch mehr Bäume dran glauben. Davon ist sie fest überzeugt.
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„Sehen Sie, auch bei den Bäumen, die stehen bleiben sollen, wurden schon jede Menge Äste abgesägt. Die Baustelle mit allen diesen Arbeiten überleben doch die anderen Bäume auch nicht“, sagt sie.
Montag, der 11. Oktober 2021, ist für die Bürgerinitiative ein schwarzer Tag.