Gladbeck. Wenn Restaurantbetreiber in Gladbeck Tische herausstellen, werden Gebühren fällig. Im Vergleich zu Nachbarstädten zeigen sich große Differenzen.
Die CDU-Ratsfraktion will in diesem Jahr die Außengastronomie in Gladbeck ausbauen. Das Konzept: Parken im Winter, Schlemmen im Sommer. So soll Gastronomen an der Rentforter Straße von nun an erlaubt werden, in der Sommersaison von April bis Oktober Parkplätze für Tische und Stühle zu nutzen. Im Winter sollen die sogenannten Parklets (provisorische Einbauten in Parkbuchten) dann wieder abgebaut werden. Ein Modellversuch startete bereits 2021 und wurde von der Kundschaft vor Ort gut angenommen.
Doch wie ist es um die außengastronomischen Rahmenbedingungen in Gladbeck allgemein bestellt? Was kostet der Quadratmeter und wie halten es benachbarte Kommunen? Ein Blick in die städtischen Gebührenordnungen gibt Aufschluss.
Gladbeck, Bottrop, Gelsenkirchen: Wo Gastronomen am meisten zahlen müssen
Die Stadt Gladbeck berechnet 4,80 Euro pro Monat und Quadratmeter Sondernutzung. „An der Stätte der Leistung“ – also direkt vor der Tür, wie es in der Regel der Fall ist, gewährt die Stadt 50 Prozent Rabatt. Stadtsprecher David Hennig spricht von „einem Mittel, um die Gastronomen und Händler zu unterstützen.“ Bei 20 Quadratmetern macht das, den Rabatt eingerechnet, 48 Euro pro Monat.
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Die Stadt Bottrop verfolgt dagegen ein differenziertes Modell. Hier staffeln sich die Sondernutzungsgebühren je nach Lage in drei Zonen. In zentraler Lage (Zone 1) werden 1,70 € pro Quadratmeter und Monat fällig, in der Randzone 3 nur 1,10 Euro. Gastronomen kommen bei 20 Quadratmetern demnach mit mindestens 22 Euro weg, in der teuersten Zone mit 34 Euro – mit deutlich weniger als in Gladbeck.
Dass es indes auch teurer geht, zeigt ein Blick nach Gelsenkirchen. Von April bis Oktober werden hier pro Monat und Quadratmeter 2,50 Euro in der günstigsten Zone 3 und 4 Euro in der Zone 1 fällig. Ab 50 Quadratmetern werden nur noch 1 bis 2 Euro für jeden weiteren Quadratmeter berechnet. Das ist in der Sommersaison mehr als in Gladbeck: 80 Euro etwa bei einer Sommernutzung mit 20 Quadratmetern. Anders sieht es im Winter aus. Dann sinkt die Gebühr auf 1 Euro (Tarifzone 3) bis 1,60 Euro (Tarifzone 1) pro Quadratmeter und Monat.
„Ich habe das Gefühl, dass man die Leute damit aus der Stadt treibt.“
Gladbeck bewegt sich als kleinste der drei Städte also im Mittelfeld. Frank Hellmich, der in Gladbeck seit langem „Mein Cafe“ an der Lambertistraße und seit kurzem auch das „Rentfort Lokal 1919“ betreibt, findet die Gebühren trotzdem zu hoch. Zuletzt wurden sie vorübergehend ausgesetzt. Nach einem Ratsbeschluss konnten Gladbecker Gastronomen den öffentlichen Raum in den Jahren 2020 bis 2022 unentgeltlich nutzen. Anlass war die Coronapandemie. Viele andere Städte beschlossen ähnliche Sofortmaßnahmen.
Zurück im Normalmodus ist die Stadt Gladbeck jetzt wieder mit ihrer Hauptproblematik konfrontiert. „In der Stadt ist doch nichts mehr los“, beklagt Hellmich. „Wir haben Leerstand genug.“ Er versichert, er habe in der Wintersaison noch nie Gebühren für seine zwei Tische im öffentlichen Außenbereich zahlen müssen. Zehn Jahre lang.
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Kurz vor Weihnachten im letzten Jahr erhielt Frank Hellmich dann überraschend einen Bußgeldbescheid über 44 Euro. Sind die Kontrollen nach Corona etwa strenger geworden? Stadtsprecher David Hennig stellt das in Abrede. Kontrollen fänden nach wie vor routinemäßig im Frühjahr und Herbst statt. Frank Hellmich hat nun die Wahl: Entweder jährlich Extrakosten einkalkulieren, oder die Tische im Winter reinstellen.
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„Ich habe das Gefühl, dass man die Leute damit aus der Stadt treibt“, sagt der Gastronom. Zumal die Lambertistraße ohnehin eher eine B-Lage sei, die bei Publikumsmagneten wie dem Stadtfest Jahr für Jahr außen vor bleibe. Trotzdem werden für seine Tische und Stühle die gleichen Gebühren fällig wie für jene, die zentral vor dem Rathaus stehen.