Gladbeck. Die Caritas Gladbeck hat den Startschuss für ein weiteres Bauprojekt gegeben. An der Grabenstraße finden Menschen mit Behinderungen ein Zuhause.

Schon im Sommer 2018 kaufte der Caritasverband Gladbeck das Grundstück, nun beginnt nach Jahren der Vorbereitung an der Grabenstraße der Bau eines weiteren, inzwischen vierten Wohnhauses für Menschen mit Behinderungen. Mit dem symbolischen ersten Spatenstich im Schatten des Quartiers am Roten Turm wurde der Startschuss für das Vier-Millionen-Projekt gegeben. Ganz schnell, so Caritas-Vorstand Rainer Knubben, soll nun die Baugrube ausgehoben werden und die tatsächlichen Arbeiten starten. „Die Aufträge sind alle erteilt.“

Auf dem 1251 Quadratmeter großen Grundstück entsteht ein dreistöckiges Wohnhaus, das der Caritasverband nutzt zur weiteren Dezentralisierung des Behindertenwohnheimes St. Suitbert in Brauck. In dem Neubau an der Grabenstraße, für das die Essener Architektin Silke Gleibs verantwortlich zeichnet, finden auf den unteren zwei Etagen jeweils acht weitere Bewohner aus dem Braucker Caritas-Domizil ein neues, den heutigen Ansprüchen genügendes Zuhause. Entsprechend werden auf je 359 Quadratmetern Wohnfläche zwei barrierefreie Wohngruppen mit jeweils sieben Einzelzimmern und einem Einzel-Appartement (knapp 27 Quadratmeter groß) eingerichtet. Jeweils drei Zimmer sind rollstuhlfahrergerecht.

Im neuen Behinderten-Wohnhaus finden 16 Bewohner ein neues Zuhause

So soll der Caritas-Neubau an der Grabenstraße aussehen, wenn er fertig ist.
So soll der Caritas-Neubau an der Grabenstraße aussehen, wenn er fertig ist. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Im Obergeschoss entstehen darüber hinaus fünf Appartements für Menschen mit Handicaps – ganz unabhängig vom Suitbert-Haus und den neuen Wohngruppen. Sie sollen den Menschen ein möglichst eigenständiges Leben mit ambulanter Begleitung ermöglichen, hieß es. Der Neubau insgesamt füge sich gut in die Nachbarschaft ein, so Caritaschef Knubben. Durch die zentrale Lage des Hauses sei ein normaleres und nachbarschaftliches Miteinander möglich, Begegnungen im Alltag würden ungeplanter und üblicher stattfinden als bisher. Damit werde ein großer Schritt in Richtung „Inklusion“ erreicht werden, hieß es.

Bernd Grewer, Vorsitzender des Caritasrates, wies bei der Feierstunde des ersten Spatenstiches darauf hin, dass der Caritasverband Gladbeck schon seit vielen Jahren dafür Sorge trage, dass Menschen mit Behinderungen in zentraler Lage der Stadt wohnen und dadurch besser am Leben in der Gesellschaft teilnehmen können. Vor über 35 Jahren sei an der Tilsiter Straße die erste Außenwohngruppe des St.-Suitbert-Hauses eröffnet worden, erinnerte er. Die Auflösung des in Brauck beheimateten Behindertenwohnheimes auf kleinere, zentralere Wohnhäuser sei nur konsequent. Sozialdezernent Rainer Weichelt lobte das Bauvorhaben als wichtigen Schritt in Richtung Inklusion. „Alle Menschen gehören zur Gemeinschaft dazu, alle – ohne Ausnahme.“

An der Grabenstraße entsteht das vierte von fünf Behinderten-Wohnhäusern

Der Bagger steht bereit: Caritas-Vorstand Rainer Knubben erläutert beim ersten Spatenstich das Projekt an der Grabenstraße.
Der Bagger steht bereit: Caritas-Vorstand Rainer Knubben erläutert beim ersten Spatenstich das Projekt an der Grabenstraße. © Unbekannt | Caritas Gladbeck

Die Idee, neue Häuser zu bauen und damit ein dezentrales Angebot für die jetzigen Bewohnerinnen und Bewohner des Wohnheimes in verschiedenen Stadtteilen zu schaffen, entstand bereits 2008, so Knubben. In fünf Gebäuden für je 16 der 24 Bewohner sollte eine neue Wohn- und Lebensqualität für Menschen mit Behinderung geschaffen werden. Drei Wohnhäuser sind bereits gebaut – an der Horster Straße in Brauck, an der Kirchstraße in Stadtmitte und an der Schroerstraße in Zweckel.

Leider, so Knubben, habe sich die Suche nach geeigneten Grundstücken für die beiden letzten Wohnhäuser deutlich schwieriger erwiesen als ursprünglich geplant. Mit dem Start des Bauprojekts an der Grabenstraße, aber auch mit dem geplanten fünften Neubau auf dem Grundstück der ehemaligen Kirche St. Johannes, könne das Gesamtprojekt bald abgeschlossen werden. Mitte August werde auch in Gladbeck-Ost der erste Spatenstich erfolgen, freut sich Barbara Nolte, Einrichtungsleiterin des St.-Suitbert-Hauses. An der Buerschen Straße entstehen in dem dort geplanten Neubau drei Wohneinheiten für je acht gehandicapte Bewohner sowie zwei Wohnungen. Außerdem werden dort eine Tagesbetreuung errichtet mit rund 50 Plätzen und die Verwaltung der Behinderten-Wohnhäuser angesiedelt.

An der Grabenstraße wird mit einer Bauzeit von 16 Monaten gerechnet, dementsprechend soll Ende 2023 der Umzug erfolgen. Nicht viel länger dürften die letzten Bewohner auf ihren Umzug zur Buerschen Straße warten müssen.

Gern in der Stadtmitte

Die Gesamtkosten für das neue Wohnhaus an der Grabenstraße belaufen sich auf rund vier Millionen Euro. Finanziert wird das Projekt durch Mittel der Aktion Mensch, durch öffentliche Gelder und Eigenmittel des Caritasverbandes Gladbeck.Viele der Suitbert-Bewohner haben in einer Umfrage deutlich benannt, dass sie in der Stadtmitte – nah an der Fußgängerzone – wohnen möchten. Auf diese Weise wollen sie soweit wie möglich eigenständig ihre Einkäufe und Arztbesuche machen und auch mal ohne Begleitung in ihrer Freizeit die Eisdiele oder ein Café besuchen, zu Veranstaltungen oder zur Volkshochschule gehen können.