Gladbeck. Gymnasiastin Marie Güdding fordert von Landespolitik Fairness beim Corona-Abi. Mehr Auswahlmöglichkeit statt strikter Zentralprüfung.

Die Angst, auf die nahende Abiturprüfung durch die coronabedingten Unterrichtseinschränkungen nicht gut vorbereitet zu sein, treibt auch Marie Güdding um. Die 18-jährige Abiturientin des Riesner-Gymnasiums ist quasi mit dem WAZ-Bericht zu den Sorgen der Schüler selbst aktiv geworden. Die junge Gladbeckerin hat eine Petition in Richtung Landtag NRW gestartet, mit der Überschrift: „Wir brauchen überarbeitete Abitur-Vorgaben für den Abiturjahrgang 2021!“

Sie befinde sich derzeit selbst in den Abiturvorbereitungen, berichtet die Oberstufenschülerin der Q2. „Neben den im WAZ-Artikel angesprochenen Sorgen beschäftigt uns besonders, wie die Abiturprüfungen konkret durchgeführt werden sollen“. Denn die Klausuren rückten immer näher, „aber seit Anfang August 2020 haben wir keine überarbeiteten Angaben, wie konkret das Abitur ablaufen soll“, sagt Marie Güdding.

Der Abiturjahrgang wurde nur ein Halbjahr unter “Normal-Bedienungen” unterrichtet

Ein zentrales und gewöhnliches Abitur sei dieses Jahr „schlichtweg unmöglich“. Der Abiturjahrgang 2021 sei von vier Schulhalbjahren doch nur ein Halbjahr unter “Normal-Bedienungen” unterrichtet worden. „Nach den Sommerferien 2019 lief die Schule nur bis zum Beginn der Corona-Einschränkungen im Frühjahr 2020 normal“, so die Gymnasiastin. Auch der jetzige Distanzunterricht könne den Präsenzunterricht nicht ersetzten und sei auch nicht von einheitlicher Qualität. Dies zeige sich schon im Vergleich der Gladbecker Oberschulen. So wisse sie beispielsweise von Schulen, in denen im Leistungskurs regelmäßig und gut über Videokonferenzen unterrichtet werde. „Es gibt aber auch Leistungskurse, wo noch kein einziger Videounterricht stattgefunden hat.“

+++ Nichts verpassen, was in Gladbeck passiert: Hier für den täglichen Gladbeck-Newsletter anmelden. +++

Generell sei zu bemängeln, dass es an einem einheitlichen Digitalisierungskonzept in NRW fehle. „Wie will man also erwarten, dass alle Schüler die gleichen Chancen für eine gute Abi-Vorbereitung haben?“, fragt Marie Güdding. Es wäre also nur logisch, "die Abiturklausuren nicht zentral zu stellen, und den Fachlehrern an den Schulen die Möglichkeit einzuräumen, selbst Schwerpunkte aus möglichen Themenbereichen zu setzen". Denn nur die Kurslehrer wüssten, "welche Themen von ihrem Kurs bislang gut behandelt werden konnten“. Diese Möglichkeit wäre, „im Gegensatz zu den bisherigen Vorgaben des Ministeriums, an einem Zentralabitur festhalten zu wollen, vor allem eins: Fair, sagt Marie Güdding. „Wir, Schülerinnen und Schüler des Abiturjahrgangs fordern eine Änderung der Vorgaben! Wir fordern außerdem ein, dass unsere Sorgen ernst genommen werden und eine Überarbeitung des Digitalisierungskonzeptes stattfindet."

Brief an Schulministerin Yvonne Gebauer geschickt

Aus diesem Grund habe sie ihre Petition gestartet, die an die Präsidentin des Landtags NRW gerichtet ist (www.openpetition.de/petition/online/wir-brauchen-ueberarbeitete-abiturvorgaben-fuer-den-abiturjahrgang-2021). Bislang 191 Unterstützende haben unterschrieben, für ein landesweites Quorum sind 29.000 Unterzeichner angestrebt, damit die  Entscheidungstragenden zum Thema Stellung beziehen. Die Petition ist übrigens nicht der erste Versuch von Marie Güdding, ihren Sorgen Gehör zu verschaffen. "Anfang Januar habe ich einen Brief ans Schulministerium geschrieben", so die 18-Jährige. Eine Antwort darauf habe sie "bislang nicht erhalten".

Weitere Nachrichten aus Gladbeck lesen Sie hier.

>>>Durchschnittsabi auch eine Option

° Die Petition benennt auch eine weitere Möglichkeit für ein faireres Abi 2021: Ein Durchschnittsabitur und eine Beschulung bis zu den Sommerferien, da man so die Möglichkeit hätte die Schülerinnen und Schüler bestmöglich auf folgende Lebensabschnitte vorzubereiten.

° Schulministerin Yvonne Gebauer hat dem Durchschnittsabi aber schon eine Absage erteilt. Sie wolle an Abiturprüfungen festhalten, heißt es aus Düsseldorf. In welcher Form diese konkret stattfinden sollen, ist den Schulen sowie Schülern aber weiterhin unklar.