Gladbeck. Die erhöhten Gas- und Strompreise bei der ELE treffen fast 30.000 Gladbecker. Für günstigere Alternativen gibt es nur wenige Anbieter.

Von den jüngst von der Emscher Lippe Energie (ELE) angekündigten Erhöhungen der Strom- und der Gaspreise sind rund 30.000 Kundinnen und Kunden in Gladbeck betroffen. Das teilte die ELE auf Nachfrage mit.

Wie berichtet, müssen sich alle ELE-Kunden in der Grund- und Ersatzversorgung – und damit auch alle Bestandskunden – ab dem 1. August 2022 auf deutlich höhere Energiekosten einstellen. Der Grundversorger verdoppelt den Gaspreis (2400 Kunden in Gladbeck) dann von 7,26 Cent auf 14,54 Cent je kWh, der Strompreis (29.5000 Kunden) steigt – trotz Wegfall der EEG-Umlage – von 31,11 Cent auf 33,81 Cent je kWh.

Grund für Preiserhöhung: Steigende Energiekosten und Konsequenzen aus Ukraine-Krieg

ELE-Pressesprecherin Tina Lindner erklärt, warum es zu den Preiserhöhungen für Kunden des regionalen Energieversorgers kommt.
ELE-Pressesprecherin Tina Lindner erklärt, warum es zu den Preiserhöhungen für Kunden des regionalen Energieversorgers kommt. © NN / ELE | ele

Begründet hatt die ELE die Erhöhungen unter anderem mit den stark gestiegenen Einkaufspreisen, auf Nachfrage geht Sprecherin Tina Lindner nun noch einmal mehr ins Detail. „Sowohl der drastische Anstieg der Energiepreise seit Oktober letzten Jahres – bedingt durch den weltweiten wirtschaftlichen Aufschwung und der starken Energienachfrage sowie der damit verbundenen drastischen Verteuerung der Rohstoffhandelspreise – als auch die zusätzliche dramatische Steigerung der Handelspreise als Resultat des Ukrainekrieges sind die beiden wesentlichen Einflussfaktoren für diese Preiserhöhung.“ Die coronabedingten Nachwehen und die Folgen der russischen Invasion kommen also zusammen.

Nur warum schont die ELE nicht zumindest langjährige Bestandskunden? So hatten es andere Grundversorger bei ihrer letzten Tarifanpassung gemacht. Beispielsweise erhöhten die Stadtwerke Essen ihren Sondertarif für Gas mit der niedrigsten Verbrauchsstufe ab Anfang 2022 für bestehende Kunden nur moderat, für Neukunden allerdings deutlich auf 15,91 Cent je kWh im selben Tarif. Begründet wurde der Schritt unter anderem damit, dass viele Billiganbieter am Gasmarkt pleite gegangen sind, deren Kunden dann in die Grund- und Ersatzversorgung gerutscht sind – und der Grundversorger die Energie teuer nachkaufen musste.

Höhere Gas- und Strompreise in Gladbeck: Warum die ELE keine Bestandskunden schützt

Die ELE sagt aber nun: Die pauschale Trennung zwischen Bestands- und Neukunden sei überhaupt nicht zulässig. „Es ist gesetzlich vorgeschrieben, dass für grundversorgte Kunden allgemeine Preise veröffentlicht werden, die dann für alle Kunden in der Grundversorgung gleichermaßen anzuwenden sind“, sagt Pressesprecherin Tina Lindner. Eine Trennung in „Bestandskunden in der Grundversorgung“ und „Neukunden in der Grundversorgung“ sei mit zwei unterschiedlichen Grundversorgungstarifen verbunden. „Dies ist nicht zulässig, weil es zu einer Ungleichbehandlung dieser Kundengruppe führt.“

Bestands- und Neukunden: Trennung nicht zulässig?

Ist die Trennung zwischen Bestands- und Neukunden in der Grundversorgung tatsächlich nicht zulässig? Die Stadtwerke Essen jedenfalls sagen, sie würden bei der Trennung rechtssicher handeln. Laut Holger Schneidewindt, Energie-Experte bei der Verbraucherzentrale NRW, ist dies „rechtlich sehr umstritten“.Während beispielsweise das Landgericht Frankfurt dem Energieversorger Mainova untersagte, von Neukunden in der Grund- und Ersatzversorgung höhere Preise zu verlangen, wies das Oberlandesgericht Düsseldorf eine entsprechende Beschwerde der Verbraucherzentrale gegen die Preisspaltung zurück.Eindeutigkeit verspricht sich Schneidewindt von einer geplanten Änderung des Energiewirtschaftsgesetzes. Er erwartet, dass dann nur noch eine Aufspaltung für maximal drei Monaten zulässig ist und danach alle Kunden gleichbehandelt werden müssen.

Anders verhalte es sich bei den Kunden, die mit ELE einen Sondervertrag geschlossen haben. „Sie sind hiervon nicht betroffen.“ Problematisch nur: Die ELE hat den Einstieg in die Sonderverträge schon seit einiger Zeit gestoppt. Seit Mitte Januar können Kunden keinen Sondervertrag mehr abschließen – mit Ausnahme des Tarifs „Stromfix öko“ für den Strom, der zwar teurer als die Grundversorgung ist, aber einen festen Preis bis Ende 2023 garantiert. Die Gas-Sondertarife werden nach Angaben der ELE gerade überarbeitet, ein neues Produkt soll hier noch vor dem 1. August angeboten werden.

Test auf einem Online-Vergleichsportal zeigt ELE unter den Top-Ten-Anbietern

Doch wie steht der neue ELE-Gastarif eigentlich im Vergleich zu anderen Anbietern da? Ein Schnellvergleich zum günstigsten Gasanbieter auf dem Vergleichsportal Verivox für die PLZ 45964 Gladbeck Mitte (Jahresverbrauch 12.000 kWh, 100 Quadratmeter Wohnfläche) zeigt aktuell Gas-Tarife von NEW Energie, Yippie und Montana als günstigste gelistete Angebote an.

NEW Energie, in einer aktuellen Momentaufnahme auf Platz 1, bietet einen einmaligen Neukundenbonus von 223,40 Euro. Berechnet man diesen mit ein, ist der Monatspreis am günstigsten. Der Arbeitspreis jedoch beläuft sich auf 15,73 Cent pro kWh – was teurer ist als der neue ELE-Tarif (14,54 Cent). Bei Yippie und Montana wird kein Neukundenbonus gezahlt, dafür ist der Arbeitspreis mit 14,22 bzw. 14,24 Cent je Kilowattstunde hier etwas geringer als bei der ELE. Die monatlichen Kosten der drei bestplatzierten Anbieter liegen für eine Wohnfläche von 100 Quadratmetern zwischen 141 bis 148 Euro. Verivox gibt als Vergleich für die ELE 157 Euro an, der Tarif läge damit noch in der Top-10-Liste.

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„Bisher waren die Grundversorgungstarife der Energieversorger stets die teuersten Produkte, nun haben sie sich aktuell zu wettbewerbsfähigen Tarifen entwickelt, weil der Preisanstieg gleichermaßen die Wettbewerber trifft“, analysiert man bei der ELE entsprechende Rankings. Für die Haushalte in Gladbeck, in denen mit Gas geheizt wird, wird es so oder so sehr viel teurer – ganz egal, ob man bei der ELE bleibt oder nicht.