Gladbeck. Gut besuchter Trödelmarkt im alten Gladbecker Lichtspielhaus. Wichtige Einnahmen für die junge Privatinitiative, die den Kulturort wiederbelebt.
Schon vor 11 Uhr – dem offiziellen Beginn der Veranstaltung – hatte sich am Samstagvormittag eine kleine Schlange vor dem ehemaligen Rex-Kino an der Rentforter Straße in Gladbeck gebildet. Da mag sich so mancher an goldene Kinozeiten erinnert haben. Doch ein Film wurde an diesem Tag noch nicht wieder gezeigt, vielmehr war das Kinofoyer zu einem großen Flohmarkt umfunktioniert worden. Noch im Januar dieses Jahres hatten die drei mutigen Jungunternehmer Justin Wolfram (19), Luca Letzel (20) und Stefan Langhoff (32) gegenüber der WAZ die Hoffnung geäußert, Ende März zumindest die Rex-Klause wieder eröffnen zu können.
Daraus ist leider noch nichts geworden, obwohl die Umbauarbeiten der Privatinitiative zum Erhalt der Rex-Räumlichkeiten mit Rex-Klause als Treff und Kulturort schon ordentlich vorangeschritten sind. Seit einem dreiviertel Jahr sind die drei täglich nach Feierabend und an den Wochenenden auf der Baustelle ihres Herzensprojekts aktiv. „Wir haben bisher alles privat finanziert und als Elektroniker, Maler und Lackierer konnten wir vieles in Eigenleistung erledigen“, berichtet Stefan Langhoff. Sie hoffen auf baldige Fördermittel von Stadt und Land, wollen solange jedoch nicht die Hände in den Schoß legen und haben deshalb dazu aufgerufen, ihren Flohmarkt zu unterstützen.
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Helfende Hände von Freunden und Verwandten sind überall bereit, mit anzupacken
Zwei Tage konnten die Gladbecker und Gladbeckerinnen ihre „Schätzchen“ am Kino abgeben und es ist wirklich beachtlich, was dabei zusammengekommen ist. Über Spiele und Spielzeug, Bücher, Nippes, Geschirr sowie Haushaltsgeräte jeder Art, Lampen und alte Nähmaschinen war auf den Tischen alles zu finden. „Wir haben 90 Prozent von dem, was uns gebracht wurde, ohne weiteres anbieten können“, freut sich Justin Wolfram. Helfende Hände von Freunden und Verwandten sind überall bereit, anzupacken. An der Theke der Rex-Klause wird Kuchen angeboten und in der bereitgestellten Spendenbox finden sich schon nach kurzer Zeit etliche Euroscheine.
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Es ist nicht zu übersehen: Das Rex war in Gladbeck eine Institution und liegt den Menschen sehr am Herzen. Dabei hätten die beiden Jüngeren im Dreierteam bis dato gar nichts gewusst vom Kultstatus, den sich „das Rex“ nicht zuletzt durch seine legendären „Rocky-Horror-Picture-Show“ Abende erworben hatte, wie Luca Letzel bekennt. Sein Mitstreiter, Stefan Langhoff, hingegen, habe „schon mit 18 das Rex wiederbeleben wollen“, wie seine Mutter, Anke Münch-Langhoff, berichtet.
Die Unterstützung von Sanitärfachleuten ist dringend gesucht
Doch nun suchen sie händeringend nach Unterstützung durch Sanitärfachleute. „Neues Mobiliar könnte eingebaut, Teppich gelegt werden, aber ohne sanitäre Anlagen ist alles nichts“, sorgen sie sich.
Einst Kino mit 600 Plätzen
Das Rex Kino war der letzte große Kinoneubau der Stadt und wurde 1956 an der Rentforter Straße 5 in der Gladbecker Stadtmitte errichtet.Mit knapp 600 Plätzen und über zwölf Meter breiter Cinemascope Leinwand wurde es bis 1994 bespielt. Fünf Jahre später wurde der Kinosaal durch Brandstiftung zerstört.Spenden an die neue Rex-Initiative sind herzlich willkommen.
Sie berichten von zugesagten Angeboten, die nicht kämen, Klempnern, die sich nicht zurückmeldeten. „Ohne Sanitäranlagen können wir die Rex-Klause nicht eröffnen“. Dabei haben die drei konkrete Vorstellungen von „ihrer Zielgruppe“. Ein Mix soll es sein, aus Älteren und Jüngeren, auch kleine Eventabende könnten hier stattfinden.
„Das Kino wird nicht mehr die alleinige Hauptrolle spielen“, sagt Stefan Langhoff. An diesem Samstag kann man hinter einer Absperrung einen Blick in den ehemaligen riesigen Kinosaal werfen. Er dient momentan als Lagerhalle für Bauschutt. Lesungen, Konzerte oder Kleinkunst sollen hier in nicht allzu ferner Zukunft stattfinden. Derweil verspeist Klara (9) genüsslich eine Currywurst, die im Hof angeboten wird, und freut sich über fast neue Lotti Karotti- und Gravi-Trax-Spiele, die ihre Mutter für 15 Euro erstanden hat. Fondue-Geräte gehen genauso weg, wie eine alte Singer Nähmaschine. Es scheint für jeden und jede etwas dabei zu sein. Die jungen Rex-Liebhaber wird’s freuen, denn jeder eingenommene Trödel-Cent bringt sie ihrem Ziel etwas näher.