Gladbeck. Die verschärften Corona-Schutzvorschriften erschweren den Besuch im Fitnessstudio. Das sorgt für Ärger bei den Sportlern und den Studio-Inhabern.

Eigentlich ist der Januar die schönste Zeit für die Betreiber von Fitnessstudios. Denn zu den guten Vorsätzen für das neue Jahr gehört häufig, dass viele Menschen die körperliche Fitness steigern möchten – dementsprechend gibt es viele Neukunden in den „Muckibuden“. Die verschärften Corona-Regeln sorgen aber für Flaute statt frischem Wind in der lokalen Fitnessbranche. Denn bei jedem Besuch muss der Kunde jetzt zum Impfnachweis auch einen aktuellen Schnelltest vorlegen, auch die geboosterten. Das sorgt für Ärger bei den Sportlern und Studiobetreibern.

Das Neukundengeschäft ist eingebrochen. Es sei im Vergleich zur sonst starken Nachfrage nach dem Jahreswechsel derzeit „deutlich verhaltener und stagniert etwas“, berichtet etwa Sinan Müller vom Fitness- und Wellnessclub Topic am Zweckeler Schanzenhof. Immerhin sei auf den Großteil der Stammkunden Verlass, „sie sind treuer, kommen zum Training und bringen einen aktuellen Test mit.“

In den Fitnessstudios ist deutlich weniger los als üblich

Thorsten Panzer, Inhaber Comeback Reha-Fitnessstudio, kann nicht nachvollziehen, warum NRW nahezu im bundesweiten Alleingang die Corona-Schutzvorschriften für den Fitnesssport verschärft.
Thorsten Panzer, Inhaber Comeback Reha-Fitnessstudio, kann nicht nachvollziehen, warum NRW nahezu im bundesweiten Alleingang die Corona-Schutzvorschriften für den Fitnesssport verschärft. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Die verschärfte 2G-plus-Regel merken wir im Studio extrem. Es ist deutlich weniger los als üblich“, sagt ein Gladbecker Fitness-Trainer, der seinen Namen und den des Studios nicht „im Rahmen von negativer Corona-Berichterstattung“ öffentlich nennen möchte. Er berichtet, dass viele der Kunden, die kommen, verbal Dampf ablassen müssten. „Sie machen ihrem Ärger über 2G-plus Luft“. Sie schimpften, sie hätten alle Impfungen mitgemacht, um sich und andere zu schützen. „Sie sagen, sie fühlten sich nun behandelt wie Impfgegner, indem sie jetzt noch einen aktuellen und zertifizierten Antigen-Test vorzeigen müssen, um im Fitnessstudio Sport machen zu können“.

Die gesamte Fitnessstudio-Branche spüre, „dass 2G-plus ein Hindernis ist, das die Leute zurückhält“, so der Fitnesscoach. Er nennt als Beispiel die Frühsportler, „die zu uns gekommen sind, um noch vor der Arbeit zu trainieren. Die kommen jetzt gar nicht mehr.“ Die Kritik der Kunden, dass diese „sich das mögliche Maß an Freiheit durch Schutzimpfungen erhalten wollten und jetzt doch eingeschränkt werden“, hört auch Thorsten Panzer jetzt häufig. Weit über 80 Prozent seiner Kunden seien geboostert, weiß der Chef vom Comeback Reha-Fitnessstudio am Kardinal-Hengsbach-Platz. Viele davon seien im Alter jenseits der 70, „die mal nicht so flott ein Drive-in-Testcenter für ein Negativ-Zertifikat anfahren können“.

Für den Reha-Sport sollten andere Regeln gelten

Das bestätigt Monika Schremmer. „Ich habe kein Auto und auch kein Handy, auf das mir die Teststelle das Ergebnis mailen könnte“, so die 70-Jährige. Sicher, man könne zu einer Apotheke gehen, um dort den Test zu machen. Aber nicht immer sei das spontan möglich, „denn oft wird nur zu bestimmten Zeiten getestet, oder auch Termine vergeben“. Nach ihrer Schulter- und Hüft-Operation sei sie vor 2G-plus „drei Mal die Woche zur Reha-Fitness gegangen, denn der Sport tut mir körperlich wirklich gut“. Mit dem ganzen Aufwand schaffe sie es jetzt aber teils nur ein Mal.

„Diese Regelung ist doch wirklich oberbesch...en für den Reha-Sport“, schimpft Ulrike Spelsberg (53). Es sei auch für sie nach ihrer Knie-OP wichtig, „regelmäßig zu trainieren, um wieder mobil zu werden“. Es müsse bei den Corona-Schutzbestimmungen doch ein Unterschied gemacht werden, „ob man allein für eine schöne Figur, oder für die körperliche Gesundheit trainiert“.