Gelsenkirchen. Gelsenkirchen erlebt eine Karnevals-Premiere: Erstmals regieren drei junge Tollitäten die Narren – und bringen eine alte Tradition mit.

Der Gelsenkirchener Karneval schreibt in dieser Session Geschichte: Erstmals regieren drei Tollitäten die örtlichen Narren. Weil die Jecken vom Pütt in dieser Session die Karnevalisten anführen, gibt es Steiger, Bergjungmann und Hauer. Die drei Nachwuchs-Tollitäten, also die jungen Regenten des Karnevals, sind an das Bergbau-Motto der „Jecken vom Pütt“ angelehnt – daher gibt es nicht nur einen Kinderprinzen, sondern auch eine Kinderprinzessin, die gleichzeitig den traditionellen Titel „Bergjungmann“ trägt. Auch die kleinen Narren sind begeistert.

„Es ist etwas Besonderes, weil es ja nicht jedes Jahr so ist“, sagt Phil Schürer, Steiger und Kinderprinz in Personalunion. Wie alle drei kommt er von den Erler Funken, die die Jecken vom Pütt unterstützen. „Dass wir eine dritte Tollität haben, ist schon faszinierend.“ Das findet auch Giuliano Salvatore Sarra, der Hauer. „Es ist richtig cool, dass das alles so traditionell gestaltet ist“, sagt der Elfjährige.

Ein Tag im Trainingsberkwerk - „Habe das sehr gern mitgemacht“

Auf Initiative der Jecken vom Pütt verbrachten die Tollitäten im Vorfeld der Session einen Tag im Trainingsbergwerk: „Ich habe das sehr gern mitgemacht. Mich interessiert, wie Menschen früher gelebt und in der Mine Kohle abgebaut haben. Besonders cool war, dass ich sogar einen Bulldozer fahren durfte.“ Mehr noch: „Ich hatte auch einen Presslufthammer in der Hand. Der war wirklich schwer – und die anderen beiden haben sich nicht getraut.“

Zum Hauer geschlagen worden sei er jedoch nicht. „Aber die haben uns erzählt, wie das gemacht wurde.“ – „Wir durften auch eine Lauf-Katze fahren“, ergänzt Phil. „Es war für mich eine neue Erfahrung zu sehen, wie unsere Vorfahren hier gearbeitet haben.“

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Die drei verbinden, wie auch die großen Tollitäten, die Traditionen von Karneval und Bergbau. Und sie setzen eigene Akzente: „Wir gehen erstmals auch in die Kinderklinik zu den Kindern, die in dieser Zeit im Krankenhaus liegen müssen und nicht feiern können“, sagt Kinderprinzessin und Bergjungmann Leni-Fabienne Zenker. Seit ihrer Proklamation im November habe sie in ihrer Traumrolle viel erlebt.

Die drei jungen Tollitäten regieren erstmals im Gelsenkirchener Karneval die örtlichen Narren.
Die drei jungen Tollitäten regieren erstmals im Gelsenkirchener Karneval die örtlichen Narren. © Sabrina Zenker | Sabrina Zenker

„Wir haben Altenheime besucht und Kinderkarneval-Feiern.“ Besonders schön für die Schülerin: Sie hat „ihre“ Garde immer dabei. Eigentlich nämlich tanzt sie selbst in der Nachwuchsgarde der Erler Funken, die die kleinen Tollitäten begleitet. In der vergangenen Session tanzte Leni-Fabienne als Teil der Gruppe noch für das damalige Kinderprinzenpaar. Damals wuchs der Wunsch, selbst einmal Kinderprinzessin zu werden. Die beiden Jungs profitieren von ihrer Erfahrung in der Prinzengarde. Denn es gibt keinen Saal, den sie nicht kennt.

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Die schönste Erfahrung bis dato sei, so meint Phil, das große Prinzen-Treffen des Bund Ruhr-Karnevals gewesen, wo alle Prinzenpaare der Region zusammen kamen. „Da haben wir Pins getauscht und Orden.“ Dass die anspruchsvollsten Tage noch vor ihnen liegen, weiß er. „Ich freue mich sehr auf Weiberfastnacht – da sind wir den ganzen Tag unterwegs und bekommen schulfrei.“ Höhepunkt für die drei Nachwuchs-Tollitäten könnte der Kinderumzug am Karnevalssonntag sein. Das ist ihre große Veranstaltung.

Auch ein Leben neben dem Karneval - Mode-Label, Gaming und Fußball

So sehr der Karneval gerade ihr Leben bestimmt, für die beiden Jungs ist er mehr ein Intermezzo. Zumal Giuliano gleich mehrere Hobbys hat. Zum einen interessiert er sich sehr für Geschichte. Zudem lebt er sich gerne kreativ aus. „Ich entwickle gerade mit einem Freund zusammen ein Mode-Label. Weil wir uns sehr fürs Gaming interessieren, steht das im Mittelpunkt der Kollektion.“ Kinderprinz Phil ist vor allem leidenschaftliche Hobby-Fußballer bei Viktoria Resse. Nicht ganz unpassend ist er zudem eine Frohnatur. „Ich bin sehr zufrieden mit meinem Leben“, sagt er. Prinzen-Rolle inklusive.