Gelsenkirchen. In Gelsenkirchen gibt es bei einer Behörde gerade große Probleme, einen Termin zu bekommen. 50 Prozent der Beschäftigten sind erkrankt.
Derzeit ist es schwer, bei der Zulassungsstelle und der Führerscheinstelle in Gelsenkirchen einen Termin zu bekommen. Beim Bilanz-Gespräch für 2024 wurden dafür auch die Gründe genannt. Anbei unser Bericht:
Die Zahl war schon erstaunlich hoch, doch sie wächst und wächst und wächst: Ende des Jahres 2024 gab es exakt 152.493 angemeldete Fahrzeuge in ganz Gelsenkirchen. Hinzu kamen noch rund 10.000 Anhänger. „Beides sind absolute Höchstwerte in der Geschichte dieser Stadt“, ordnete Michael Wensing ein. Der 62-Jährige ist Leiter der städtischen Verkehrszulassung. Gemeinsam mit der WAZ wagte er nun einen Blick in die umfangreichen Statistiken für das vergangene Jahr.
Das Team an der Wildenbruchstraße umfasst normalerweise 49 Kräfte
Treffpunkt ist die Zulassungsstelle an der Wildenbruchstraße in der Altstadt. Hier, in dem früheren Bankgebäude, ist die städtische Behörde untergebracht. Insgesamt 49 Mitarbeitende kümmern sich um zahlreiche Angelegenheiten, die den Straßenverkehr betreffen. Seit sechs Jahren leitet der in Dorsten lebende Wensing dieses Team, zuvor war er für das hiesige Ausländeramt tätig. „Und für die Stadt Gelsenkirchen arbeite ich bereits seit 1992“, erzählt der Behördenleiter.

Bevor er sich den Zahlen widmet, möchte Wensing zunächst ein aktuelles Problem ansprechen. Denn viele Bürgerinnen und Bürger klagen darüber, dass es derzeit so schwierig sei, online oder am Telefon einen Termin bei der Zulassungsbehörde oder der Führerscheinstelle zu ergattern. „Wir haben im Augenblick einen extrem hohen Krankenstand. Fast 50 Prozent unserer Mannschaft fallen aus - fast alle wegen der Erkältungswelle“, erklärt Wensing den personellen Notstand. Daher könnten den Bürgern im Augenblick auch nur deutlich weniger Termine angeboten werden. Und diese seien entsprechend schnell vergriffen.
Vier neue Kräfte in der Führerscheinstelle werden derzeit eingearbeitet
Hinzukäme, dass es derzeit zweieinhalb unbesetzte Stellen gäbe und vier Kräfte in der Führerscheinstelle relativ neu seien und daher noch eingearbeitet werden müssten. „Wenn wir wieder alle an Bord haben, sind wir auch gut aufgestellt und dann wird es auch wieder reibungslos funktionieren“, betont Wensing voller Überzeugung.
Zu den Zahlen von 2024: Insgesamt hatte sein Team über 206.000 verschiedene Vorgänge zu bearbeiten. Im Jahr davor waren es nur rund 153.000. Allein die Zulassungsbehörde musste sich mit 34.552 Vorgängen von Privatkunden und 50.312 Vorgängen von Autohändlern beschäftigen. Bei der Führerscheinstelle waren es 23.987 - darunter waren etwa 4234 Autofahrer, die ihren bisherigen Führerschein gegen ein neues Exemplar umtauschen mussten. „Wir mussten aber auch 842 Fahrerkarten für Lkw-Fahrer ausstellen oder 5722 Prüfaufträge an den TÜV ausgeben“, so Wensing.
Legalisierung von Cannabis sorgte für weniger eingezogene Führerscheine
Auch der Entzug der Fahrerlaubnis gehört für die Behörde zum dienstlichen Alltag: 2024 traf es 88 Personen wegen Fahrten unter Alkohol- oder Drogeneinfluss. Das waren weniger als im Jahr zuvor (155). Wensing begründet diesen Rückgang mit der erfolgten Legalisierung des Cannabis-Konsums. 131 Bürger mussten den Führerschein abgeben, weil sie krankheitsbedingt nicht mehr fahrtauglich sind. 64 überschritten den erlaubten Höchstwert von acht Punkten im Flensburger Verkehrsstrafen-Register. Bei 67 Personen wurde der Führerschein auf gerichtliche Anweisung entzogen, 31 wurden durch die Polizei sichergestellt. „Und 67 Autofahrer haben ihn sogar freiwillig zurückgegeben - fast ausschließlich aus Altersgründen“, so Wensing.
Die Zulassungsstelle registrierte 2024 insgesamt 32.531 Zulassungen von Autos, Lkw, Motorrädern und Rollern - darunter waren 7982 Neuzulassungen. Im gleichen Zeitraum wurden 26.605 Fahrzeuge bei der Behörde abgemeldet. Und auch einen Blick auf die angemeldeten Elektrofahrzeuge gewährte Wensing. Waren 2019 nur 638 E-Autos im Stadtgebiet gemeldet, so hat sich die Zahl im vergangenen Jahr auf 11.662 erhöht. Tendenz: weiter steigend.
Bei 20 Prozent der reservierten Termine erscheint niemand
Am Ende wartet der Behördenleiter noch mit einer Bitte in Richtung Bevölkerung auf: „Für uns ist es ein Riesen-Ärgernis, dass jeden Tag reservierte Termine von den Buchern nicht wahrgenommen werden.“ Deshalb würden derzeit täglich rund 20 Prozent der Termine ausfallen. Ein Ärgernis auch für all jene, die sich vergeblich um einen bemüht hatten. „Wenn klar ist, dass man nicht kommen kann, bitten wir darum, den vereinbarten Termin sofort zu stornieren“, sagt Wensing. Denn dann könnten auch kurzfristig noch andere einspringen und nachrücken.