Gelsenkirchen. Die WAZ traf Anna Didukh 2023. Jetzt hat sie das ZDF begleitet. Über eine Frau, die aus dem Schlimmsten das Beste gemacht hat.

Filmteams unterwegs in Gelsenkirchen: Die Stadt stand in diesem noch jungen Jahr bereits mehrmals im Mittelpunkt von TV-Dokumentationen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Erst war da die Sozialarbeiterin Sophie Schöttler, die für die im Januar erstmals ausgestrahlte ARD-Story „Jugendämter in Not - Kinder in Gefahr?“ begleitet wurde. Es folgte Anfang Februar das 3sat-Porträt „Stahlarbeiterin“ über die 27-jährige Ann Catherine Meyer, die in der Männerdomäne bei Thyssenkrupp Electrical Steel in Schalke arbeitet. Und nun ist Anna Didukh eine von zwei tragenden Figuren des neuesten „37 Grad Leben“-Films, einer Reportagereihe des ZDF.

Im Sommer 2023 hatte unsere Redaktion schon einmal über die Frau aus der Ukraine berichtet. Damals trafen wir sie während eines Deutschkurses beim „Deutschen Roten Kreuz“ (DRK) in Schalke. Und Didukh berichtete, wie schwierig es sei, einen passenden Job in Deutschland zu finden – trotz ihrer Qualifikationen als Rechtsanwältin und Psychologin.

2023 sagte Anna Didukh noch: „So habe ich mir mein Leben mit 35 Jahren nicht vorgestellt“

In Ihrer Heimat hatte sie zwei Bachelorabschlüsse und einen Masterabschluss gemacht, begann ihre Doktorarbeit und arbeitete in der Immobilienbranche. Ihr Ziel war es eigentlich, bei den United Nations oder anderen renommierten, internationalen Arbeitgebern zu arbeiten. In Deutschland musste sie nun etwas niedergeschlagen resümieren: „So habe ich mir mein Leben mit 35 Jahren nicht vorgestellt.“

Die Niedergeschlagenheit überwog: Anna Didukh (li.) im Jahr 2023 neben DRK-Werkstudentin Alexandra Hutku.
Die Niedergeschlagenheit überwog: Anna Didukh (li.) im Jahr 2023 neben DRK-Werkstudentin Alexandra Hutku. © WAZ | Gordon Wüllner-Adomako

Aber jetzt, eineinhalb Jahre später, scheint Didukh eine neue Bestimmung in Gelsenkirchen gefunden zu haben. Dieses Bild zeichnet jetzt ein Pressebericht des DRK, veröffentlicht vor dem ersten Ausstrahlungstermin der „37 Grad“-Reportage am Sonntag, 16. Februar 2025, um 9.03 Uhr morgens, eine Woche vor dem Jahrestag des russischen Überfalls auf die Ukraine.

Ukrainerin sieht ihre Zukunft in Gelsenkirchen

Beim DRK habe Anna Didukh „gleich mehrere Herzensprojekte gefunden“, wie der Wohlfahrtsverband berichtet. Zum einen bildet sie seit knapp drei Jahren mit der Migrationsberaterin Anna Michalska ein Team, dolmetscht, wenn Menschen aus der Ukraine Hilfe suchen. Zum anderen koordiniert sie ein Frauencafé des DRK. Für die Awo moderiert sie außerdem ein Selbstverteidigungstraining für Frauen. Und für den Verein „Eltern für Eltern“ hat sie einen Yogakursus ins Leben gerufen für Frauen mit Migrationshintergrund.

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Sie selbst habe die Krise ihrer Flucht aus der Heimat mittlerweile überwunden, heißt es in dem DRK-Bericht. So lebt die heute 36-Jährige jetzt mit ihren beiden Söhnen (13, 7), ihrer Mutter, der Oma und der Tante in Gelsenkirchen. Die Chancen würden gut stehen, dass bald ihr Psychologie-Studium in Deutschland anerkannt wird. Gleich mehrere Wohlfahrtsverbände würden sie mittlerweile gerne fest einstellen. „Ich sehe meine Zukunft in Deutschland. Hier habe ich so viele Möglichkeiten, hier fühle ich mich frei!“: So klingt sie mittlerweile, also ganz anders als noch im Sommer 2023.

„Ich bin stolz auf alle ukrainische Frauen“

Die „37 Grad Leben“-Reportage, die bereits vorab in der Online-Mediathek abrufbar ist, zeigt beide Seiten: Die tragische Flucht aus der Ukraine, den schwierigen Start in Deutschland auf der einen Seite. Aber auch den Neuanfang in Gelsenkirchen, wie Anna Didukh in ihrer neuen Rolle beim DRK aufgegangen ist. Sie spricht dabei ausschließlich, und mittlerweile hervorragend Deutsch. „In Deutschland kommt dieses Gefühl: Ich kann alles machen“, sagt sie da selbstsicher gegen Ende des Films. „Warum muss ich ein Opfer sein? Ich bin stolz auf alle ukrainischen Frauen, weil wir stark sind in dieser Zeit!“

„37 Grad Leben – Zwischen Neuanfang und Krieg: Ukrainerinnen in Deutschland“, ein Film von Silke Meya und Laura Mentgen mit einer Länge von zirka 27 Minuten, wird am 16. Februar 2025 um 9.03 Uhr im ZDF ausgestrahlt und ist bis zum 16. Februar 2030 in der Online-Mediathek abrufbar.

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