Die Familie Rohmann begründete den Ruf einer der ältesten Schankstuben in Buer. Viele Jahre war die Wirtschaft Treffpunkt der Poahlbürger. Vor zwei Jahren gab es eine Modernisierung und Wandlung zum italienischen Restaurant.
Einst war sie Herberge von fahrenden Gesellen, Wanderern und Tagelöhnern, später Schankstube von Kaufleuten und Treffpunkt buerscher Poahlbürger - das Haus Rohmann an der Horster Straße/Ecke Hagenstraße. In diesen Tagen blickt die Traditionsgaststätte, die sich inzwischen als Restaurant etabliert hat, auf ihr 150-jähriges Bestehen zurück. Sie zählt zu den ältesteten Gasthäusern in Buer.
Noch lange Jahre nach ihrer Gründung stand die Schankstube außerhalb Buers, vor dem oberen Tor an der Handelsstraße zwischen Recklinghausen und dem Stift Essen (damals noch Essener Straße). Am Gasthaus, dessen erster bekannter Wirt Wilhelm Becker war, zweigte zudem eine Wegeverbindung nach Gladbeck ab, erläutert Heimatforscher Helmut Lindner die gute strategische Lage des Wirtshauses . Fahrensleute nutzten die Schankstube gern zur Einkehr, um eine kurze Rast einzulegen, aber auch, um lästige Kontrollen und unliebsame Wegegelder zu umgehen, die fällig geworden wären, wären sie ins Dorf eingekehrt.
Die Tradition des Gasthauses, die alten Bueranern bis heute bekannt ist, begründete indes Clemens Rohmann, wie der buersche Heimatforscher Fritz Pascoletti betont. Clemens Rohmann wurde just 1858 geboren und erwarb die Schankwirtschaft 1895 von Wilhelm Becker. Becker handelte, so Pascoletti, fortan an der Beckeradstraße mit Getreide, Saatgut und Kohlen. Bis in die 70er Jahre sei die Firma „Kohlen Becker” ein Begriff in Buer gewesen.
Clemens Rohmann stammt aus dem alten Bauerngeschlecht der Rohmanns aus Scholven. Er hatte das Schuhmacherhandwerk erlernt, das er auch noch als Gastwirt weiterführte. Schon in seinen ersten Jahren ließ er den Anbau errichten an das Fachwerkhaus, das längst unter Denkmalschutz steht und ein gutes Stück Alt-Buer ausmacht.
Clemens Rohmann starb 1947 im hohen Alter von 90 Jahren. „Viele Ältere werden ihn noch kennen mit seiner unvermeidlichen Piepe und Schlägermütze”, so Pascoletti. Mit seiner Frau Anna hatte er zehn Kinder. Der älteste Sohn Jupp übernahm die Gaststätte nebst vier Gastzimmern 1925.
Er begründete den legendärren Ruf des Gasthauses. „Man legte Wert darauf, zu Rohmanns Stammgästen zu zählen. Ein Platz am Stammtisch galt als Auszeichnung, hier trafen sich die Honoratioren aus Handel und Handwerk”, weiß Pascoletti zu berichten.
1966 zog sich Jupp Rohmann, fast 75-jährig, vom Zapfhahn zurück. Er verpachtete das Gasthaus an die Familie Berkel, das diese später erwarb. Die Berkels hatten die gleichen familiären Wurzeln wie die Rohmann, denn die Mutter von Clemens Rohmann war eine geborene Berkel. Die Berkels modernisierten das Haus 1980 und führten die Gaststätte weit über 20 Jahre. 2006 übernahm das Haus ein buerscher Investor.
Westfälische Gerichte
Nach der Neueröffnung des Hauses Rohmann 2006, das zuvor behutsam modernisiert wurde und dabei den alten Charakter behielt, zog erstmals die italienische Küche in die Tradidionsgaststätte ein. Wirt und Koch Sergio Cabras („Vitali”) bietet allerdings auch Westfälisches an. Und zum 150-Jährigen präsentiert er ab heute eine spezielle „Geburtstagskarte” mit deftigen alt-westfälischen Gerichten, ganz der Tradition des Hauses entsprechend.