Gelsenkirchen-Beckhausen. Der Reiterverein Gelsenkirchen baut in Beckhausen sein neues Vereinsgelände. Doch seit einigen Monaten ruhen die Arbeiten. Das ist der Grund.
Bis Sommer 2024, so hatte man beim Reiterverein Gelsenkirchen gehofft, würden die Pferde des Vereins ihr neues Zuhause beziehen, würde der Reitbetrieb starten können. Diesen Wunsch hatte man ein Jahr zuvor, im Sommer 2023, geäußert. Doch daraus ist nichts geworden, auf der Baustelle an der Horster Straße herrscht Stillstand – und eine weitere Prognose, wann denn der Umzug endlich beendet ist, wollen die Reiter derzeit nicht abgeben.
Der Reiterverein muss bekanntlich umziehen. Seit 1953 hatte der Club auf dem Gelände des ehemaligen Rittergutes Haus Balken Platz gefunden, in direkter Nachbarschaft zum Verwaltungsgebäude von Gelsenwasser an der Willy-Brandt-Allee, die früher Balkenstraße hieß. 2019 hatte Gelsenwasser beschlossen, seinen Standort zu erweitern: Dort steht jetzt unter anderem ein neues Laborgebäude für die Westfälische Wasser- und Umweltanalytik GmbH, eines Unternehmens, das zu 60 Prozent im Besitz der Gelsenwasser AG ist.
Zum Spatenstich war Gelsenkirchens Oberbürgermeisterin gekommen
Gelsenwasser und die Wirtschaftsförderung der Stadt Gelsenkirchen halfen bei der Suche nach einem neuen Standort und wurden in Beckhausen an der Horster Straße fündig: In der Nähe des Bahnhofs Buer-Süd, auf einer Sondergebietsfläche der Stadt, die der Verein im Wege eines Erbbaurechts nutzen kann. Eigentlich hätten dort bereits im April 2020 die ersten Arbeiten beginnen sollen, doch Corona-Pandemie sowie ein höherer Verwaltungsaufwand als gedacht sorgten für eine lange Verzögerung.
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Im Juni 2023 wurde dann auf dem neuen Gelände der erste Spatenstich vorgenommen, Oberbürgermeisterin Karin Welge und Wirtschaftsdezernent Simon Nowack waren dazu extra nach Beckhausen gekommen. Doch seit einigen Monaten ruhen die Arbeiten. Bislang gebaut wurden der Rohbau der Reithalle sowie Boden und Wände der Ställe, doch der Rest des weitläufigen Geländes bietet einen eher traurigen Anblick: Unkraut wuchert, Arbeiter und Maschinen sind weit und breit nicht zu sehen. Wie es einmal aussehen soll, zeigt ein großes Banner am Bauzaun: „Hier entsteht eine Reitanlage mit 28 Paddockboxen, 20x60m-Reithalle, Reiterstübchen, Dressur- und Springplatz, Paddocks und Weiden“, ist da zu lesen, darüber eine Zeichnung der fertigen Gebäude.
Baukosten haben sich mehr als verdoppelt
Heiner Telm, als Kassenwart für die Finanzen des Vereins zuständig, bestätigt, dass die Arbeiten derzeit ins Stocken gekommen seien. „Wir haben erst einmal keine weiteren Aufträge an Baufirmen vergeben, wir wollen erst warten, bis die Finanzierung steht.“ Denn dort liege gerade das Problem, sagt Telm. „Die Kostenkalkulation stammt noch aus dem Jahr 2019“, berichtet er. Das war bekanntlich vor der Corona-Pandemie, vor dem Ukraine-Krieg und der Energiekrise – alles Ereignisse, die die Kosten gerade auf dem Bausektor in die Höhe haben schießen lassen.
„Als wir die Kostenkalkulation aufgestellt haben, sind wir von etwa 600.000 Euro Baukosten ausgegangen“, rechnet der Kassenwart vor. „Wir liegen aber jetzt schon bei 900.000 Euro – und voraussichtlich sind noch einmal etwa 500.000 bis 600.000 Euro fällig.“ Allein aus „Bordmitteln“ könne der Verein das nicht stemmen, sagt der Kassierer. „Da sind unsere finanziellen Möglichkeiten natürlich begrenzt, wir sind also auf die Hilfe unserer Partner angewiesen.“
Für die vereinseigenen Pferde ist gesorgt
Zurzeit laufen nach Angaben von Heiner Telm Gespräche zwischen dem Verein sowie Vertretern der Stadt Gelsenkirchen und der Banken, um die Finanzierung auf die Beine zu stellen. Telm zeigte sich optimistisch. „Die Tendenz ist: Es wird wohl weitergehen“, sagte er. „Wir sind alle guten Willens – und wir sind alle guten Mutes.“ Fördermittel gibt es auch aus Düsseldorf, das Land NRW unterstützt die Sanierung und Modernisierung von Sportanlagen mit insgesamt 300 Millionen Euro..
Immerhin: Um die Pferde des Vereins muss man sich keine Sorgen machen. „Die stehen gut verwahrt auf der Reitanlage von Theo Stemmann an der Obererle in Beckhausen“, sagt er. Eine Aussage darüber, wann die Bauarbeiten am neuen Standort abgeschlossen sind, will er aber erst einmal nicht machen. „Dazu ist einfach zu viel passiert, als dass ich eine weitere Prognose abgebe.“