Gelsenkirchen. Die fünfjährige Mina wollte es wissen. Sie hat sich mit Mut und Ehrgeiz das Schwimmen beigebracht und das Seepferdchen-Abzeichen absolviert.

In der Mitte, zwischen älteren und jüngeren Geschwistern, wird es für Kinder oft schwierig. Unter Umständen kann diese Konstellation sie aber auch beflügeln, wie die Geschichte der fünfjährigen Mina aus Gelsenkirchen zeigt. Denn in der reisefreudigen und sportlichen Familie sollten zwei der drei Kinder schwimmen können, wenn es in den Urlaub geht, darüber waren sich die Eltern einig. In der Nähe des Bauernhofs der Großmutter in Bayern liegen immerhin der Walchen- und der Königssee, auch stand der Gardasee in Italien auf der Wunschliste.

Doch ist es nicht einfach in Gelsenkirchen oder der Umgebung einen Schwimmkurs für Kinder zu finden, die Nachfrage übersteigt seit Jahren das Angebot. Fehlende Wasserflächen und freie Zeiten für Vereine und andere Anbieter verursachen Engpässe, die Corona-Zeit schließlich deckelte alle Ambitionen der Familie Iqbal schon für Minas älteren Bruder.

Suche nach einem Platz für die kleine Mina: Aber auf den Wartelisten standen bis zu 300 Kinder

„300 Anfänger waren es teilweise auf den Wartelisten“, erinnert sich Mutter Rabia. Bei gut zehn Clubs und Schulen wurden sie vorstellen. Trotzdem wurden sie tatsächlich doch fündig, und zwar bei der Schwimmschule Bulliplatsch in Buer. Da meldete auch Töchterchen Mina zunächst unerwartet Interesse an, schließlich sollte es im Sommer nach Italien gehen, und sportlichen Ehrgeiz hatte sie schon beim Kickboxen über zwei Jahre entwickelt.

Mina präsentiert stolz ihr Schwimmabzeichen in Silber, das sie im Hallenbad in Buer bestanden hat. Das Foto hat ihre nicht minder stolze Mutter Rabia Iqbal gemacht.
Mina präsentiert stolz ihr Schwimmabzeichen in Silber, das sie im Hallenbad in Buer bestanden hat. Das Foto hat ihre nicht minder stolze Mutter Rabia Iqbal gemacht. © Rabia Iqbal | Rabia Iqbal

Der Start sei ihr auch entsprechend nicht schwer gefallen, weiß die Mutter. „Aber dann hieß es: Sie ist noch nicht so weit, braucht erst einmal noch die Unterstützung durch die Schwimmhilfen“, erfuhr sie. „Päckchen“ nannte Mina die Hilfsmittel, von denen sie aber unbedingt loskommen wollte. „Im Urlaub am Meer, außerdem noch im Swimmingpool, haben wir dann drei Tage noch mit der Unterstützung durch die Päckchen trainiert, und am vierten Tag dann ohne alles, und es hat prompt prima geklappt“, freut sich die Personal-Dienstleistungskauffrau in Elternzeit.

Auch als Überraschung für den Schwimmlehrer zu Hause

„Sie hat einen extremen Ehrgeiz entwickelt und sich an ihrem drei Jahre älteren Bruder orientiert“, erzählt die Mutter. Damit nicht genug, Mina habe aus eigenem Antrieb auch eigenständig ihre Windel abgenommen und gemeint: „Die kannst Du jetzt für das Baby nehmen, Mama“.

Mit dem Schwimmen ohne Hilfsmittel habe ihre Tochter dann ihren Schwimmlehrer zu Hause überraschen wollen. Vom Seepferdchen- bis zum Seeräuber-Abzeichen sei dann kaum Zeit vergangen, nach Bronze, früher Freischwimmer genannt, absolvierte Mina nun auch schon die Prüfung zum Deutschen Schwimmabzeichen in Silber. „Im Urlaub im Gardasee hat Mina schon Handstände im Wasser gemacht“, schildert sie und lacht.

Erschwommen hat sich Mina (5) schon Seepferdchen, Seeräuber und die Schwimmabzeichen in Bronze und Silber. Jetzt fehlt noch „Gold“.
Erschwommen hat sich Mina (5) schon Seepferdchen, Seeräuber und die Schwimmabzeichen in Bronze und Silber. Jetzt fehlt noch „Gold“. © Rabia Iqbal | Rabia Iqbal

„Ich selbst habe nur das Seepferdchen geschafft“, gibt die 38-Jährige zu. „Aber ich habe auch wirklich Angst vor dem Schwimmlehrer damals gehabt. Deshalb habe ich da auch nicht weitergemacht.“ Mit dem Abzeichen in Silber war es an Minas großem Tag übrigens nicht getan. „Tatsächlich ist auch noch die Zahnfee zum ersten Mal vorbeigekommen“, schildert die Mama. Keine Frage, dass Mina nun unbedingt auch das Deutsche Schwimmabzeichen in Gold ansteuert.

Wenn sie nicht gerade Reiten lernt, mit Mutter Rabia kocht oder backt, das Nähen übt oder mit Acrylfarben malt. „Ihr aktuelles Bild zeigt den Eiffelturm, weil wir im Mai vier Tage in Paris waren und die Kinder es geliebt haben“, erzählt die Mutter von den vielen Interessen ihrer „arabischen Sissi“. „So nennt die Familie Mina wegen ihrer langen, dicken Haare. Und weil wir schon drei Mal im Schloss Neuschwanstein waren, kennt sie die Geschichte von König Ludwig von Bayern mittlerweile auswendig. Und auch die von Kaiserin Sissi.“

Für Schwimmkurse bei Gelsensport muss man schnell sein: 33 Kurse in 2025

Ein deutlicher Trend lässt sich bei Gelsensport bei den Schwimmkursen für Kinder zwischen vier und neun Jahren ausmachen. „Zu Wartezeiten können wir allerdings nichts sagen,“ räumt Sprecherin Nicole Krissel ein, „denn für die Kurse, die wir anbieten, müssen sich die Eltern jeweils neu melden“. Es sei in der Vergangenheit einfach häufig passiert, dass sich Kandidaten als Nachrücker auf der Liste einfach nicht gemeldet hätten, wenn sie einen anderen Anbieter gefunden hätten. Die Plätze seien so unnötig frei gehalten worden. „Für die Kurse bei Gelsensport muss man schnell sein“, weiß Krissel.

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Über den Zeitraum von 2021 bis 2024 seien in Kooperation mit dem Sportbildungswerk in der Grundschule Scholven, der Barbaraschule und der Lessing-Realschule Schwimmkurse für Kinder angeboten worden. „Die Pandemie hat für den ersten Teil dieses Zeitraums natürlich manches zunichte gemacht“, schickt sie vorweg. Immerhin gab es 2021 noch 26 Kurse mit 222 Teilnehmern, 2022 waren es 455 in 54 Kursen. 2023 wuchs das Angebot auf 55 Kurse, 482 Kinder nahmen teil. 2024 besuchten schließlich 497 Kinder die 60 Kurse.

Für 2025 laufen die Anmeldungen bereits, zur Verfügung stehen 33 Kurse sowie Ferienangebote über Gelsensport für Drittklässler. Besonders begehrt seien laut Nicole Krissel die Kurse im Hallenbad in Buer. Mehr auch im Internet auf https://gelsensport.de/service/schwimmangebote und https://www.sportbildungswerk-nrw.de/gelsenkirchen/angebote/.