Gelsenkirchen-Buer. Michael Axinger hört auf. Langjährige Weggefährten berichten über seine Stärken und Marotten. Und darüber, welche Liebe er niemals aufgibt.
Der Alte geht, der Neue kommt: Gelsenkirchens Feuerwehrchef Michael Axinger hat den Staffelstab an seinen Nachfolger Ansgar Stening übergeben. Der 60-Jährige wechselt nach 32 Dienstjahren - davon elf an der Spitze der Berufsfeuerwehr - nun in den Ruhestand. Raphael Schwarz (Leiter Einsatzplanung und -organisation) und Frank Gies (Leiter Schule für Feuerwehr und Rettungsdienst), die Axinger seit seinen Anfängen begleitet haben, erinnern sich - auch an seine Marotten.
Im Sommer 1992 kreuzten sich die Wege von Axinger und Schwarz erstmals. Der heute 55-Jährige Schwarz hatte gerade seine Ausbildung begonnen, als kurz darauf Axinger als Brandreferendar zur Lehrgangstruppe dazustieß. Kräfte des höheren Dienstes durchlaufen bei der Feuerwehr eine komprimierte Schulungszeit. Als frisch gebackener Diplom-Chemiker sollte sich Axinger mit Ende 20 das nötige Rüstzeug draufsatteln, um als Abteilungsleiter im Bereich Brandschutz in Gelsenkirchen zu starten.
Kollegen über Gelsenkirchener Feuerwehrchef: Den Menschen immer auf Augenhöhe begegnet
„Michael hat sich nie als etwas Besseres gesehen und den höheren Dienstgrad heraushängen lassen“, sagt Schwarz im Blick zurück. Der Rettungsprofi bezeichnet das als ungewöhnlich, denn seinerzeit sei starres Hierarchiedenken wie in der Armee noch weit verbreitet gewesen. Umso angenehmer empfand es Schwarz, dass jemand neben ihm stand, „der nahbar und zugleich ein Anpacker war.“
Vor allem, wenn man sich selbst „als eher unbedarften Neuling“ sah, dem die Handgriffe und Routinen noch nicht in Fleisch und Blut übergegangen waren. Axinger fiel es leichter mit anzupacken, brachte er bereits erste Erfahrungen aus seiner ehrenamtlichen Tätigkeit bei der Freiwilligen Feuerwehr in Dorsten mit.
Unterschiede zwischen einem ehrenamtlichen Helfer und einem Profi hat der scheidende Feuerwehrchef nie gemacht. Frank Gies zufolge hat dieser Charakterzug auch den Führungsstil Axingers geprägt. „Er bringt Menschen eine hohe Wertschätzung entgegen“, sagt der 57-jährige Weggefährte. Selbst, wenn die Ansichten mal kontrovers seien. „Michael stellt dann seine Expertise zur Verfügung und äußert seine Sicht der Dinge in einer Form, dass sein Gegenüber nie das Gefühl hat, nur ein kleines Licht zu sein und etwas falsch gemacht zu haben.“ Eine Basta-Mentalität sei seinem Chef fremd.
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Schwarz und Gies rechnen es Axinger hoch an, bei Politik und Verwaltung ein Bewusstsein dafür geschaffen zu haben, dass eine gut funktionierende Feuerwehr auskömmlich mit Mensch und Material versorgt sein muss. Die neue Infrastruktur dazu trage mit dem Bau der Hauptfeuerwache Buer, der neuen Wache in Heßler oder den Gerätehäusern für die Freiwillige Feuerwehr seine Handschrift, so die Weggefährten.
Bemerkenswert scheint dabei das Gedächtnis Axingers zu sein: „Der weiß heute noch, wo jede Werkzeugkiste oder jedes Gerät steht“, sagen die Kollegen anerkennend. Axinger zeichnet im Übrigen maßgeblich verantwortlich für den Brandschutz in der Schalker Veltins-Arena. Letzteres ist so etwas wie das Steckenpferd des 60-Jährigen. Sollte eine neue Wache fällig werden: In seiner Schublade liegen weit ausgereifte Pläne, die nur eines Feinschliffs bedürfen.
Schwarz und Gies beschreiben ihren Kameraden als jemanden, „der am liebsten heute noch als Erster an der Einsatzstelle eintrifft“. Selbst als Führungskraft, die den Einsatz nur koordinieren soll. Das hat mitunter Konsequenzen. So zum Beispiel vor ein paar Jahren bei einem Einsatz am Rhein-Herne-Kanal. In Höhe des Nordsternparks sollte sich eine verletzte Person im Wasser befinden. „Michael und ich waren mit dem Einsatzleitwagen als erste vor Ort“, erinnert sich Schwarz. „Michael ist ausgestiegen, hat Stiefel und Jacke ausgezogen, ist in den Kanal gesprungen und zu der Person geschwommen. Ich habe daraufhin der Leitstelle den genauen Ort über Funk mitgeteilt und, dass sich der Direktionsdienst im Wasser befindet. Worauf von einem anderen Fahrzeug der Kommentar kam: „Sieh zu, dass er drinbleibt. Das wollen wir sehen.“
Stationen Michael Axingers
1992: Start der Ausbildung bei der Feuerwehr Gelsenkirchen als Brandreferendar
1997: Stellvertretender Leiter der Gelsenkirchener Feuerwehr
2001: Abteilungsleiter Gefahrenabwehr
2013: Leitender Branddirektor bei der Feuerwehr Gelsenkirchen
Apropos sehen: In blauer Uniform wird Michael Axinger höchstens noch bei der Freiwilligen Feuerwehr in Dorsten zu sehen sein. Ansonsten in Rot: Drei Jahrzehnte Gelsenkirchen haben offenbar nicht ausgereicht, um den hartnäckigen Bayern-Virus in dem Fußball-Fan zu besiegen. . .