Gelsenkirchen-Horst. Fleisch-Geruch in der Wohnung, Ruß auf Autos: Die Grenzwert-Überprüfung in Gelsenkirchener Betrieben verzögert sich erneut. Das ist der Grund.

Döner-Geruch im Wohnzimmer, Ruß-Partikel auf Fahrzeugen, Gesundheitsgefährdung womöglich inklusive: Fast ein Jahr ist es her, dass Anwohner-Beschwerden über Absonderungen von drei Holzkohle-Grill-Imbissen in Horst bekannt wurden. Verzogen hat sich der Ärger aber noch immer nicht. Zwar hat sich die Verwaltung nach Klagen im Präventionsrat der Sache angenommen und ein Gutachten angekündigt, das nach Verzögerungen bei der Ausschreibung bis Ende dieses Jahres vorliegen sollte. Wie sich jetzt herausstellt, ist der Zeitplan aber erneut Makulatur. Verantwortlich dafür seien zwei Imbiss-Betreiber, so die Stadt.

Wie berichtet, geht es bei dem Gutachten darum zu überprüfen, ob das zulässige Maß an Geruchswahrnehmung von 876 Stunden pro Jahr bzw. 2,4 Stunden pro Tag überschritten wird. Falls dies nachgewiesen werden sollte, müssten die betreffenden Imbiss-Betreiber geeignete Maßnahmen umsetzen, die die Belästigungen „signifikant reduzieren“, so das städtische Umweltreferat.

Stadt: Gutacher wurde von zwei Gelsenkirchener Imbiss-Betreibern wieder weggeschickt

Der entsprechende Auftrag für das Gutachten ist laut Stadtsprecher Martin Schulmann auch tatsächlich im September an eine Messstelle vergeben worden, die für diese Aufgabe nach dem Bundesimmissionsschutz-Gesetz zertifiziert sei. Fertiggestellt worden seien die Messungen aber nur für einen Imbiss; diese würden jetzt auch ausgewertet.

Die zwei anderen Betreiber jedoch hätten ihre zuvor mündlich erteilte Zustimmung zu Beginn des vereinbarten Messtermins vor Ort wieder zurückgezogen. So hätten die Messungen nicht wie geplant durchgeführt werden können – und der Ingenieurbüro-Mitarbeitende musste unverrichteter Dinge wieder abziehen.

Eigentum der Gelsenkirchener Imbiss-Betreiber wird „zwischenzeitlich beeinträchtigt“

Besonders Anlieger der Industriestraße (Foto) und Essener Straße in Gelsenkirchen-Horst hatten über Geruch und Qualm durch Imbiss-Betriebe geklagt.
Besonders Anlieger der Industriestraße (Foto) und Essener Straße in Gelsenkirchen-Horst hatten über Geruch und Qualm durch Imbiss-Betriebe geklagt. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Nötig ist die Zustimmung der Betreiber, weil deren Eigentum „zwischenzeitlich beeinträchtigt wird“, so die Stadt. Bei den Messungen müssen im Abluftrohr der jeweiligen Anlagen Löcher gebohrt werden, um Messsonden zu platzieren. Diese werden anschließend wieder verschlossen.

Zwar seien die Betreiber gesetzlich dazu verpflichtet, die Messungen durchführen zu lassen. Dennoch sei das Gutachterbüro auf deren Kooperation angewiesen. Um darauf Einfluss zu nehmen, arbeite das Umwelt-Referat derzeit mit dem beauftragten Gutachter an Lösungsvorschlägen. „Dies bedeutet jedoch, dass der Abschluss des Gutachtens sich hierdurch leider verschieben wird und damit nicht Ende des Jahres vorliegen wird“, so Schulmann weiter.

Präventionsrats-Vorsitzender aus Gelsenkirchen-Horst will vermitteln

Warum genau die Imbiss-Betreiber die Messung ablehnen – ob sie etwa Sorge um die nachhaltige Beschädigung ihres Eigentums haben oder kostspielige Investitionen im Falle einer Grenzwert-Überschreitung fürchten – sei auch auf der jüngsten Sitzung des Präventionsrats Horst unklar geblieben, so dessen Vorsitzender Hans-Georg Kouker. Wie berichtet, hatten die Inhaber vor einigen Monaten betont, ihre Anlagen funktionierten fehlerfrei und würden auch regelmäßig gewartet. Sie bedauerten, dass die Anwohner sich belästigt fühlen, bezweifelten aber Schäden auf den Autos durch Ruß und Fett. Kouker will sich nun vor Ort bei ihnen erkundigen, wo und warum es in der Zusammenarbeit hakt und, wenn möglich, vermitteln.

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Seine Kritik an der „Untätigkeit“ des Umweltreferats in einem WAZ-Bericht nahm er im Gespräch mit der Redaktion teils zurück. Er hatte darin seinem Ärger darüber Luft gemacht, dass er von der Verwaltung in Sachen Feinstaub-Gutachten nur vertröstet und von den Mitarbeitenden nicht eigeninitiativ informiert werde. Bei Anrufen habe man ihm sogar beschieden, es gebe gerade wichtigere Themen.

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„Tatsächlich waren es nicht Beschäftigte des Umwelt-, sondern des Baureferats, die mein Anliegen am Telefon heruntergespielt haben, als ich mich nach dem Sachstand in Sachen Grabeland Harthorststraße erkundigte“, bedauerte er das Missverständnis. Das Umweltreferat habe sehr wohl mitgeteilt, dass das Gutachten erst Ende 2024 vorliegen werde, räumte er ein. „Dass zwei der drei Imbiss-Betreiber den Gutachter wieder nach Hause geschickt haben, habe ich aber auch erst bei der Präventionsrats-Sitzung Anfang Dezember erfahren. Wünschenswert wäre es, wenn mich das Umweltreferat vorher darüber informiert hätte.“