Gelsenkirchen. Der Gelsenkirchener Günther Hiltrop fotografiert seit 2020 die Rungenberghalde. Herausragende Bilder sind nun in einer Ausstellung zu sehen.

Im orange-feurigen Schein der untergehenden Sonne erhebt sich die Rungenberghalde wie ein düsterer Gigant in den Winterhimmel. Diese eindrucksvolle Szenerie spiegelt sich in einer Wasserfläche, was die majestätische Schönheit dieser Aufnahme noch einmal verstärkt. „Das ist eines meiner absoluten Lieblingsbilder“, sagt Günther Hiltrop und strahlt. Kein Wunder, dass es auch zu jenen insgesamt 55 Fotos gehört, die er bei seiner Ausstellung ab 17. Dezember in der „Werkstatt“ in Buer präsentieren wird.

Vor 25 Jahren wurden die „Lichtzeichen“ erstmals eingeschaltet

Die Halde Rungenberg, die auf der Grenze zwischen Buer und Beckhausen liegt, gehört zu den bekanntesten Landmarken in ganz Gelsenkirchen. Das mag zum einen an ihrer prominenten Lage direkt am Rande der Autobahn 2 liegen, wo Tag für Tag Zehntausende Auto- und Lkw-Fahrer an ihr vorbeibrausen. Bekannt ist sie aber vor allem auch wegen des Kunstwerks, das darauf zu finden ist: die „Nachtzeichen“. Am 21. Mai 1999 wurden die beiden von Klaus Noculak und Hermann EsRichter für die Internationale Bauausstellung (IBA) entworfenen Scheinwerfer mit den sich kreuzenden Lichtstrahlen erstmals eingeschaltet - also vor 25 Jahren.

Günther Hiltrop stellt ab 17. Dezember in der „Werkstatt“ in Buer über 50 Fotos von der Gelsenkirchener Rungenberghalde aus.
Günther Hiltrop stellt ab 17. Dezember in der „Werkstatt“ in Buer über 50 Fotos von der Gelsenkirchener Rungenberghalde aus. © Thomas Richter

„Im Augenblick funktioniert aber leider mal wieder nur einer von beiden“, sagt Hiltrop. Zuvor hatten ärgerlicherweise sogar beide „Lichtkanonen“ für längere Zeit ihr strahlendes Pulver verschossen. Der Ruheständler weiß das alles so genau, weil er mindestens zweimal pro Woche die 115 Meter hohe Abraumhalde erklimmt, die in unmittelbarer Nähe der Siedlung Schüngelberg und der früheren Zeche Hugo liegt. Zu jeder Tages-, Nacht- und Jahreszeit war Hiltrop inzwischen schon dort oben - und entdeckte das liebgewonnene Terrain jedes Mal aus einer anderen Blick- und Lichtperspektive. Seine Eindrücke hat er mit der Fotokamera oder dem Smartphone bildlich festgehalten.

Ein facettenreiches Naherholungsgebiet direkt vor der Haustür

Entsprechend viele verschiedene Motive gibt es inzwischen. Nun galt es für den passionierten Fotografen und seine ebenfalls fotografisch geschulte Ehefrau Elvira, aus dem Wust von mehreren Tausend Bildern die besten auszuwählen. Dabei sind nun Fotos von Fernsichten auf die Stadt und die Umgebung, die vom Gipfel der Halde aus aufgenommen wurden. Mal steht die Pyramiden-förmig angeordnete Halde selbst im Fokus. Doch auch die Schönheiten der Natur, die sie zu bieten hat, kommen nicht zu kurz. Somit wird die Ausstellung einen stimmigen Mix bieten, der vor allem eines beweist: was für ein facettenreiches Naherholungsgebiet da direkt vor der Haustüre liegt.

Auch ohne Beleuchtung können die „Nachtzeichen“ auf der Rungenberghalde echte Hingucker sein.
Auch ohne Beleuchtung können die „Nachtzeichen“ auf der Rungenberghalde echte Hingucker sein. © Günther Hiltrop

Dass der in Buer lebende Hiltrop im Jahr 2020 die Rungenberghalde überhaupt für sich entdeckte, hatte er dem Corona-Virus und seiner Frau zu verdanken. Denn als in Pandemiezeiten auch sein Fitnessstudio die Türen verrammeln musste, sucht er nach Bewegungsalternativen. Und Elvira Hiltrop riet ihm damals: „Geh doch mal auf die Halde!“ Gesagt, getan. Und seit diesem ersten Moment der Verzückung zählt die Landmarke unzertrennlich zu Hiltrops Leben dazu.

Erst Freier Filmautor, dann erfolgreicher Hotelier

Die Natur hatte es dem gelernten Diplom-Kaufmann schon immer angetan. Einst in Studienzeiten brach er mit seiner Frau („Ich kenne sie, seit ich 18 war“) nach Südamerika auf, um im Regenwald Perus hautnah das Leben eines Indio-Stammes zu begleiten. Mit einer Filmkamera! Daraus entstand eine Dokumentation, die der WDR nach erfolgter Sichtung sofort erwarb und 1978 im Dritten Fernsehprogramm ausstrahlte. Bis 1986 arbeitete Hiltrop danach erfolgreich als Freier Filmautor.

Da er aber aus einer Hotelier-Familie stammt, war es nicht verwunderlich, dass sich das Ehepaar danach beruflich noch einmal neu orientierte. Und Eigentümer des Hotels „Zum Schwan“ mit Sitz an der Urbanusstraße in Buer wurde. Fast 30 Jahre lang sollte diese Herberge ihr Herzblut-Projekt werden. Und die vielen positiven Bewertungen von ihren Gästen aus aller Welt dienten ihnen als Beleg, dass sie ihre Sache nicht nur gern, sondern auch richtig gut gemacht haben.

Seit 50 Jahren ein Stammgast bei Schalke-Heimspielen

„Seit 2015 bin ich nun Privatier. Und die Zeit nutzen wir am liebsten für das Reisen“, erzählt Hiltrop. Bei den Planungen wirft er aber immer einen kurzen Blick auf den Spielplan des FC Schalke 04. Denn die königsblauen Fußballer haben es ihm angetan. „Ich renne da jetzt schon seit über 50 Jahren hin. Inzwischen habe ich eine Dauerkarte für die Haupttribüne“, erzählt er.

Auch die Schalker Arena lässt sich von der Rungenberghalde bestens überblicken. Doch der wichtigste Grund, warum er so oft dort ist, habe laut Hiltrop gar nichts mit toller Aussicht oder den spektakulären Fotomotiven zu tun. „Wenn ich da oben bin, habe ich nach einer Viertelstunde den Kopf völlig frei.“ Es ist der Zauber eines für ihn magischen Ortes.

Daten und Fakten zur Fotoausstellung in der „Werkstatt“

Die Foto-Ausstellung mit dem Titel „Ganz schön haldig“ wird am Dienstag, 17. Dezember, um 19 Uhr in der „Werkstatt“ (Hagenstraße 34) in Buer eröffnet. Ralf Kolecki aus dem Vorstandsteam wird eine kurze Einführung geben. Der Eintritt ist frei. Alle Interessierten sind herzlich willkommen. Die Ausstellung ist bis einschließlich 7. Januar zu sehen: Di.-Fr. 16-18 Uhr. Weitere Öffnungszeiten an den Wochenenden werden noch bekanntgegeben.