Gelsenkirchen-Erle. Im März dieses Jahres hatte Real seine Filiale in Gelsenkirchen-Erle geschlossen. Jetzt deutet sich eine Nachfolge-Lösung für das Gebäude an.

  • Die Supermarktkette Real hatte sich im März aus dem Gebäude in Gelsenkirchen verabschiedet.
  • Doch jetzt deutet sich eine Nachfolgelösung für den Leerstand in dem Gebäude an.
  • Mehr als 40 Jahre war Real zuvor in Gelsenkirchen - mittlerweile ist die gesamte Supermarktkette Geschichte.

Es ist ein trister Anblick, der sich den Autofahrern auf der Emscherstraße in Gelsenkirchen-Erle derzeit bietet: Da, wo sich vor einem Jahr noch die Autos der Kundinnen und Kunden tummelten, steht der große Parkplatz leer, genauso leer steht das große Gebäude, das bis in den März hinein noch den Supermarkt Real beheimatetet. Doch mit dem Leerstand ist es wohl demnächst vorbei.

Seit Ende März geschlossen: Die Real-Filiale an der Emscherstraße in Gelsenkirchen. Jetzt scheint klar, wie es weitergeht.
Seit Ende März geschlossen: Die Real-Filiale an der Emscherstraße in Gelsenkirchen. Jetzt scheint klar, wie es weitergeht. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Wie diese Redaktion erfuhr, wird dort wohl in absehbarer Zeit eine Filiale der Supermarktkette Kaufland eröffnen. Kaufland hat bei der Stadt Gelsenkirchen bereits eine entsprechende Bauvoranfrage gestellt, die positiv beschieden wurde. Das Unternehmen wollte das auf Nachfrage allerdings nicht bestätigen: „Wir bleiben expansiv, daher sind grundsätzlich viele Handelsstandorte für uns interessant und wir prüfen entsprechende Standorte individuell“, blieb Kaufland-Sprecher Dominik Knobloch eher allgemein. Eine wesentliche Rolle spiele dabei die Verkehrsinfrastruktur, die Funktionalität der Gebäude sowie weitere Faktoren wie unter anderem das Einzugsgebiet und die Größe der Verkaufsfläche ab 2.500 Quadratmetern. „Auch die Gegend in und rings um Gelsenkirchen ist durchaus ein interessantes Gebiet, wir bitten Sie jedoch um Verständnis, dass wir keine Aussagen zu möglichen Planungen an einzelnen Standorten machen“, so Knobloch.

Mehr als 40 Jahre lang gab es die Real-Filiale an der Emscherstraße: Jetzt steht das Gebäude leer

Nach mehr als 40 Jahren vor Ort hatte Real am 23. März 2024 die Türen seiner Gelsenkirchener Filiale für immer geschlossen. Die Supermarktkette ist mittlerweile bundesweit Geschichte. Der Finanzinvestor SCP, der die Kette mit ihren damals 276 Märkten im Jahr 2020 vom Handelskonzern Metro erworben hatte, kümmerte sich um die Zerschlagung und den Weiterverkauf der Real-Filialen. Im September 2023 stellte „Mein Real“ dann einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung. Der 1981 eröffnete Supermarkt in Gelsenkirchen-Erle war unter den letzten 49 Real-Märkten, die im März dicht gemacht wurden. Betroffen waren bundesweit rund 2500 Mitarbeitende, darunter rund 100 in Gelsenkirchen.

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Dass sich dort demnächst eine Kaufland-Filiale ansiedelt, ist keine große Überraschung. Nach dem bekanntgewordenen Aus für Real hatte Kaufland bereits Interesse an der Übernahme einiger Standorte geäußert. Die SB-Warenhauskette mit Sitz in Neckarsulm (Baden-Württemberg) ist genau wie der Discounter Lidl ein Tochterunternehmen der Schwarz-Gruppe, Eigentümer Dieter Schwarz wurde im Jahr 2023 vom Finanzmagazin Forbes auf Platz 1 der Liste der reichsten Deutschen geführt, mit einem Vermögen von knapp 40 Milliarden US-Dollar.

Nach Real-Aus: Das geschah mit den Mitarbeitern in Gelsenkirchen

Etwa zwei Drittel der verbliebenen rund 100 Beschäftigten am Standort Gelsenkirchen konnten laut Angaben der Stadt vom März eine Folgebeschäftigung in anderen Unternehmen finden. Weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gingen in Rente. Die Betriebsrats-Vorsitzende Sandra Huhn hatte allerdings im Frühjahr beklagt, dass sich viele Beschäftigte mit den neuen Jobs gehaltsmäßig verschlechtert hätten, da sie bei Einzelhandelsketten ohne Tarifvertrag gelandet seien.

Hätte Kaufland die Filiale direkt im Anschluss an die Real-Schließung übernommen, hätte das Unternehmen die bisher dort Beschäftigten übernehmen müssen: Das regelt Paragraf 613a des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB). Hätte Kaufland seine Filiale innerhalb einer „wirtschaftlich erheblichen Zeitspanne“ (die Rechtssprechung geht von vier bis sechs Monaten aus) eröffnet, hätte man von einem Betriebsübergang gesprochen, in diesem Fall sieht das BGB vor, dass die Mitarbeiter weiterbeschäftigt werden müssen. Nach dieser Zeitspanne spricht man von einer Stilllegung, in diesem Fall greift der Paragraf nicht.

Hinweis der Redaktion: Dieser Text ist erstmals Anfang Dezember veröffentlicht worden.