Gelsenkirchen-Buer. Das Baugebiet am Amtsgericht in Gelsenkirchen-Buer bietet einen trostlosen Anblick, es herrscht Stillstand. Doch nun gibt es Anlass zur Hoffnung.
Eigentlich erfüllt dieses Gelände alle Voraussetzungen, die es braucht, um als „Filetstück“ bezeichnet zu werden. Es ist vor allem die Lage: am Rand der Innenstadt von Buer, zehn Minuten zu Fuß von der City entfernt. Viel bessere Baugrundstücke gibt es in Gelsenkirchen kaum. Und trotzdem bietet das Gelände des ehemaligen Amtsgerichts an der Goldbergstraße im Spätherbst 2024 einen absolut trostlosen Anblick. Doch jetzt gibt es Hoffnung auf Besserung.
Einige Rohbauten stehen dort schon, aber die Witterung hat ihnen zugesetzt: Grüngraue Streifen laufen an den Wänden herunter. Aus halbfertigen Wänden ragen Moniereisen, auf dem Boden liegen Bauschutt und Bauzäune, zum Teil schon überwuchert von Gras und Unkraut. Es könnte zwei Jahre her sein, dass hier zuletzt gearbeitet wurde – oder auch 20. Für die Anwohner ist die Situation ein echtes Ärgernis.
Das waren die Pläne für das Baugebiet in Gelsenkirchen-Buer
Das alte Amtsgericht in Buer wurde 2021 abgerissen. Auf dem Gelände in fußläufiger Entfernung zur Buerschen Innenstadt, zwischen Busbahnhof und den beiden Gymnasien am Goldberg gelegen, sollen 107 Wohneinheiten in mehreren fünfgeschossigen Gebäuden entstehen. Geplant sind darüber hinaus auch Autostellplätze, 82 in einer Tiefgarage sowie 30 Außenparkplätze.
Die Wohnungen werden zwischen 51 und 80 Quadratmeter groß. Vermietet werden sollen sie durch den Gelsenkirchener Wohnungskonzern Vivawest. Die ursprüngliche Planung sah vor, dass das Essener Bauunternehmen Harfid die Gebäude errichten sollte, Vivawest würde diese dann nach Fertigstellung kaufen und weitervermieten.
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Im September 2021 hatten Vertreter von Vivawest und Harfid noch die Pläne in der Bezirksvertretung Nord vorgestellt, damals war noch die Rede davon, dass die Bauarbeiten bis Oktober 2023 abgeschlossen seien würden. Daraus wurde bekanntlich nichts: Das Essener Unternehmen Harfid meldete im September 2022 Insolvenz an, da waren die Bauarbeiten an der Goldbergstraße schon zum Stillstand gekommen.
Zwar hatte Harfid-Chef Harfid Hadrovic für das Bauvorhaben in Buer eine eigene Projektfirma gegründet, diese meldete allerdings Ende 2023 ebenfalls Insolvenz an. Zuvor waren mehrere Rettungsversuche für Harfid, etwa der Einstieg des Investors Whitefield, gescheitert.
Das plant der Wohnungskonzert Vivawest jetzt
Im Frühjahr hatte sich Hadrovic zu Wort gemeldet. Er nannte als einen Grund für den Stillstand die explodierten Preise auf dem Baumarkt: Die Kalkulation für die Kosten sei bereits im Jahr 2018 erfolgt, in der Zwischenzeit sei bekanntlich viel passiert: Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg und Energiekrise hätten die Preise deutlich nach oben getrieben. „Der damals vereinbarte Preis war nicht mehr realistisch“, so Hadrovic im März.
Jetzt deutet sich aber einer Lösung an. Wie Vivawest auf eine aktuelle Anfrage der Redaktion mitteilte, befinde man sich in Gesprächen mit den Beteiligten, unter anderem dem Harfid-Insolvenzverwalter. Das Ziel: Vivawest will das Grundstück selbst erwerben, um das Bauvorhaben in Eigenregie zu Ende zu bringen.
„Die Gespräche mit den Projektbeteiligten laufen weiter und wir sind zuversichtlich, den – aufgrund der komplexen Sachlage leider sehr langwierigen – Prozess Anfang 2025 erfolgreich abschließen zu können“, teilte Vivawest-Sprecher Jens Rospek mit. „Sobald der Grundstückserwerb durch Vivawest erfolgt ist, wollen wir das Bauvorhaben schnellstmöglich fortsetzen.“