Gelsenkirchen-Schalke. In Schalke geht die Angst um: Elektroband ist begehrter Werkstoff. Aber der Konzernumbau bedroht die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts.
Nachdem der Vorstand von Deutschlands größtem Stahlkonzern Thyssenkrupp Steel Pläne zum Abbau von 11.000 Arbeitsplätzen und Kürzungen bei den Gehältern vorgelegt hat, geht auch bei Thyssenkrupp Electrical Steel in Schalke die Angst in der Belegschaft um. Betriebsrat Rouven Ratter: „Bleiben Zukunftsinvestitionen in den Standort Gelsenkirchen aus, wirkt sich das mittelfristig als existenzbedrohend aus.“
Thyssenkruppp Electrical Steel in Schalke: Ohne mittelfristige Millioneninvestitionen ist die Existenz bedroht
Am Schalker Markt wird mit dem kornorientierten Elektroband ein zukunftsträchtiger Werkstoff der Energiewende hergestellt, der unter anderem für Transformatoren benötigt wird. 700 Menschen sind dort beschäftigt. Bislang gibt es Ratter zufolge „kein Absatzproblem auf dem Markt“, dass kann sich aber ändern, wenn die Technik auf nicht mehr zukunftsfähig sei.
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„Wir sind in Europa der einzige Hersteller, der die Energiewende mit begleitet. Verabschiedet sich der Konzern von der Produktion von Elektroband, so überlassen wir den Markt der Konkurrenz aus Asien“, erklärt der Betriebsrat. „Weltweit gibt es nämlich nur sechs oder sieben Mitkonkurrenten.“ Notwendig für den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit des Werks an der Kurt-Schumacher-Straße 95 sei eine Investition in „zweistelliger Millionenhöhe“, beispielsweise in eine modernere Ofentechnik.
Das monatelange Gezerre um die Aufstellung des Konzern, nicht zuletzt auch der Radikal-Plan von Konzernchef Miguel López, habe auch in Gelsenkirchen Spuren hinterlassen, berichtet Rouven Ratter, der am Dienstag aus einer Sitzung mit dem Vorstand kam. „Die Kolleginnen und Kollegen sind unruhig, sie haben das Gefühl, völlig in der Luft zu hängen“, beschrieb der Betriebsrat die vorherrschende Gefühlslage. In Sorge sei die Belegschaft unter anderem über die Umbaupläne des Konzerns, als Beispiel nannte Ratter Ausgliederungen auf externe Dienstleister oder neue Betreibermodelle. Ratter: „Am Ende können wir uns nicht wehren gegen Zusammenlegungen.“
Am Standort Gelsenkirchen sind nach Angaben des Betriebsrates vorerst keine Aktionen geplant. Man werde sich aber mit dem Gesamtbetriebsrat und der Gewerkschaft IG Metall abstimmen.