Gelsenkirchen. Christian Krajewski und sein Team backen derzeit mehr als 700 Stollen. So will der Konditor von Gatenbröcker 2024 wieder einen Rekord brechen.
Wenn Christian Krajewski von seiner liebsten Jahreszeit erzählt, dann kann man das Funkeln in seinen Augen sehen. „Schon während der Lehre hatte ich ein Faible für diese Zeit“, sagt der 35-jährige Konditor demnach auch. Es duftet schließlich ganz wunderbar, mitten in der Backstube der Bäckerei Gatenbröcker in Gelsenkirchen-Erle. Wie in einer Weihnachtsbäckerei vielleicht. Hier werden gerade Zimtsterne gebacken, dort andere süße Leckereien, und: der echte Gelsenkirchener Christstollen. Der unter Christian Krajewskis Händen und dem seines Teams der Emscherstadt in diesem Jahr einen neuen Rekord bescheren soll: Schon seit Tagen sind sie in Arbeit, um den wohl längsten Christstollen Gelsenkirchens zu backen.
Rekord: In Erle entsteht Gelsenkirchens längster Christstollen
Im vergangenen Jahr wurde der Stollenverkauf auf dem Weihnachtsmarkt in Resse zu einem der Höhepunkte. Mit dem Verkauf der Kuchenstücke sammelte Organisator Michael Zurhausen für den guten Zweck, das Geld kam der Bethel-Stiftung zugute. In diesem Jahr sollen die Stollen-Scheiben möglichst viel Erlös für die Paulus-Gemeinde in Resse bringen. Der Preis: drei Scheiben für zwei Euro.
Verkauft werden sie während des Advents-Festes in Horst, das am 1. Dezember auf und an der Essener Straße stattfindet. Dort will die Horster Werbegemeinschaft den Stollen präsentieren – „weit über zehn Meter“ soll der lang werden, verspricht Zurhausen. Wie lang genau, das bleibt noch ein Geheimnis. Schließlich soll ja noch die Spannung gehalten werden. Dass die Aktion wieder ein Erfolg wird, davon geht Zurhausen aus. Nicht zuletzt, weil ja auch ein verkaufsoffener Sonntag für diesen Tag in Horst angesetzt ist.
Klar ist indes, was zwingend zum guten Stollen dazugehört: 15 Kilogramm Butter, 70 bis 80 Kilogramm Grundteig, dazu unzählige Mandeln, in Rum eingelegte Rosinen, Orangeat, Zitronat. Und eine geheime Gewürzmischung, über deren Zusammensetzung der „Mantel des Schweigens“ gelegt wird, wie Christian Krajewski lachend sagt. Die wichtigste Zutat ist: Zeit. Jeder einzelne Stollen, und vorher natürlich der Teig, müssen ordentlich durchziehen, werden später sogar noch in einer Zuckerlösung getränkt. Und wenn man dem Abteilungsleiter für Feingebäck beim Stadtbäcker so zuhört, dann ist es eine echte Wissenschaft, diese Sache mit dem Stollen-Backen.
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Denn der Teig sei schließlich „hochempfindlich“, man müsse sehr vorsichtig mit ihm sein, sagt Krajewski. Das liege vor allem an der Butter, deren Schmelzpunkt bei etwa 28 Grad liege. Jede Minute mehr in der großen Knet- und Rührschüssel sorge gleichsam auch für einen Grad mehr Temperatur – die Gefahr ist demnach groß, dass sich das Fett vom Rest des Stollen-Teigs verabschiedet. Und das kann bei den Mengen, die Gatenbröcker herstellt, auch aufgrund der hochwertigen Zutaten schon mal teuer werden.
Gebacken werden die Stollen mit besonderer Aufmerksamkeit, zu Anfang bei 210 Grad Ofentemperatur, später wird heruntergestellt auf 190 Grad. Das immerhin darf Christian Krajewski, der mit seiner kleinen Familie in Ückendorf lebt, und einst bei der Bäckerei Heinisch sein Handwerk gelernt hat, verraten. Und auch die Backzeit, die bei den großen Stücken bei knapp einer Stunde, bei den kleinen 200-Gramm-Stollen bei etwa 30 Minuten liege.
„Auf knapp 1000 Stollen werden wir in diesem Jahr kommen“, schätzt Gatenbröcker-Verkaufsleiter Michael Hornberg. Zunächst einmal gehen sie aber von 700 Exemplaren aus – plus dem Stollen-Weltrekord. Im vergangenen Jahr gab es bei Gatenbröcker zum ersten Mal die kleineren Versionen: „Die sind extrem gut angekommen“, erinnert sich Hornberg. Eventuell wolle man auch auf die kleinere Version des leckeren Gebäcks umschwenken, das aber wird sich erst in der nächsten Zeit entscheiden, je nach Nachfrage.
20.000 bis 30.000 Schritte macht Christian Krajewski nach eigenen Angaben pro Schicht, er sagt auch: „Es ist immer viel Arbeit und geht sicherlich auch auf die Knochen“ – ob das, was er da macht, denn sein Traumjob sei? Für den Familienvater gibt es nur eine Antwort: „Ich mache das so gerne und so energisch“ – also: natürlich. Und selbstverständlich isst er all das, was er und sein Team so produzieren, „sehr gerne“. Über seine Arbeit sagt er: „Ich mache das mit Leidenschaft“.
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Um ihn herum geht das große Backen indes weiter, es ist kurz nach Mittag, der Betrieb, die Öfen, das Teigformen, all das läuft noch. „An 16 Stunden am Tag wird hier produziert“, erklärt Christian Krajewski, in zwei Schichten, nicht nur Kuchen und Konditorwaren, sondern auch Brote und Brötchen. Dass der Beruf des Bäckers viel familienfreundlicher ist als bislang stets verbreitet, dafür ist Krajewski wohl das beste Beispiel. Wenn er am frühen Nachmittag nach Hause komme (um 6 Uhr hat er seine Schicht begonnen), dann bleibe immer noch genug Zeit, um sich um den Nachwuchs zu kümmern.