Gelsenkirchen-Ückendorf. In Gelsenkirchen testet Comedian Michael Mittermeier sein Programm „Flash Back - Die Rückkehr der Zukunft“. Und zeigt sich sentimental.

Welches Geschenk kann ein Bayer dem Papst machen? Zur Not zwei Weißbiere. Bitte? Doch, das geht. Michael Mittermeier hat sein Publikum in der ausverkauften Heilig-Kreuz-Kirche von Anfang an im Griff, kann seine „Jokes“, wie er sie nennt, wieder herauskramen und neu ein- und aufbauen. Dabei kann er frech, sentimental, zotig und sogar melancholisch sein, aber er ist unbedingt authentisch, glaubwürdig und platziert seine Pointen.

Dabei ist es eine Preview seines neuen Programms „Flash Back - Die Rückkehr der Zukunft“, das er so noch bis zum Jahresende auf verschiedenen Bühnen testen und zurechtfeilen will. Den Gelsenkirchenern gefällt es jedenfalls schon so. „Der bleibt drin“, kommentiert der 58-jährige Bayer zwischendurch mal und macht einen Haken an einen Kalauer. Dabei muss er nicht einmal ausformulierte Sätze bringen, die Andeutung reicht.

Die Beziehung zu seiner Therapeutin ist toxisch

Die Bilder kehren in den gut zwei Stunden des Programms wieder, wie wohl die Zukunft auch. Dass seine teure Therapeutin manchen Witz bei ihm ausprobiert, wurmt ihn. Wenn heute Abend auch noch gelacht wird, um so mehr. Da knurrt er über den Applaus. Schließlich hat er mit der Therapeutin eine geradezu toxische Beziehung.

Volles Haus für Michael Mittermeier, die Heilig-Kreuz-Kirche war zur Preview ausverkauft.
Volles Haus für Michael Mittermeier, die Heilig-Kreuz-Kirche war zur Preview ausverkauft. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

Aber er hat auch echte Feindbilder, die immer wieder auftauchen. Die Deutsche Bahn, die Zeitreisen möglich macht, wenn der Anschlusszug schon in der Vergangenheit ist, also Verspätung hat. Andi Scheuer, ehemaliger Bundesverkehrsminister, „der zweite, der in Deutschland was mit Autobahnen versucht hat“. Alles Braune, und was in den Dunstkreis kommt, wohl ein Kindheitstrauma, als seine Eltern aus dem Sonnenurlaub zurückkamen. „Damals kannten wir ja nur Tiroler Nussöl“, witzelt er. Den Kalauer landet er bei der älteren Generation „als Pflegebeitrag“.

Alternative Fakten führen zu gefühlter Politik

Elon Musk, „den Tesla-Sepp“, hat er bald noch mehr im Visier als Donald Trump, „den Meister im Angstmachen“, und über den selbst sein designierter Vize J.D. Vance gesagt habe, er sei „entweder ein zynisches Arschloch oder der nächste amerikanische Hitler“. Mittermeier sieht vorsichtshalber nach, ob er richtig zitiert hat. Bei Musk hofft er, wenn der tatsächlich bald Menschen zum Mars bringe, dass er die auch begleite. Was „Michel“ nicht versteht: „Dass Trump und Musk glauben, es hat keine Konsequenzen im wirklichen Leben, wenn sie ihr Cybermobbing veranstalten.“ Schließlich habe es früher Fakten gegeben, „auf dem Zeugnis oder beim Schwangerschaftstest, und keine alternativen Fakten. Das ist dann für ihn auch ‚gefühlte Politik‘“.

Denn Mittermeier hat auf der Liste auch die Übergangsjacke. Die gab es früher ebenso wenig wie „gefühlte Temperaturen“. Aber heute wäre schließlich auch eine Sprengstoffweste eine Übergangsjacke, so im transzendentalen Sinne. Apropos Übergang in anderes Bewusstsein: Mittermeier amüsiert sich köstlich darüber, dass das Kiffen legalisiert wurde. „Und wann genau? Am 1. April.

Die Weißbiere kamen nicht bis zum Papst

Warme Worte und Hochachtung hat er dagegen für den Urgroßvater, den Erfinder, der ihn auf die Idee brachte. Denn dessen Zeitmaschine stand lange unberührt im Keller.

Die Papstaudienz ist für ihn als „sehr zerrissenen Katholiken und Skeptiker als Comedian“ etwas Besonderes, Anrührendes gewesen, das macht er sehr deutlich. Und dann hat er, nur er, den Heiligen Vater zum Lachen gebracht mit seinem Geschenk. Ein pinkes Auswärtstrikot, bedruckt mit „Franziskus“ und der Rückennummer 10, wie sie Diego Maradona trug, für den Argentinier, das kam an. Die beiden Weißbiere, die musste er schon am Flughafen leeren, also: bayerisch. „Für den Papst, im Handgepäck, das glaubt dir kein Zöllner“, und wegkippen, das ging natürlich nicht.